Samstag, 30. März 2013

Kambodscha 3: Phnom Penh und die Roten Khmer

24.2.2013 bis 28.2.2013


Phnom Penh ist uns von mehreren Seiten als besonders schön empfohlen worden. Vielleicht sind wir nach vier Monaten ein bisschen asienmüde und etwas unduldsamer gegenüber Verkehrschaos und Schmutz – jedenfalls tun wir uns mit dieser Stadt schwer, sie gefällt uns einfach nicht. Am meisten nervt uns der Verkehr,  man wird eigentlich immer und überall von Autos, Tuk Tuks und Mopeds gejagt. Bürgersteige gibt es, aber sie sind praktisch ausnahmslos zugeparkt, oft mit Luxusschlitten – schon etwas merkwürdig in einem der ärmsten Länder der Welt. Da fragt man sich, wohin eigentlich die Entwicklungshilfegelder fließen…

Breite Boulevards bestimmen das Stadtbild von Phnom Penh, die Franzosen haben sie anlegen lassen. Auch sonst erinnert noch viel an die Zeit der „Grande Nation“: Gebäude im Kolonialstil, Straßencafés und natürlich Baguette, das man hier praktisch an jeder Ecke kaufen kann. Doch selbst dieser viel gepriesene koloniale Charme geht im Straßenlärm irgendwie unter. Die Uferpromenade am Fluss Tonle Sap wird abends zur Flaniermeile und für sportliche Aktivitäten genutzt und ist eigentlich ganz nett, aber ebenfalls vom Verkehr umtost. Schwer zu schaffen macht uns in Phnom Penh auch die Hitze. Die Temperatur klettert tagsüber auf fast 40 Grad (im Schatten), man merkt, dass es allmählich auf die heiße Zeit zugeht. Aber wir wollen uns nicht beklagen, im Bergischen wird noch Schnee geschippt…..

Die Hauptsehenswürdigkeit in Phnom Penh ist der Königspalast, auf dessen weitläufigem Gelände sich u.a. der Wohnbereich des jetzigen Königs Norodom Sihamoni befindet. Sein Vater, der erst kürzlich verstorbene Norodom Sihanouk, war eine charismatische, schillernde Persönlichkeit, ein geschickter Taktierer, der alle politischen Wirren in seinem gebeutelten Land überstand und 1993 zum zweiten Mal König wurde.

An das dunkelste Kapitel in der Geschichte Kambodschas, die Schreckensherrschaft Pol Pots und der Roten Khmer in den 70er Jahren, erinnern zwei Gedenkstätten, das Tuol-Sleng-Museum mitten in der Stadt und Choeung Ek, eines der berüchtigten „Killing Fields“ ca. 15 km außerhalb.

Die Roten Khmer entwickelten sich aus einer radikalen Studentengruppe, die sich in den 50er Jahren in Paris gebildet hatte. Fast die gesamte spätere Führungsclique hatte, mit staatlichen Stipendien gefördert, in Paris studiert und war dort mit kommunistischem Gedankengut in Berührung gekommen. Nach ihrer Rückkehr aus Frankreich blieben diese Männer in engem Kontakt und wurden politisch aktiv, teilweise im Untergrund, spielten aber vorerst noch keine bedeutende Rolle. Ab 1970 begannen unterschiedliche Entwicklungen, die den Weg für die Machtübernahme Pol Pots („Bruder Nummer 1“ und Kopf der Gruppe) und seiner Roten Khmer bereiteten. Am 17.4.1975 marschierten die Roten Khmer in Phnom Penh ein. Vorausgegangen waren bürgerkriegsähnliche Zustände unter der Regierung von Lon Nol, der 1970 Sihanouk entmachtet hatte. Die Bevölkerung hieß deshalb die neuen Herren begeistert als Befreier und Friedensboten willkommen, wurde aber zu ihrem Erstaunen noch am gleichen Tag aufgefordert, die Stadt binnen 48 Stunden zu verlassen, angeblich weil ein Vergeltungsschlag der Amerikaner bevorstünde. Es gab keine Ausnahme, auch Krankenhäuser wurden evakuiert. Wer nicht gehorchte, wurde auf der Stelle erschossen. Die Ideologie der Roten Khmer war die bedürfnislose Gleichheit der Menschen und ihr Ziel, Kambodscha in einen Agrarstaat zu verwandeln. Städter passten nicht zu diesem Steinzeitkommunismus, sie waren dekadente, unverbesserliche Kapitalisten und mussten deshalb aufs Land umgesiedelt werden, um dort ihre neue Rolle als Bauern zu lernen. Mit Intellektuellen machten die Roten Khmer kurzen Prozess: Jeder, der studiert hatte, eine Fremdsprache beherrschte oder auch nur eine Brille trug, wurde ermordet. Schulen wurde(n) geschlossen, Bücher verbrannt, Religionsausübung verboten, Pagoden zerstört. Der Terror der Roten Khmer war einer der blutigsten in der gesamten Geschichte des Kommunismus. Selbst unter Stalin kamen prozentual zur Gesamtbevölkerung nicht so viele Menschen ums Leben wie unter Pol Pot. In der kurzen Zeit von 1975 bis 1979 verloren ca. 20 % der kambodschanischen Bevölkerung durch Mord, Folter, Hunger und Auszehrung ihr Leben.

