Donnerstag, 14. Februar 2013

Tage in Burma 5: Von Mandalay nach Bagan

 11.1.2013 bis 14.1.2013


Dann ist die Zeit in Mandalay auch schon vorbei. Von hier soll es Richtung Westen zum Pagodenfeld von Bagan gehen, neben der Shwedagon-Pagode 
 d  i  e   Topsehenswürdigkeit in Burma. Eigentlich wollten wir das alles mit dem Rad machen, aber in Mandalay haben wir junge französische Radler kennengelernt, die auf der ersten Etappe der von uns geplanten Strecke gestrandet sind. Die nächste größere Stadt wäre  Monywa, von Mandalay ca. 140 km entfernt, zwar eben, aber bei den schlechten Straßen an einem Tag kaum zu schaffen. Außerdem sind die Tage hier kurz, es herrscht ungefähr Tag- und Nachtgleiche. Zwischen 6 und halb 7  wird es hell, gegen 18 Uhr schon wieder dunkel. Die Franzosen wollten deshalb nach der Hälfte der Strecke in einem kleineren Ort übernachten, wurden aber abgewiesen, weil die Hotels keine Lizenz für Ausländer hatten. Die Polizei, an die sie sich hilfesuchend wandten, konnte da natürlich auch nichts machen. Am Ende mussten sie den Rest der Strecke bis nach Monywa noch am selben Tag mit dem Bus zurücklegen, kamen nachts um halb zehn an, da sind in Burma schon längst alle Bürgersteige hochgeklappt, und hatten keine Hotelreservierung - kurz, ein Desastertag. Das müssen wir nicht wiederholen, schon gar nicht zum Start unserer Fahrradtour, und haben uns deshalb entschlossen, diese Etappe mit dem Bus zurückzulegen. Nur die ersten ca. 20 km bis zu dem kleinen Ort Sagaing wollen wir mit dem Rad fahren.

Am 11.1. starten wir dann endlich unsere Fahrradtour durch Oberburma. Die Umgebung von Mandalay ist dicht besiedelt, in den Vororten sind Pferdekutschen unterwegs, die hier, wie auch in vielen anderen Städten, noch ein ganz normales Transportmittel darstellen. Im Zentrum dagegen sind sie mittlerweile wie die Fahrradrikschas teilweise verboten. Über Land sehen wir Ochsengespanne, mit denen alles mögliche transportiert wird. Sie benutzen meist den breiten, sandigen Randstreifen neben der Straße. Viel Asphalt gibt es in Burma noch nicht und die tief versandeten Nebenwege in der Ebene sind eigentlich nur mit diesem Transportmittel zu bewältigen. Am Anfang springen wir noch für jeden Ochsen vom Rad, um ein Foto zu machen, aber das geben wir schnell auf, es sind einfach zu viele. Pferde und Ochsen auf der Straße - das hat schon etwas Mittelalterliches und erinnert uns am ehesten an Kuba, da geht es auch noch so archaisch zu.  Ansonsten hält sich der Verkehr in Grenzen. Hauptsächlich sind Busse, Lkws und Mopeds unterwegs, nicht so viele Pkws.

Sagaing liegt wie Mandalay am Irrawaddy-Fluss. Der Ort selber ist nicht attraktiv, aber in den Hügeln oberhalb des Flusses gibt es unzählige Tempel und Stupas. Wir kommen gegen Mittag an und sind für den Rest des Tages voll damit beschäftigt, diese Tempellandschaft zu erkunden. Zur Sun U Ponnya Shin-Pagode steigen wir über unzählige Stufen, von oben hat man tolle Blicke auf den Irrawaddy und die umliegenden Tempel. Viele ausländische Besucher sehen wir in Sagaing nicht, aber der Ort hat touristisches Potential.

Für die Weiterreise am nächsten Morgen bekommen wir unerwarteten Beistand. Wir können die Stelle nicht finden, von wo aus die Pickups nach Monywa abfahren und fragen beim Kontrollposten an der Irrawaddy-Brücke nach. Die Polizei nimmt uns sogleich in ihre Obhut und stoppt einen Bus für uns. Die Räder und das Gepäck kommen aufs Dach, wir quetschen uns auf den Beifahrersitz, weil der Bus schon mehr als voll ist. Sicherheitsgurte gibt es natürlich nicht, wir behalten vorsichtshalber mal unsere Helme auf, würde zwar bei einem Unfall nicht viel nützen, kann aber auch nichts schaden. Was wohl die Burmesen von uns denken ..... ! Wir erregen in dem Bus eh schon großes Aufsehen. Nach ca. 3 Stunden kommen wir wohlbehalten in Monywa an, checken schnell in unserem Hotel ein (wir haben sämtliche Unterkünfte bis Bagan von unserem Hotel in Mandalay vorbuchen lassen)  und schwingen uns dann sofort auf die Räder, denn ca. 20 km südlich von der Stadt gibt es zwei Riesenbuddhas zu besichtigen, einen liegenden Buddha, 90 m lang und auf einer gemauerten Couch ausgestreckt, und nur ein Stück dahinter einen stehenden Buddha, 114 m hoch. Der Ausflug lohnt sich, die überdimensionalen Buddhas sind sehr beeindruckend und in dieser Kombination einmalig.
Monywa ist noch nicht lange für Ausländer geöffnet, die Auswahl an Hotels deshalb bescheiden, aber auch hier dürfte sich in Zukunft etwas tun, der Ort bietet sich als Zwischenstopp auf dem Wege von Mandalay nach Bagan an.

