Freitag, 22. Februar 2013

Tage in Burma (7): Von Bagan zum Inle-See

16.1.2013 bis 19.1.2013


Eigentlich wollten wir noch einen Tag länger in Bagan bleiben, aber wir haben in Burma keine Zeit zu verschenken und gestern einen sehr guten Eindruck bekommen, also geht es doch schon heute weiter. Unser nächstes großes Ziel ist der Inle-See. Wir brechen wie immer früh auf und bekommen gerade noch mit, wie die letzten Heißluftballons nach ihrer Morgentour landen. Mit diversen Tempel-Fotostopps wird es dann doch 10 Uhr, bis wir endgültig unterwegs sind, aber wir wollen heute eh nur bis zum Mount Popa, ca. 60 km südöstlich. Hinter Bagan wird es schnell einsam, wir passieren lediglich noch einen etwas größeren Ort, ansonsten nur Dörfer mit einfachen Hütten. Wie immer erregen wir großes Aufsehen und werden begeistert gegrüßt. Bis jetzt sind wir in Burma nur flach gefahren, heute ist das Gelände wellig und der finale Anstieg zum Mt. Popa erfreut uns mit Steigungen bis zu 13 %. Wir finden eine passable, aber völlig überteuerte Unterkunft, der Nachmittagskaffee fällt aus, Strom gibt es hier nur am Abend.

Der Mt. Popa ist ein 1518 m hoher, erloschener Vulkan, eine markante, weithin sichtbare Erhebung, die im Gegensatz zu der kargen Ebene dicht bewaldet ist. Der wertvolle Baumbestand hat nur deshalb überlebt, weil die Gegend um den Berg zum Nationalpark erklärt wurde. Die meisten Besucher erklimmen allerdings nicht die Spitze des Mt. Popa, sondern mühen sich „nur“ zum seitlich gelegenen, 737 m hohen Popa Taung Kalat, auf dem Stupas und Schreine stehen und der einer der wichtigsten burmesischen Wallfahrtsorte für die Verehrung der „Nats“ darstellt. („Nats“ sind im burmesischen Glauben Geister, die den Menschen schützen, ihn aber auch bestrafen können.) Da es schon spät ist, schauen wir uns den beeindruckenden Tempelberg heute nur noch von weitem an.

Am nächsten Tag fahren wir zum Pilgerdorf am Fuße des Popa Taung Kalat. Den Aufstieg ersparen wir uns, denn wir haben heute eine lange Etappe zu bewältigen. Vom Mt. Popa geht es zurück in die Ebene. Auf der relativ guten Straße können wir, immer leicht abwärts fahrend, gutes Tempo machen. Die Landschaft bleibt eintönig, fast wüstenartig trocken. Der karge Boden gibt nicht viel her, hier wächst fast nichts, nur die hohe, stattliche und sehr fotogene Palmyrapalme sieht man häufig. Sie gehört zu den nützlichsten Palmenarten Asiens. Die Früchte kann man essen, die Stämme als Baumaterial verwenden. Aus dem süßen Saft wird Palmwein, Palmschnaps und Palmzucker gewonnen. Palmzucker hat einen eigentümlichen Geschmack, ganz anders und viel besser als Rohrzucker. Kleine Stückchen davon werden in Burma nach dem Essen gerne als Dessert gereicht, sie schmecken köstlich.

Es gibt kaum Einkehrmöglichkeiten entlang der völlig schattenlosen Strecke, hier ist es so einsam, dass nicht einmal mehr Ochsenkarren unterwegs sind, auch nur sehr wenig motorisierter Verkehr. Ausgerechnet zur heißesten Tageszeit müssen wir einen schmalen Höhenzug überqueren. Wir sind froh, als wir gegen 16.30 Uhr nach 120 km endlich in dem großen Ort Meiktila ankommen, wo es auch Unterkünfte für Ausländer gibt und wir bleiben könnten. Aber wenn wir es morgen bis Kalaw hoch oben in den Shan-Bergen schaffen wollen, müssen wir heute unbedingt noch Thazi erreichen, die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor Kalaw, sonst verlieren wir einen ganzen Tag. Also treten wir noch einmal kräftig in die Pedale und kommen nach weiteren 20 km im letzten Dämmerlicht in Thazi an. Zwischen Meiktila und Thazi fahren wir durch eine völlig veränderte Landschaft. Plötzlich ist alles grün, große Bäume säumen die Straße, überall gibt es Gemüse- und Obststände, Wassermelonen scheinen gerade Saison zu haben.Vielleicht wird hier bewässert, Meiktila liegt nämlich an einem großen künstlichen See. In Thazi finden wir eine einfache, aber saubere Unterkunft, wir essen bescheiden zu Abend und fallen danach todmüde ins Bett.

Bilanz für heute: knapp 140 km, fast 1000 Höhenmeter, 7 Stunden 45 Minuten auf dem Rad.

Am nächsten Morgen sind wir noch früher unterwegs als sonst, denn heute geht es hinauf in die Berge des südlichen Shan-Staates. Die Shan sind eine von zahlreichen Ethnien im Vielvölkerstaat Burma (offiziell gibt es in Burma 135 anerkannte Volksgruppen). Jahrhundertelang regierten sie ihr Land selbst und hoffen heute immer noch auf einen eigenständigen Staat in einem föderalen Burma. 


