Montag, 25. Februar 2013

Tage in Burma (8): Am Inle-See


 20.1.2013 und 21.1.2013

Der Inle-See ist der zweitgrößte See in Burma, 22 km lang und 11 km breit. Um ihn herum erheben sich die bis zu 2000 m hohen Shan-Berge, der See selber liegt auf ca. 900 m. Mit durchschnittlich nur 3 m Tiefe ist es ein eher seichtes Gewässer. Nur deshalb gibt es die schwimmenden Gärten, für die der See so bekannt ist, die Beete werden am Wassergrund befestigt. Breite Gürtel aus Wasserhyazinthen säumen den Uferbereich, vom Land her kommt man also nicht wirklich an den See heran. Eine Radtour macht auch wenig Sinn, weil die Straße mit weitem Abstand am See vorbeiführt und auch gar nicht ganz durchgeht. Man muss also aufs Wasser, um den Inle-See wirklich zu erleben. Das nehmen wir schon am nächsten Tag in Angriff und gehen früh zum Kanal, der den kleinen Ort Nyaungshwe mit dem 5 km entfernten See verbindet. Hier fahren die Touristenboote ab, mit einer Kapazität von 5 bis 6 Personen, wir halten nach Mitpassagieren Ausschau. Wir haben sehr großes Glück, dass wir einen Engländer ansprechen, der schon oft am Inle war und sich mit den Gepflogenheiten auskennt. Normalerweise klappern die Ausflugsboote nämlich vorzugsweise Souvenirshops ab und vom Leben der „Intha“, der „Menschen vom See“, wie sich die Ethnie selber nennt, die um den See herum wohnt, bekommt man dann gar nichts mit. Der Engländer hat schon eine alternative Tour ausgehandelt und nichts dagegen, dass wir uns anschließen. Am Ende sind wir eine internationale Gruppe: ein junges polnisches Paar, ein Brasilianer, der Engländer und wir. Wirklich viel zu sagen haben wir uns nicht, wie sich später beim Mittagessen herausstellt, aber wir wollen ja auch nicht den Rest des Lebens zusammen verbringen. Die Tour dauert den ganzen Tag, wir kommen erst gegen Abend zurück.

Die große Attraktion auf dem See sind die Einbeinruderer. Die Intha haben nämlich eine ganz spezielle Rudertechnik. Auf ihren schmalen Booten balancierend, schlingen sie einen Fuß um das Ruder und bewegen es im Stehen. So bleibt die andere Hand zum Fischen frei. Außerdem lässt es sich mit dieser Rudertechnik in den schmalen Kanälen zwischen den schwimmenden Gärten gut manövrieren. An der Einfahrt zum See warten die Einbeinruderer schon, um ihr Können zu demonstrieren, sieht elegant, aber ziemlich schwierig aus. Wahrscheinlich werden die Ruderer für ihren Auftritt bezahlt, aber so kommt der Tourismus wenigstens den Leuten direkt zugute. Nur eine Inszenierung für die Touristen ist das übrigens nicht, wir sehen später in der Ferne jede Menge Intha, die auf diese Weise rudern und fischen. Die Stimmung auf dem See ist schön, die Sonne geht gerade hinter den Bergen auf und die frische Morgenluft weht uns um die Ohren. Am Inle-See findet alles Leben in und auf dem Wasser statt, hier wird gebadet, gewaschen, gespült. Ganze Dörfer stehen auf Stelzen im Wasser, es gibt sogar Stelzenhotels.

Wie viele Touristen mit uns zusammen auf dem See unterwegs sind, merken wir erst, als wir einen großen Markt ansteuern, dort liegt alles voller Ausflugsboote. Auf dem interessanten Markt gibt es alles, was es auch bei uns auf Wochenmärkten gibt: Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Blumen, Kleidung, Haushaltswaren, Ess-Stände etc. – nur eben viel exotischer. Ein paar Stopps bei Werkstätten mit Souvenirverkauf bleiben uns dann doch nicht erspart, wir sehen Zigarrendreher, Schirmemacher, Papierhersteller und halten bei den sehr traurig aussehenden „Longneck“-Frauen. Im Dorf Indein machen wir eine längere Pause und können ein großes Pagodenfeld besichtigen. Zum Abschluss der Tour zeigt uns der Bootsführer noch schwimmende Gärten, die zuverlässige Lieferanten von wohlschmeckendem Gemüse sind. Wegen des milden Klimas kann hier mehrmals jährlich geerntet werden. Nach diesem spannenden und interessanten Ausflug kehren wir gegen 17 Uhr wieder nach Nyaungshwe zurück.