Mit einer weiteren Übernachtung in dem nicht besonders attraktiven Ort Pakokku fahren wir in den nächsten 1 1/2 Tagen nach Bagan. Wir nehmen die Route, die uns die Franzosen empfohlen haben, guter Tipp: sehr einsam, kaum Verkehr, die Straße lässt sich gut fahren. Allerdings ist die Landschaft etwas eintönig, wie in ganz Oberburma übrigens, zumindest in der Ebene. Hier fällt sehr wenig Niederschlag, die umliegenden Höhenzüge halten den Regen ab. Statt üppigem Dschungel, wie man es in einem Land in der tropischen Klimazone erwarten würde, gibt es hier eine eher savannenähnliche Landschaft, extrem trocken und sehr staubig - nach einem Tag auf dem Rad sieht man hier wirklich nicht mehr gesellschaftsfähig aus.

Überall werden wir freundlich gegrüßt und müssen die immergleichen Fragen beantworten: "Where you go, where you from", aber das tun wir gerne. Selten sind wir so nett in einem Land empfangen worden. Die Leute klatschen und johlen oft, wenn wir vorbeifahren, die Kinder winken, die Schulmädchen kichern, die Erwachsenen staunen. Wenn wir Pause machen, erregen wir mit unseren Rädern immer großes Aufsehen. Einmal stoppen wir an einer "Bierstube" für eine kurze Rast und kalte Getränke und die ganze Familie versammelt sich um uns. Frauen und Kinder, aber auch junge Männer tragen im Gesicht sehr oft "Thanaka". Das ist eine gelbliche Paste, die aus der Rinde des Indischen Holzapfelbaums gewonnen wird. Ich bewundere das "Make-up" von einigen Familienmitgliedern und bekomme sofort eine "Thanaka-Lektion". Ein kleines Holzstück und ein Reibestein werden geholt und etwas nass gemacht. Eine junge Frau zerreibt die Rinde auf dem Stein und streicht mir die gelbe Paste auf die Wangen, fühlt sich angenehm frisch an, soll gegen Sonne und auch gegen Hautalterung schützen, na ja, mal schauen.... Mit der Paste im Gesicht errege ich jetzt noch mehr Aufsehen als vorher. Thanaka kann man fertig kaufen, aber die Burmesen benutzen meist die Holzstücke, die es auf vielen Märkten gibt, und stellen damit ihre eigene Paste her. Junge Frauen geben sich oft besonders viel Mühe mit dem sogenannten burmesischen Make- up, auch Kinder werden gerne aufwendiger "bemalt".

Kurz vor Bagan treffen wir ein Radlerpaar aus den USA, auch sie sind in Burma schon gestrandet, weil es keine lizenzierten Unterkünfte gab, sie wurden mitten in der Nacht mit einem Pickup zum nächsten Ausländerhotel transportiert. Gut, dass wir alles vororganisiert haben!

Unsere Fahrradstrecke durch Oberburma:

                         Myanmar/Burma 2.1

StepMap Myanmar/Burma 2.1




In Mandalay müssen wir uns durch dichten Verkehr quälen.



Die Pagoden in den Hügeln von Sagaing am Irrawaddy



Zwischenstopp  bei der Busfahrt von Sagaing nach Monywa



Diese Frauen verkaufen Snacks an die Buspassagiere, z.B. gekochte Wachteleier,gebratene Hähnchenteile, Nüsse.....



Straßenszene in Monywa auf dem Weg vom Bus ins Zentrum



Am Eingang zur Thanboddhay-Pagode südlich von Monywa



In der Thanboddhay-Pagode gibt es 582.357 Buddhabildnisse.



Wir nähern uns den Riesen-Buddhas im Süden von Monywa.



Der stehende Buddha ist der größte in Südostasien, er ist 114 m hoch.



Der 90 m lange liegende Buddha



In der Nähe der Riesenbuddhas gibt es viele weitere Figuren.



Auf dem Rückweg von den Riesenbuddhas nach Monywa




Am nächsten Morgen müssen wir in Monywa zuerst den Fluss Chindwin überqueren.



Auch andere Fahrradfahrer haben es nicht leicht.....



Ochsenkarren sind ein wichtiges Transportmittel in Burma



Darf ich mal anfassen??



Und noch ein Ochsenkarren....



Viele Lasten werden in Burma mit dem Rad transportiert.




Pause in einer "Bierstube"




Und noch eine Pause in einer "Bierstube"........



..........bei dieser Gelegenheit bekomme ich meine Thanaka-"Lektion".
 Auf der Bank sieht man den Reibestein für die Thanaka-Rinde.



Thanaka - frisch aufgetragen und noch nicht ganz getrocknet



Thanaka-Bemalung



Thanaka-Bemalung



Besonders schöne Thanaka-Bemalung




Noch ein besonders schönes burmesisches Make-up



Aus der Rinde dieser Holzstücke wird die Thanaka-Paste hergestellt.




Begegnung unterwegs (1)



Begegnung unterwegs (2)




Wüstenartige Landschaft kurz vor Bagan



Ankunft in Bagan am frühen Nachmittag