Gut 20 km fahren wir noch flach, dann kommt der erste Anstieg, ziemlich moderat. Einspurig und in schlechtem Zustand, wie in unserem Reiseführer zu lesen, ist die Strecke übrigens nicht mehr. Der Asphalt lässt sich gut fahren und die Straße ist relativ breit. Ich hatte mir eine einsame Bergstrecke vorgestellt, aber auch das entspricht nicht ganz den Tatsachen. Es ist schon einiges los, v.a. schwer mit Baumaterial beladene Lkws mühen sich hinauf in die Berge, irgendwo muss hier ein ganz großes Bauprojekt laufen, wir sehen auch zwei nagelneue Tankstellen. Die Lkw-Fahrer sind übrigens fast ausnahmslos nett zu uns. Sie überholen immer mit weitem Abstand und bleiben auch schon mal hinter uns, wenn es kritisch wird. Außerdem grüßen und hupen sie freundlich und winken uns oft zu.

Nach dem ersten Anstieg fahren wir ca. 40 km wellig und gewinnen kaum an Höhe. Das dicke Ende kommt dann auf den letzten 30 km, als die Straße bis nach Kalaw in endlosen Serpentinen auf über 1300 m ansteigt. Kalaw liegt am Westrand der Shan-Berge und gefällt uns richtig gut. Das kleine Städtchen hat Charme, die frische Luft hier oben wussten schon die Engländer zu schätzen, Häuser im Kolonialstil zeugen von dieser Zeit. Auf jeden Fall hat dieser hübsche Bergort touristisches Potential. Er bietet sich als Ausgangspunkt für Trekkingtouren zu entlegenen Dörfern in den Shan-Bergen an oder man kann einfach nur durch die ausgedehnten Pinienwälder in der Umgebung spazieren. 



Nach Sonnenuntergang wird es in Kalaw richtig kalt. Die Burmesen sind eingepackt wie für eine Alpenüberquerung im Winter, sie tragen dicke Mützen, Jacken, Schals, die Kinder sind vermummt wie kleine Eskimos. Statt einer Klimaanlage gibt es im Hotel warme Decken und die kann man wirklich brauchen. Auch im burmesischen Sommer herrscht in dieser Höhe nicht so eine Gluthitze wie „unten“ in der Ebene. Zum Hotelservice gehören Wärmflaschen, wir gönnen uns diesen Spaß und bestellen zwei für die Nacht Am nächsten Morgen ist in Kalaw Markt, wie uns das überaus nette Hotelpersonal informiert. Den lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Hier kommen die Bewohner der Umgebung zusammen, auch Angehörige der Bergstämme, und bieten ihre Produkte an, v.a. Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Blumen, auch ein paar kleine Stände mit Souvenirs gibt es. Die meisten Marktfrauen sitzen auf dem Boden und haben ihre Ware vor sich ausgebreitet.

Die letzte Etappe zum Inle-See ist dann relativ leicht, lediglich ca. 60 km und mehr abwärts als aufwärts – Nyaungshwe, unser Tagesziel, liegt nur noch 900 m hoch. Im Gegensatz zu gestern gefällt uns diese Strecke aber überhaupt nicht, weil der Verkehr hier sehr stark ist. Wir sind deshalb froh, als wir am frühen Nachmittag endlich in Nyaungshwe ankommen.

Am Mount Popa



Mount Popa (2)



Diese Früchteverkäuferin  am Mt. Popa steht unter besonderem Schutz.



Palmyra-Palmen in der zentralburmesischen Trockenzone



Palmyra-Palmen (2)




An einer Straßenbaustelle




Wofür ein Ochse nicht alles zu gebrauchen ist: Ölmühle neben der Straße



Dieser Palmkletterer holt  ein Gefäß mit frischem Palmwein aus der Baumkrone.




Der sehr süße frische Palmwein wird hier zu Palmzucker eingedickt.



Aus Palmwein wird hier Palmschnaps (Arrak) destilliert.



Da lacht das Chemikerherz!



Unter Schwarzbrennern




Auf dieser Straße fahren wir stundenlang nach Osten.



Begegnung mit öffentlichem Nahverkehr in Burma



    Für die "Königsetappe" nach Kalaw brechen wir sehr früh auf - 
wir rechnen mit über 1500 Höhenmetern.




Auch viele Burmesen sind jetzt schon unterwegs.




Reihenweise überholen wir langsamere Verkehrsteilnehmer.




Eine Rinderherde hält uns auf.




Im Schlussanstieg nach Kalaw: Noch rund 1000 Höhenmeter liegen vor uns.



  In Burma wird gnadenlos abgeholzt - die wertvollen Stämme werden wohl meist nach China abtransportiert.



Ausbesserungsarbeiten an der Straße:
 In alten Ölfässern wird  Teer verflüssigt.



Dieser Fruchthändler verkauft auch Bremsklötze - ein typisches Bild für Gebirgsstraßen in Myanmar. Den Feststellbremsen 
der Autos und LKWs scheint man hier nicht zu trauen ...



Bremsklotz im Einsatz




Auf den letzten Metern vor Kalaw




Angekommen! In Kalaw gehen wir gut indisch essen.
 Hier leben viele Inder und Nepalesen, u.a. auch Gurkhas,
 die zuvor in der britischen Armee gedient haben.




Für südostasiatische Verhältnisse ist es im Januar in Kalaw bitterkalt -
 entsprechend warm ist dieser Junge angezogen.




Diese nette junge Dame an der Hotelrezeption sorgt für angenehme Bettwärme.





Auch bei Temperaturen von knapp über null Grad gehen
 die Mönche barfuß zum morgentlichen Almosengang.




Almosengang in Kalaw (2)




Markttag in Kalaw (1)




Markttag in Kalaw (2)




Markttag in Kalaw (3)




Markttag in Kalaw (4)




Diese Marktfrau ist auch in hohem Alter noch unternehmerisch aktiv.




Auch viele bunte Schnittblumen werden angeboten.




Auf der Strecke zum Inle-See stört uns der ungewohnt starke Verkehr.



Auf den letzten Kilometern vor unserem Ziel, dem Inle-See