Wir beschließen, noch einen weiteren Tag am Inle-See zu bleiben. Also lassen wir den Montag ganz ruhig angehen. Ausnahmsweise klingelt der Wecker mal nicht um halb sechs. Nyaungshwe ist für einen Ruhetag keine schlechte Wahl. Der kleine, überschaubare Ort ist zwar nicht besonders attraktiv, bietet aber alles, was das Traveller-Herz begehrt: Pizza, Pasta, Hamburger, Bananenpfannkuchen, Internet etc. und hat sich deshalb zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. So viele Touristen wie hier haben wir sonst nur in Bagan gesehen. Es gibt auch einige Restaurants mit authentischer lokaler Kost. Im Linn Htet Restaurant essen wir richtig gut, was uns auch wieder ein bisschen mit der burmesischen Küche versöhnt. V.a. das Kartoffel- und Kürbiscurry sind hervorragend, ebenfalls der Teeblattsalat, eine burmesische Spezialität, und der sehr schmackhafte Avocadosalat. Am Nachmittag machen wir eine kurze Fahrradtour und stoßen dabei zufällig auf die Red Mountain Estate Vineyards & Winery, ein Weingut in den Hängen am Inle-See. Seit 2002 werden hier verschiedene Traubensorten angebaut und zu vorzüglichen Weinen verarbeitet, wie wir bei einer Weinverkostung feststellen können.

Dann ist der faule Ruhetag auch schon vorbei. Am Abend holen wir unsere Wäsche ab, die ich heute Morgen in Auftrag gegeben hatte. Mich wunderte etwas, dass hier, relativ teuer, per Wäschestück abgerechnet wird und nicht, wie z.B. in Thailand üblich, per Gewicht. Als ich im Laufe des Nachmittags einmal zufällig aus dem Fenster schaue, sehe ich unten eine Frau an einem Waschbrett arbeiten und verstehe, warum man hier jede Socke einzeln berechnet: Unser Hotel hat über 30 Mehrbettzimmer, dazu noch ca. 20 Bungalows – und hier wird alles per Hand gewaschen, die Bettwäsche und die Gästehandtücher inklusive!   



Auf dem Inle-See wird vor allem mit Reusen und Netzen gefischt.



Inle-Fischer bei der Arbeit (1)



                                     Inle-Fischer bei der Arbeit (2)



                                     Inle-Fischer bei der Arbeit (3)



                               Manche der  Fischer sind richtige Artisten.




       Auch Frauen und Mädchen sind häufig mit Ruderbooten unterwegs.



Größere Distanzen auf dem See werden mit Motorbooten zurückgelegt.



Die Häuser der Intha stehen auf Stelzen im See.



Stelzenhaus (2)



Stelzenhaus (3)



  Stelzenhaus (4)



An jedem Wochentag ist in einem der Dörfer am Inle-See Markt. 
Die Besucher kommen natürlich per Boot.



Pagodenfeld, vom Boot aus gesehen



 Die Longneck-Frauen gehören zum Stamm der Karen und stammen nicht vom Inle-See. Sie werden als Touristenattraktion hierhin gebracht.



Trauriges Longneck-Mädchen



Dieses junge Mädchen stellt zusammen mit einigen erwachsenen Frauen Zigarren her. Als wir sie fragen, warum sie hier arbeite, anstatt zur Schule zu gehen, antwortet sie lachend in recht gutem Englisch:
 "Heute ist doch Sonntag, da habe ich schulfrei und kann meiner Mutter bei der Arbeit helfen!"




Wir fahren gerade durch die schwimmenden Gärten, als uns dieser Einbeinruderer  entgegenkommt.





In solchen Booten werden Touristen auf dem See herumgefahren. 
Für einen ganztägigen Ausflug bezahlt man zwischen 15 und 25 US$ - pro Boot!



Ganz in der Nähe der Bootsanlegestelle



Ein Gruppe Intha kommt vom Markt zurück.



Auch Burmesinnen sind nicht immer sanftmütig.



Die "Red Mountain Estate Vineyards & Winery":
Pro Flasche muss man etwa ein Lehrer-Wochengehalt hinblättern.



Unser Restaurant-Tipp am Inle-See: Das Linn Htet - Restaurant im Zentrum von Nyaungshwe - 
natürlich dekoriert mit Bildern der "Lady",  Aung San Suu Kyi, und ihres Vaters.



Die Speisekarte



"Rice and Curry" im Linn Htet - Restaurant. Die Würzpasten auf der Basis von
fermentiertem Fisch und Chilli sind allerdings nicht unbedingt nach unserem Geschmack.



"Tea Leaf Salad" 
- eine besondere burmesische Spezialität und unser absoluter Favorit hier.
Myanmar ist das einzige Land, in dem Tee nicht nur getrunken, sondern auch gegessen wird.



Typische burmesische Restaurantküche




In Burma essen wir nur selten auf der Straße. Bei diesen frittierten Broten machen wir eine Ausnahme ...




... weil ich die Hobo-ähnliche Feuerstelle so interessant finde.