Mittwoch, 30. April 2014

Rund um Deutschland, Teil 2: Von Trier nach Basel


Von Trier nach Basel 

14.4.2014  bis  22.4.2014

685,32 km
4089 Höhenmeter

In den Osterferien 2014 setzen wir unsere Deutschlandumrundung fort. Am ersten Tag radeln wir von Trier aus die Obermosel hoch bis Perl. Ab Wasserbillig bildet die Mosel die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg, wir fahren auf der deutschen Seite, der Radweg ist schön geführt, meist unmittelbar am Fluss entlang und jetzt in der Vorsaison noch ganz einsam. Die Mosel ist hier eher ein Möselchen, die Hänge beiderseits des Flusses sind nur noch Hügel. Die Landschaft ist zwar nicht so spektakulär wie an der Mittel- und Untermosel mit ihren dramatischen Schleifen und steilen Weinbergen, hat aber durchaus auch ihren Reiz. Von Perl fahren wir kurz rüber zum luxemburgischen Ort Schengen, der geradezu zum Synonym für die Abschaffung der Kontrollen an den Binnengrenzen und für den freien Personenverkehr in Europa geworden ist. Entstanden ist der Schengen-Raum am 14. Juni 1985, die tatsächliche Abschaffung der Grenzkontrollen begann aber erst im März 1995.

In Perl verlassen wir das Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg und das Moseltal, was uns einen steilen Anstieg zum Saargau beschert, dem Höhenzug zwischen Saar und Mosel. Der Tag auf dem Saargau ist einer der schönsten in diesem Abschnitt unserer Tour. Einmal oben, haben wir nur noch sanfte Wellen und Hügel, immerhin zeigt unser Tacho am Abend aber fast 1000 Höhenmeter. Auf dem Saarland-Radweg, der das ganze Saarland umrundet, fahren wir oft in unmittelbarer Nähe zur französischen Grenze, haben weite, offene Blicke, radeln durch Streuobstwiesen und an ausgedehnten blühenden  Rapsfeldern vorbei – es ist einfach nur wunderbar und total einsam, wir begegnen keinem einzigen anderen Radler. Der Saargau wird übrigens auch von Sarah Wagenknecht zum Radeln geschätzt – wie wir später zufällig in der Saarbrücker Zeitung lesen.

Vom Saargau geht es steil hinunter ins Saartal und auf den Saar-Radweg. Wir schauen uns das UNESCO-Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ an, aber nur von außen, und frieren in der Fußgängerzone von Saarbrücken in einer Kaffeepause – das Wetter könnte wirklich besser sein.  Hinter dem lothringischen Ort Sarreguemines (dt. Saargemünd) verlassen wir die Saar und folgen für kurze Zeit dem Bliesgau-Radweg, der hier identisch ist mit dem Saarland-Radweg, auch eine wunderschöne Strecke durch das liebliche Tal der Blies. In Gersheim verlassen wir den Saarland-Radweg dann endgültig und fahren quer rüber über Berg und Tal zum Pfälzer Wald, wieder zurück in meine Heimat Rheinland-Pfalz. Das wird ein anstrengender Tag mit über 1000 Höhenmetern.

An Karfreitag radeln wir sehr grenznah zunächst auf der Rheinland-Pfalz Radroute, die das ganze Bundesland umrundet, später auf dem Hornbach-Fleckenstein-Radweg steil hoch zur mittelalterlichen Burgruine Fleckenstein in Frankreich. Gestern hatten uns Deutsche erzählt, dass an den Osterfeiertagen in Frankreich alle Geschäfte geöffnet seien, aber in dem hübschen Ort Wissembourg müssen wir feststellen, dass das nicht der Fall ist, im Gegenteil, wir müssen lange suchen, bis wir ein Café für eine Kaffeepause gefunden haben. Am Abend sind wir wieder in Deutschland, auf dem Rhein-Radweg. Nach über 100 km belohnen wir uns am hochheiligen Fasten-Karfreitag ganz und gar nicht enthaltsam zum Abendessen mit einer üppigen Spätzlemahlzeit.