Phnom Penh war innerhalb von 48 Stunden menschenleer, die über 2 Millionen Bewohner wurden über die Ausfallstraßen wie Vieh aufs Land getrieben, eine unfassbare Tragödie begann für die Bevölkerung. In der Geisterstadt wohnten fortan nur noch wenige Menschen, hauptsächlich Funktionäre der Roten Khmer. Aber nicht nur Phnom Penh wurde evakuiert, auch alle anderen Städte des Landes. Sozusagen im Schnellverfahren sollte Kambodscha in eine perfekte kommunistische Gesellschaft verwandelt werden. Wer z.B. für sich selbst Gemüse anbaute, wurde getötet. Alles Essbare, auch was in freier Natur wuchs, war Eigentum des Volkes und jeder „Diebstahl“ wurde sofort mit der Höchststrafe geahndet.

Der Einmarsch der Vietnamesen Anfang 1979 bedeutete zwar das Ende des Pol Pot-Regimes, nicht aber der Roten Khmer, die noch über Jahrzehnte die Menschen terrorisierten und das Land mit Bürgerkrieg überzogen. Erst die Intervention der Vereinten Nationen brachte in den 90er Jahren endlich Frieden in das geschundene Land.

Die Gedenkstätten Tuol Sleng und Choeung Ek

Tuol Sleng schauen wir uns zuerst an. Das frühere Schulgelände wurde von den Roten Khmer nach der Machtergreifung in die berüchtigte Folterkammer S 21 (Security Office 21) umfunktioniert. Insgesamt ca. 20.000 Kinder, Frauen und Männer wurden hier inhaftiert, gefoltert und anschließend in Choeung Ek ermordet. Zu Beginn „verhörte“ man hier hauptsächlich Funktionäre der Regierung Lon Nol. Auf Grund von Säuberungsaktionen in den eigenen Reihen füllten später aber immer mehr Kader der Roten Khmer selbst das Gefängnis. Fast niemand, der hierher kam, überlebte. Exekutionen wurden in S 21 zwar nicht durchgeführt, jedoch starben viele an den Folgen der Folter. Hingerichtet wurden die Gefängnisinsassen, nachdem sie alles zugegeben hatten, was man ihnen unterstellte, auf den berüchtigten „Killing Fields“ außerhalb Phnom Penhs, zu denen sie nachts mit Lastwagen transportiert wurden.

