Mittwoch, 28. August 2013

Island 4: Von Höfn entlang der Ostküste nach Egilstadir







17.7.2013  bis  21.7.2013

Ein Wunder ist geschehen - in Höfn scheint die Sonne!!! Genau wie vorhergesagt - der Wetterbericht des isländischen meteorologischen Instituts war bisher immer sehr zuverlässig. Ab morgen soll es in dieser Gegend allerdings schon wieder regnen. Wir machen einen Abstecher zur Gletscherzunge Hoffellsjökull, die zum größten europäischen Gletscher Vatnajökull gehört, und fahren dann, von sehr starkem Rückenwind angetrieben, immer an der Küste entlang auf der Ringstraße 1 Richtung Nordosten. Bis zum nächsten Ort Djúpivogur gibt es auf über 100 km jetzt nichts außer ein paar wenigen Bauernhöfen und Hütten. Die gesamte Südostküste ist äußerst dünn besiedelt und nicht so fruchtbar wie der Norden. Es bleibt sonnig bis zum Abend, etwas abseits der Straße finden wir schnell einen schönen und gut versteckten Übernachtungsplatz. 


Am nächsten Morgen hängen die Wolken wieder tief, schon im Laufe des Vormittags beginnt es zu regnen. Wir machen deshalb früh in dem schönen Küstenörtchen Djúpivogur Schluss, wo es einen Campingplatz mit Küche und Aufenthaltsraum gibt. Dort versammeln sich am Abend v.a. die "autolosen" Touristen, Radfahrer, Wanderer, Tramper. Island ist bei deutschen Urlaubern offenbar sehr beliebt - zusammen mit uns sind heute Abend neun Deutsche im Aufenthaltsraum. 


Bis Reydarfjördur fahren wir in den nächsten zwei Tagen die Fjorde an der Ostküste ab: Den tiefen Berufjördur, der direkt hinter Djúpivogur beginnt, die Bucht Breiddalsvik, den kurzen Stödvarfjördur, den Fáskrúdsfjördur und den größten Fjord im Osten, den Reydarfjördur. Die Strecke ist traumhaft, immer sehr nahe an der Küste entlang, am schönsten zwischen Breiddalsvik und Stödvarfjördur. Das Beste aber ist: Wir können das alles bei gutem Wetter genießen, jeden Tag wird es sonniger und wärmer. Von Fáskrúdsfjördur verkürzt ein ca. 6 km langer Tunnel den Weg nach Reydarfjördur, wir dagegen fahren die Umgehung an der Küste der Halbinsel Vattarnes entlang. Die Strecke ist überwiegend asphaltiert und einfach nur phantastisch. 

Der Sonntag bringt tatsächlich Sonntagswetter: Auf dem Weg nach Egilsstadir verlassen wir die Küste und fahren über eine Hochebene - und können zum ersten Mal hier in Shorts radeln. Egilsstadir liegt im breiten, fruchtbaren Tal des großen Flusses Lagarfljót, es ist eine relativ junge Stadt, die als Verkehrs- und Servicezentrum der ganzen Ostregion fungiert. Der Ort ist uns schon bei früheren Wetterberichten als „Wärmespot“ aufgefallen, heute scheint dort nicht nur die Sonne - es ist auch über 20 Grad warm!!! Wir machen eine sehr lange Pause und genießen das lange entbehrte gute Wetter, aber nicht nur wir: Cafés und Restaurants sind brechend voll, der ganze Ort ist auf den Beinen.


Campingplatz Höfn: Bilderbuchwetter 


Panoramaweg am Stadtrand von Höfn 
mit Blick auf  eine Gletscherzunge des Vatnajökull


Panoramaweg (2)


Auf dem Weg zur Gletscherzunge


Pause auf dem Weg zum Hoffellsjökull


Gletscherzunge Hoffellsjökull


Hoffellsjökull(3)


Rapsfeld am Hoffellsjökull


Glockenblumen beim Gletscher


Unterwegs auf der Ringstrasse bei Sonne und Rückenwind: 
Bei diesen Bedingungen ist Island das schönste Land der Welt.


Wildzeltplatz am späten Abend


... und am nächsten Morgen :-((


Jetzt kann man die tolle Landschaft wegen der  tiefhängenden Wolken nur noch erahnen.


Achtung Sandsturm! Das brauchen wir jetzt nicht auch noch.



