Mittwoch, 20. Februar 2013

Tage in Burma 6: Bagan

14. und 15. Januar 2013

Am frühen Nachmittag erreichen wir Bagan. Schon bei der Anfahrt bekommen wir einen kleinen Eindruck von dem riesigen Pagodenfeld, das sich über 40 qkm erstreckt. Über 2200 aufgelistete Monumente stehen auf dem Gelände, innerhalb von 250 Jahren in verschiedenen Bauphasen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert errichtet, eine einmalige Kulturlandschaft, die zu den architektonischen Highlights in Südostasien zählt. Dass noch so viele Tempel mehr oder weniger gut erhalten sind, ist wohl auch der Tatsache zu verdanken, das die alte Königsstadt Bagan in  Burmas Trockenzone liegt. Die Landschaft hat hier steppenähnlichen Charakter, derartig viel Staub und Sand haben wir nicht einmal in der Umgebung von Mandalay erlebt.

Bei so vielen Tempeln ist es nicht gerade einfach, sich zu orientieren und einen Zugang zu finden. Zu Fuß kann man hier gar nichts machen, dafür ist das Gelände  zu weitläufig. Mit den Rädern ist es auch nicht so einfach, weil es innerhalb des Pagodenfeldes praktisch nur Pisten gibt, die z. T. ziemlich tief versandet sind. Viele Touristen, die wie wir individuell unterwegs sind, mieten sich deshalb Pferdekutschen, die hier in Bagan ein beliebtes Fortbewegungsmittel auch für die Einheimischen sind.

Am Nachmittag fahren wir mit den Rädern noch zu einigen Tempeln in der Nähe unseres Hotels. Wir merken schnell, dass man die Großartigkeit dieser einmaligen Anlage nicht erfassen kann, indem man sich möglichst viele Tempel anschaut – man muss nach „oben“, in die Vogelperspektive. „Balloons over Bagan“ bietet solche Höhenflüge mit Heißluftballons an, aber die sind uns nicht nur zu teuer, sondern auch zu riskant und im übrigen in der Hochsaison schon Wochen vorher ausgebucht. Billiger (und sicherer) ist es, in den Morgen- oder Abendstunden auf einen Tempel mit Panoramablick zu steigen. Viele Tempel in Bagan  haben eine Aussichtsplattform, aber nur zu ganz wenigen darf man hinauf. Wir informieren uns im Reiseführer und fahren am späten Nachmittag zur Shwesandaw-Pagode, die besonders für den Sonnenuntergang empfohlen wird. Das ist natürlich auch in anderen Reiseführern nachzulesen und entsprechend groß  ist der Andrang, aber das hat schon etwas, wenn diese uralten Tempel, die vorwiegend aus Ziegelstein erbaut sind, von der untergehenden Sonne noch zusätzlich rot angestrahlt werden, auch wenn man dieses Erlebnis mit vielen anderen teilen muss. Wir bleiben fast bis zum Einbruch der Dunkelheit und müssen dann mächtig in die Pedale treten, um es im letzten Dämmerlicht noch bis zum Hotel zu schaffen.

Wir wohnen in Neu-Bagan und wundern uns, dass die Infrastruktur hier trotz des großen Touristenandrangs sehr bescheiden ist. Es gibt nicht einmal einen kleinen Supermarkt, der etwas besser sortiert ist, die Restaurants sind auch nicht der Renner. Das mag allerdings auch daran liegen, dass die meisten Besucher immer noch im Rahmen einer organisierten Tour anreisen und rundum versorgt werden, Individualtourismus ist noch nicht so ausgeprägt. Wir essen mehr als bescheiden zu Abend, als wir zum Hotel zurückgehen, so gegen 19.30 Uhr, sind die Straßen praktisch schon stockfinster. Abends wird es um diese Jahreszeit lausig kalt in Bagan, wir sind froh, als wir im Hotel unter unsere warmen Decken kriechen können.