Am nächsten Morgen geht es mit der Fähre über den Rhein wieder zurück nach Frankreich. Für den Ostersamstag sind wir bei Martine und Dominique in Duntzenheim angemeldet, Radlerfreunden, denen wir 2013 in Kambodscha auf dem Weg nach Kratie begegnet sind und die wir jetzt besuchen möchten. Deshalb machen wir einen Schlenker etwas tiefer ins Elsass hinein. Martine und Dominique wohnen in einem schönen alten Fachwerkhaus, das sie selbst renoviert haben. Mir fällt gleich auf, dass Martine Englisch mit einem deutschen Akzent spricht – sie ist gebürtig von hier und quasi mit Elsässisch, einem alemannischen Dialekt, als „Muttersprache“ aufgewachsen, Französisch hat sie erst in der Schule gelernt. Beim Abendessen mischen wir Französisch, Englisch und Deutsch bunt durcheinander, dazu verzehren wir etliche Flammkuchen, die Dominique nach und nach in den superheißen Holzofen schiebt. „Flammekueche“, so die alemannische Bezeichnung, wird laut Martine traditionell mit „Bibbeleskäs“ (alemannisch für „Quark“), Zwiebeln, Speck und superdünnem Hefeteig zubereitet, ist in nur wenigen Minuten fertiggebacken und schmeckt köstlich.

Unsere Radlerfreunde sind im Oktober 2013 zurückgekommen, nach fast 2 Jahren Abwesenheit. Während wir unsere fünf Sabbatjahre immer als „Rund-um-die-Welt“-Trip geplant haben, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und vielen Flügen, war für Martine und Dominique von Anfang an klar, dass sie ihre geplante Route über die Seidenstraße möglichst komplett aus eigener Kraft bewältigen wollten, also mit den Rädern von zu Hause aus los und auch wieder zurück. Die Seidenstraße ist unter Radfahrern sehr populär, aber die meisten wählen für die Rückreise das Flugzeug. Martine und Dominique sind die ersten, die wir kennengelernt haben, die nach Asien hin- und wieder zurückgeradelt sind, jedenfalls fast komplett. Wegen Visaproblemen mussten sie einen Teil mit der Transsib fahren und wegen politischer Unsicherheiten auch einmal ins Flugzeug steigen. Respekt vor dieser Leistung!

Über Ostern bleiben wir im Elsass. Der Ostersonntag bringt gutes Wetter, wir fahren über Saverne steil hoch zur Felsenburg Hohbarr, ein Tipp von Martine. Dann weiter über Wasselone, Rosheim und Obernai nach Barr, alles schöne Orte mit den für das Elsass so typischen Fachwerkhäusern in Blau, Rot, Gelb.... In Barr folgen wir, schon ziemlich müde nach fast 100 km, der Ausschilderung zu einem Campingplatz. Nur noch 3 km, stellen wir erleichtert fest, die werden wir jetzt auch noch schaffen. Was wir nicht wissen: Wir befinden uns auf der D 854, die zum fast 800 m hoch gelegenen Odilienberg mit dem berühmten Kloster Monte Sainte Odile in den Vogesen führt. Schon bald beginnt die Straße anzusteigen und steigt und steigt ...... Auf fast 500 m liegt dann der Campingplatz, immerhin ist er klein und ganz ruhig.

Der Ostermontag beschert uns Regen, es schauert und nieselt fast bis zum Abend, sehr schade, denn wir haben heute eine besonders schöne Strecke, auf ruhigen Wegen durch Weinberge und kleine Orte mit schönem Fachwerk: Andlau, Dambach-la-Ville, Scherwiller..... Am späten Nachmittag erreichen wir Colmar, drittgrößte Stadt des Elsass und mit seinen prächtigen Fachwerkhäusern eine echte Perle. Weil wir wegen des schlechten Wetters heute viel Zeit verloren haben, beschließen wir, unseren Elsassabstecher in Colmar zu beenden. Am Dienstagabend wollen wir Basel erreichen – durch das Elsass über Mulhouse, wie ursprünglich geplant, können wir das kaum noch schaffen. Am Rhein entlang wären wir viel schneller. Also radeln wir von Colmar kurz entschlossen  zum Rhein, nach Neuf-Brisach, und am nächsten Morgen auf das andere Flussufer zurück nach Deutschland. Gegen Abend erreichen wir Weil am Rhein und Basel. Wir übernachten in Frankreich, auf einem kleinen Kanuten-Campingplatz. Zwei andere Radler sind noch da, ein rüstiges deutsches Ehepaar um die 70 Jahre. Sie wollen morgen ihre Radtour nach Santiago de Compostela in Spanien starten und auch wieder nach Deutschland zurückradeln. Als Gerold fragt, wie viel Zeit sie denn für diesen Trip eingeplant hätten, meint der alte Herr launig und mit viel schwarzem Humor: „Zur Beerdigung wollen wir auf jeden Fall wieder daheim sein!“

Teil 2 unserer Deutschlandumrundung ist damit beendet, mit Bahn und Auto reisen wir zurück nach Jexmühle.