Typische Wollgraswiese


Wollgras-Detailfoto


Nebelfahrt


Der Hafen von Djúpivogur


Hoffnung am Abend: Kehrt die Sonne zurück?


Besser als Tunnelstress: Fast autofreie Traumstrecke 
auf der Halbinsel Vattarnes vor Reydarfjördur


Vattarnes (2)


Vattarnes (3)


Vattarnes (4)


Reydarfjördur: Wir suchen nach einem schönen Wildzeltplatz am Fjord.



Traumplatz gefunden!- Eine Nebelbank zieht auf.


Traumplatz am Reydarfjördur (2)


Blumenpracht am Reydarfjördur


In der Stadt Reydarfjördur gibt es viele schöne alte Holzhäuser.


 Holzhaus in Reydarfjördur (2)


Hütte im Hochland kurz vor Egilsstadir


Die Hütte ist verschlossen - aber bei diesem Traumwetter ist das egal.


Ab 23 °C schmeckt das isländische Softeis NOCH besser.

Samstag, 17. August 2013

Island 3: Von Blönduos nach Akureyri und Höfn



11.7.2013 bis 16.7.2013

In Blönduós bleiben wir auf dem örtlichen Campingplatz. Oberhalb davon befindet sich direkt an der Ringstraße 1 eine Tankstelle mit Shop, Imbiss und kostenlosem Internetzugang. Dort verbringen wir mehr oder weniger den Tag und arbeiten am Blog – es regnet nämlich ununterbrochen bis zum späten Nachmittag.

In einer Regenpause spazieren wir durch den Ort, der quasi zweigeteilt ist. Auf der einen Seite des Flusses Blanda, der hier ins Meer mündet, liegt der neue Ortsteil mit der hochmodernen Tankstelle, einem Supermarkt, Bäckerei etc., auf der anderen Seite liegt der historische Ortskern mit schönen alten Häusern und einer schmucken Holzkirche. Wir werfen einen Blick in das Gotteshaus: Wo früher der Altar war, steht jetzt ein Sofa – die Kirche soll in eine Art Kulturzentrum umgewandelt werden, so erzählt uns ein Isländer, Filmregisseur von Beruf, der eigentlich in Reykjavik lebt, hier aber seinen Zweitwohnsitz hat, im früheren Hospital und Ärztehaus, einem schönen alten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert.  Die Ringstraße führte einst mitten durch den alten Ortsteil, berichtet er uns weiter, der damals ein wichtiger Zwischenstopp war. Heute spielt sich das Leben auf der anderen Flussseite ab, v.a. in dem Tankstellenimbiss, wo es Hot Dogs, Hamburger, Fritten, Pizza und Coca Cola gibt, und in dem Supermarkt, der für die insgesamt 813 Einwohner ein erstaunliches Sortiment zu bieten hat. Der alte Ortsteil von Blönduós wirkt dagegen verwaist. Es gibt zwar auch ein Hotel, Restaurant und einen Campingplatz, aber dort sehen wir keine Menschenseele. Der Filmregisseur ist in Plauderlaune und erzählt uns auch noch,  dass der ehemalige amerikanische Schachweltmeister Bobby Fischer, der beste Schachspieler aller Zeiten, in Island begraben ist,  in der Nähe von Selfoss. Fischer hatte 1972, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges,  in Reykjavik in einem unvergessenen, dramatischen Kampf  („Match des Jahrhunderts“) den sowjetischen Weltmeister Boris Spasski besiegt. Später fiel das  exzentrische Schachgenie in den USA in Ungnade, wurde per internationalem Haftbefehl gesucht, erhielt schließlich in Island politisches Asyl und nahm sogar die isländische Staatsbürgerschaft an.