Am nächsten Morgen sitzen wir schon um kurz nach 7 Uhr auf den Rädern. Ich habe gestern Abend noch ein Besichtigungsprogramm zusammengestellt, eine Mischung aus „Best of Bagan“ und Tempeln mit Panoramablicken. Wir fangen in der Nähe unseres Hotels an, der eher weniger besuchten östlichen Ecke des Pagodenfeldes, wo auch die Heißluftballons starten. Für die Morgenstimmung über dem Pagodenfeld steigen wir auf den Dhammayazika-Tempel, ist eigentlich verboten, machen aber trotzdem alle. Weiter geht es Richtung Flughafen zum kleinen Ort Minnanthu, in dessen Nähe es Tempel mit uralten Malereien zu besichtigen gibt. Auf die Besteigung des nicht weit entfernten Nanmyint-Turms, von dem aus man einen tollen Rundum-Panoramablick haben soll, verzichten wir. Der Turm, mit seiner roten Farbe zwar den Bagan-Tempeln angepasst, stammt nämlich aus moderner Zeit und ist eine Bausünde ersten Ranges, die das Gesamtbild der Tempelanlage verschandelt und u.a. dafür veranwortlich ist, dass Bagan, obwohl schon lange als Weltkulturerbestätte nominiert, immer noch keine ist. Auch bei der Renovierung von alten Tempeln ist man hier, sehr zum Leidwesen von Archäologen, nicht zimperlich und mischt z.B. munter die Stile der verschiedenen Bauphasen. 

Am frühen Nachmittag fahren wir zum Haupttempelfeld im Westen der Anlage und besichtigen die vergoldete Shwezigon-Pagode, die zu den Meisterwerken der Tempelbauten Bagans zählt und aus dem 11. Jahrhundert stammt. Es  sind keine Touristen zu sehen, kein Wunder, über Bagan brütet die Mittagshitze. Wir gönnen uns eine Pause im Restaurant des exklusiven Bagan Thande Hotels, wo schon der Prince of Wales und spätere Edward VIII 1922 residierte, und genießen den herrlichen Flussblick auf den Irrawaddy. Weiter geht es zur Bupaya-Pagode, die ebenfalls direkt am Irrawaddy liegt. Danach steuern wir noch weitere Tempel in der Nähe an und fahren gegen Abend über sandige Pisten zum Dhammayazika-Tempel zurück, wo wir  am Morgen angefangen haben und jetzt die Abendstimmung genießen, eine runde Sache also und ein langer Tag, 12 Tempel haben wir heute angeschaut. Am nächsten Tag steht dann die erste Etappe unserer Weiterreise Richtung Inle-See auf dem Programm.



Pagodenfeld von Bagan: Eindrücke und Begegnugen


      Pagodenfeld kurz vor Sonnenuntergang, von der Shwesandaw-Pagode aus       gesehen: Die pyramidenförmige Dhammayangyi-Pagode rechts hinten im       Bild stammt aus dem 12. Jahrhundert und gehört zu den augenfälligsten Bauwerken Bagans.


Sonnenuntergang über dem Pagodenfeld, 
von der Shwesandaw-Pagode aus gesehen.


  Am nächsten Morgen in der Nähe unseres Hotels: Die Heißluftballons kommen von ihrem Morgenausflug zurück.



       "Balloons over Bagan" (2)



                                        "Balloons over Bagan" (3)



Dhammayazika-Pagode im Licht der Morgensonne


         Morgenstimmung über dem Pagodenfeld, von der Dhammayazika -Pagode aus gesehen: Im Vordergrund der Thamuti-Tempel, im Hintergrund die 
         pyramidenförmige Dhammayangyi-Pagode.



Auf dem Weg zum östlichen Pagodenfeld: Hsu-Taung-Pyi-Pagode


     Östliches Pagodenfeld in der Nähe des Dorfes Minnanthu


                   Östliches Pagodenfeld, im Hintergrund etwas verdeckt der hässliche Nanmyint-Turm.




Der Nanmyint-Turm hinten links im Bild, 
eine Bausünde aus moderner Zeit, hat bisher verhindert,
 dass Bagan als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft wird.



 Auf den Spuren von Edward VIII: 
Besichtigungspause im Restaurant des Thande-Hotels in Bagan



 Am Ende eines langen Tages genießen wir von dem Dhammayazika-Tempel aus den Sonnenuntergang über dem Pagodenfeld.




Am nächsten Morgen machen wir vor unserer Abreise aus Bagan noch einen Abstecher zum östlichen Pagodenfeld.
Diese Frau posiert mit ihren beiden Kindern vor dem Tayokpye-Tempel für die Touristen, um sich ein bisschen Geld zu verdienen.




Tayokpye-Tempel und Kind (2)




Die Mutter hat ihren kleinen Sohn besonders schön mit Thanaka bemalt.




Begegnungen bei der Abreise aus Bagan (1)




Begegnungen bei der Abreise aus Bagan (2)




Begegnungen bei der Abreise aus Bagan (3)





Begegnungen bei der Abreise aus Bagan (4): Frühmorgens fahren viele Burmesen mit dem Rad zum Arbeitsplatz.





Abschied von Bagan