Unsere Route von Trier nach Basel:

Rund um Deutschland 2StepMapRund um Deutschland 2



Brunnen auf dem Marktplatz von Trier


Die Kaiserthermen in Trier


An der Obermosel


Nationensäule vor dem Europäischen Museum in Schengen: 
Die Sterne symbolisieren die heutigen und zukünftigen Mitgliedsstaaten 
des Schengen-Raums.


Einige Sterne sind aus Bronze und mit den jeweiligen Landessymbolen versehen. Auf dem deutschen Stern sind das z.B. der Kölner Dom, 
das Brandenburger Tor, der Deutsche Michel, das ostdeutsche Ampelmännchen, der Mercedes-Stern...



Radwanderland Deutschland


Auf dem Saargau im schönen Saarland


Auf dem Saargau


Die blühenden Rapsfelder sind besonders fotogen.


Dito

Dito


Weltkulturerbe Völklinger Hütte


Das war eine unbequeme Nacht, aber nur auf diesem abschüssigen Platz konnten wir uns im Bliestal einigermaßen verstecken.


Kurz hinter unserem Übernachtungsplatz im Bliestal 
passieren wir wieder die Grenze zu Frankreich.....


....... und sind bald wieder zurück in Deutschland , auf den Höhen von Rheinland-Pfalz.


Auf der Rheinland-Pfalz Radroute durch den Pfälzer Wald....


.... und schon sind wir wieder in Frankreich.


Gleich hinter der Grenze geht es steil hoch 
zur mittelalterlichen Felsenburg Fleckenstein.


Von der Burg Fleckenstein nehmen wir eine Abkürzung durch den Wald zum Ausflugslokal Gimbelhof, immer noch in Frankreich.




Am Karfreitag 2014 treffen wir in Deutschland auf diese jungen Burschen, die mit ihren Klappern und Ratschen die schweigenden Kirchenglocken ersetzen. Diesen Brauch kenne ich auch aus meiner Kindheit auf dem Strimmiger Berg.



In Wissembourg (dt. Weißenburg): Die Stadt liegt schon im Elsass
 und hat ein sehenswertes Zentrum.

Im Elsass sind viele Straßen zweisprachig ausgeschildert:
 auf Französisch und Alemannisch.

Besonders schönes Fachwerkhaus auf dem Weg nach Duntzenheim.....

..... und noch ein interessantes Haus.


Bei Martine und Dominique in Duntzenheim



Dominique macht Flammkuchen im superheißen Ofen.


Das Schloss von Saverne
 

So ändern sich die Zeiten:
 Als Elsass-Lothringen von 1871 bis 1918 zum Deutschen Kaiserreich gehörte, hieß Saverne Zabern und im Schloss war eine deutsche Garnison stationiert.
Ende 1913 kam es im Deutschen Reich zu einer Verfassungskrise, nachdem ein preußischer Offizier die elsässische Ortsbevölkerung als „Wackes“ beschimpft hatte, was in der Folge zu Demonstrationen der einheimischen Bevölkerung und einer übertriebenen Gegenreaktion des Militärs führte („Zabern-Affäre“)


Felsenburg Hohbarr 

Bestes Wetter am Ostersonntag 2014 in Rosheim......


...... am Ostermontag dann fast nur Regen: Wir nähern uns durch Weinberge dem schmucken Örtchen Andlau.

                  In Colmar ist trotz des regnerischen Wetters viel los.


                            Unterwegs von Colmar nach Neuf-Brisach
 durch ein Waldstück mit viel Bärlauch.


                                        Lecker, lecker.....

Nur ein Luftbild lässt den achteckigen Festungsstern von Neuf-Brisach mit seinen gut erhaltenen Wällen, Gräben und Kasematten richtig erkennen. Die Festung ist ein Paradebeispiel des Baumeisters Sébastian Vauban und wurde zwischen 1698 und 1708 errichtet.


In den Festungsanlagen von Neuf-Brisach


Auf dem Rhein-Radweg.....


..... Basel ist schon nicht mehr fern.


Herr Neuenburg in Neuenburg


Und endlich am Ziel in Basel