Am Abend hört der Regen auf, aber jetzt haben wir keine Lust mehr noch aufzubrechen. Der nächste Morgen beginnt trocken, doch kaum haben wir die Nase aus dem Zelt gesteckt, fängt es erneut zu regnen an – und regnet und regnet, wieder bis zum Nachmittag. Letztes Jahr gab es in Island einen Bilderbuchsommer, davon ist dieser Sommer meilenweit entfernt. Später brechen wir in einer Regenpause dann doch noch auf. Wir haben geplant, von Blönduós aus an den Nordfjorden entlang Richtung Osten nach Akureyri zu fahren, der zweitgrößten isländischen Stadt. Zuerst wollen wir die Skagi-Halbinsel umrunden, um so zum Skaga-Fjord zu gelangen. Kaum sitzen wir auf den Rädern, beginnt es schon wieder zu regnen. Nach nicht einmal 30 km müssen wir völlig durchnässt in dem kleinen Ort Skagaströnd Schluss machen. Aber es gibt einen schönen, ruhigen Campingplatz mit einem beheizten Aufenthaltsraum, wo wir den Rest des Tages in netter Gesellschaft eines holländischen Ehepaars verbringen. Später kommen noch Isländer an, die in der Nähe geangelt haben und  uns eine küchenfertig filetierte Forelle schenken, die wir sofort zubereiten – schmeckt köstlich!!!

Im Aufenthaltsraum hängt der Wetterbericht aus: Morgen soll es bedeckt sein, aber trocken bleiben. So brechen wir am nächsten Tag sehr früh auf. Um die Halbinsel Skagi herum führt nur eine Piste, die gleich hinter Skagaströnd beginnt. Die erste Hälfte  lässt sich gut fahren, der Rest ist teilweise schwieriger, aber wir haben kaum Steigungen. Skagi ist bis auf ein paar verstreute Bauernhöfe unbesiedelt, entsprechend wenig Autos sind unterwegs. Bis zum Mittag ist es ungewohnt „warm“, über 10 Grad und fast windstill. Sogar ein paar Sonnenstrahlen schaffen es durch die Wolkendecke. Landschaftlich ist die Strecke einfach nur wunderbar, wir fahren immer mit Meeresblick, meist etwas oberhalb der Küste. Nach Kálfshamarsvik, einem  früheren Fischerdorf, das 1940 aufgegeben wurde, führt eine Stichstraße. Von dem Ort sieht man praktisch nichts mehr, sehr eindrucksvolle Basaltsäulen direkt am Strand sind jetzt hier die Attraktion. Auf dem Weg dorthin werden wir von brütenden Seeschwalben angegriffen. Hinter Kálfshamarsvik wird die Landschaft rauher, v.a. um die Spitze der Halbinsel herum. Am Ende zieht es sich, auch weil die Piste deutlich schlechter wird. Erst gegen Abend erreichen wir die Abzweigung nach Saudárkrókur, der Ort liegt schon im Skaga-Fjord, und wieder Asphalt. Gerne würden wir hier wild zelten, wir sind schon fast 100 km gefahren, aber das Wetter sieht übel aus, bei Regen sind wir lieber auf einem Campingplatz. So fahren wir doch noch weiter, müssen über einen Bergrücken noch auf fast 300 m ansteigen, Saudárkrókur dagegen liegt auf Meereshöhe, nach der Abfahrt sind wir wie Eiszapfen. 111 km sind wir heute gefahren, davon fast 90 km Piste. Kaum steht das Zelt, beginnt es schon zu regnen. Noch nicht ein einziges Mal haben wir hier die Mitternachtssonne genießen können. Es ist lausig kalt, nur 6 Grad, und  regnet die ganze Nacht und auch noch am nächsten Morgen.

Wir überlegen ernsthaft, die Fähre umzubuchen -  mit dem Auto lässt sich so ein Wetter aushalten, aber auf dem Rad….. Wir fahren zu einer Bäckerei mit Internet, um erneut den Wetterbericht zu studieren. Gegen Mittag soll es aufklaren, morgen bedeckt, aber trocken sein. Um 11 Uhr hört der Regen auf und wir können endlich aufbrechen. Wir bleiben bei unserem Plan, an der Küste entlang nach Akureyri zu fahren. Es klart tatsächlich auf, bald radeln wir in voller Sonne. Die Strecke ist ein Traum, praktisch immer mit Meeresblick wie gestern, aber lieblicher als die Skaga-Halbinsel und viel stärker besiedelt. Leider bläst heute ein sehr starker Wind, und zwar aus Norden - das ist die Richtung, in die wir fahren. Über 20 km kämpfen wir gegen den Wind an, der sich allmählich zu einem Sturm entwickelt. Dann geben wir auf. Wir könnten natürlich auf einem Campingplatz bleiben und abwarten.  Aber auf der Strecke gibt es auch noch 15 km Tunnel, einer davon ist 7 km lang. Wir müssten in einen Bus steigen, der nur zweimal pro Tag fährt, oder auf eine Piste ausweichen, die würde allerdings über einen Bergrücken führen. Bei guten Bedingungen hätten wir das  gemacht, jetzt haben wir die Nase voll, drehen unsere Räder und fahren zurück, nach Varmahlid an der Ringstraße. Mit dem Wind im Rücken fliegen wir nur so dahin. Bis auf die Tatsache, dass man angetrieben wird, spürt man Rückenwind normalerweise gar nicht, man fährt lautlos und hört nur das Surren der Räder – ein wunderbares Geräusch. Schnell erreichen wir den kleinen Ort Varmahlid, immer noch bei bestem Wetter. Seit den Anfangstagen in Hafnarfjördur ist das der erste sonnige Abend. In Varmahlid  könnten wir bleiben und morgen durch das Landesinnere nach Akureyri fahren. Erneut studieren wir den Wetterbericht – für morgen ist starker Ostwind angekündigt, wir hätten also wieder Gegenwind,  Nein, danke. Um 22.30 Uhr fährt heute noch ein Bus nach Akureyri, den nehmen wir und kommen gegen Mitternacht an. Der Campingplatz liegt mitten in der Stadt, um 1 Uhr nachts ist es immer noch sehr hell. 

Am nächsten Tag schauen wir uns Akureyri an, es tröpfelt schon wieder. Wir erwarten eigentlich gar nichts anderes mehr, auch was die Temperatur betrifft: Über 8 Grad kommen wir tagsüber nicht hinaus. Akureyri hat ca. 18.000 Einwohner, im Vergleich dazu ist Reykjavik schon fast eine Weltstadt. Das Zentrum ist klein, aber richtig nett, mit schönen Cafés und alten Häusern, hier kann man gut einen Tag Pause machen.


Uns bleibt noch über eine Woche, um nach Seydisfjördur  zu fahren, dort legt die Fähre nach Dänemark bzw. zu den Faröer-Inseln ab. Unser ursprünglicher Plan sah deshalb vor, weiter in Richtung Osten zu radeln und dabei noch einige Fjorde auszufahren. Aber die Wetterprognosen für den Nordosten sind katastrophal, für den Südosten sieht es wesentlich besser aus, auch was die Windrichtung betrifft. Wir beschließen aus diesem Grund spontan, am nächsten Tag den Bus nach Höfn an der Südostküste zu nehmen und von dort aus nach Seydisfjördur zurückzuradeln.  Die Fahrt dauert 9 Stunden und wir verdösen sie fast komplett, aber es gibt eh nichts zu sehen, so tief hängen die Wolken.


Blönduos: Blick auf das alte Zentrum - im Hintergrund die "Neustadt"


Die alte Kirche


Sofa statt Altar - in der alten Kirche von Blönduos


Das älteste Gebäude in Blönduos


Hier wohnt ein Künstler.


Graugänse am Ortsrand


Blönduos: In dieser Tankstelle verbringen wir fast zwei Tage.


Solche kleinen Kirchen wie hier auf der Halbinsel Skagi sieht man in Island oft.


Diese jungen Isländer haben viel mehr geangelt, als sie selbst essen können
 - und schenken uns eine leckere Forelle.


In Skagaströnd (1)


In Skagaströnd (2)


Fischfabrik in  Skagaströnd:  "Kunst am Bau" 


Bauernhof auf Skagi


Skagi: In anderen Weltgegenden wäre 
solch ein Wasserfall am Meer DIE Sensation -
 hier sind wir die einzigen Touristen weit und breit.


Stichstraße nach Kálfshamarsvik


Die Basaltsäulen von Kálfshamarsvik


                             Schon wieder: Wasserfall am Meer


Islandpferde (1)



Islandpferde (2)


Fast am Ziel: Noch 15 km - 
dann haben wir die Halbinsel Skagi komplett umrundet.


Am nächsten Tag: Unterwegs nach Akureyri


Die isländischen Fahnen an diesem Automuseum flattern im Wind
 - leider kommt der von vorne und wird immer stärker.


Wir haben den Kampf gegen den Wind aufgegeben und "fliegen" zurück.


Bauernhof  an der Strecke (1)


Bauernhof  an der Strecke (2)


Café in der Innenstadt von Akureyri


Die Kathedrale ist das Wahrzeichen von Akureyri


Kurzer Stop auf der Busfahrt nach Höfn: Der Goðafoss