Auf dem Gelände von Tuol Sleng befinden sich vier Gebäude. In Gebäude A funktionierten die Roten Khmer die Klassenzimmer in große Einzelzellen um, in denen die Gefangenen auf Pritschen angekettet waren. Hier wurden auch die letzten Opfer gefunden, 14 insgesamt, darunter eine Frau. Die Gefängniswärter schnitten ihnen noch schnell die Kehlen durch, bevor sie flohen. Die Pritschen von damals stehen teilweise noch in den Räumen, die „passenden“ Fotos von den misshandelten Opfern hängen an den Wänden. Ansonsten sind die Räume vollkommen leer, wodurch der beklemmende Eindruck entsteht, die Schergen seien gerade erst verschwunden. Gebäude B ist schon eher wie ein Museum hergerichtet. Hier hängen endlose Galerien von Portraits der Gefangenen, die bei der Internierung peinlichst genau registriert und fotografiert wurden, darunter sehr viele junge Männer und Frauen, teilweise mit Babys. Sie schauen ängstlich, apathisch oder ratlos in die Kamera. Es gibt auch Fotos von der Führungsclique der Roten Khmer und von Folteropfern. Das sind keine „friedlichen“ Toten, sie haben Augen und Münder teilweise weit aufgerissen, als würden sie selbst im Tod noch leiden.

Gebäude C wurde nach dem Selbstmord einer Frau, die aus dem 2. Stock gesprungen war, komplett mit Stacheldraht versehen. Hier waren die Gefangenen in winzigen Einzelzellen oder in Gruppen in ehemaligen Klassenzimmern untergebracht. Wie in den anderen Räumen hängen auch hier oft noch die Schultafeln an den Wänden. Die Gefangenschaft in S 21 konnte mehrere Monate dauern. In dieser Zeit wurden die Gefangenen auf bestialische Weise gefoltert. Folterwerkzeuge und –geräte sind in Gebäude D zu sehen, außerdem schaurige Bilder vom „Alltag“ in Tuol Sleng, die Vann Nath, einer der wenigen Überlebenden von S 21 malen ließ. Leider befindet sich das Museum z.T. in einem bedauernswerten Zustand. Alles ist zugestaubt, die Seminarräume in Gebäude D wurden offenbar schon lange nicht mehr benutzt. Die Vergangenheitsbewältigung ist in Kambodscha ein heikles Thema. Würde die Zeit der Roten Khmer konsequent aufgearbeitet, säße wohl der Großteil des heutigen Parlaments auf der Anklagebank, denn viele haben irgendwann mit den Massenmördern paktiert, auch der verstorbene Norodom Sihanouk. Am Ausgang von Tuol Sleng sitzt einer der wenigen Überlebenden des Gefängnisses und macht Werbung für ein Buch über seine damaligen Erlebnisse. Er entging Folter und Tod, weil er eine Schreibmaschine reparieren konnte und fortan als Mechaniker eingesetzt wurde….

Nach dem Besuch von Tuol Sleng fahren wir weiter nach Choeung Ek, dem bekanntesten der über 300 „Killing Fields“ in Kambodscha. 129 Massengräber wurden hier gefunden, 2/3 davon geöffnet und die Gebeine würdig in einem Gedenkstupa aufgebahrt. Wenn die Gefangenen von Tuol Sleng die Folter überlebten, brachte man sie hierher zur Exekution. Sie mussten sich vor ihre Gräber knien und wurden dann mit allem, was zur Verfügung stand, erschlagen: Hämmern, Äxten, Werkzeug, Macheten, Wagenachsen. Kugeln waren den Roten Khmer zu teuer, deshalb wurden die Opfer nicht erschossen. Eine Parole von Pol Pot lautete: „Lieber versehentlich einen Unschuldigen töten, als einen Feind aus Versehen schonen.“
Man kann sich das Mausoleum anschauen und einen Rundgang über das Gelände machen, Hinweisschilder informieren z.B. darüber, wo nachts die Lastwagen hielten und die Opfer aussteigen mussten, einzelne Massengräber sind noch als Mulden erkennbar. Viel ist sonst nicht mehr zu sehen, es befand sich aber auch nie viel hier, es waren wirklich „nur“ Hinrichtungsstätten, „Killing Fields“ eben. Ganz automatisch unterhält man sich hier aus Respekt vor den Opfern nur noch im Flüsterton. Als Deutscher fühlt man sich in besonderer Weise berührt, weil sich Vergleiche mit dem Dritten Reich aufdrängen.

Von Phnom Penh fliegen wir zurück nach Bangkok, wo wir nur einen Tag bleiben, um unsere Abreise nach Hongkong vorzubereiten. Unsere Zeit in Südostasien ist, leider, leider, damit endgültig zu Ende. 


 Phnom Penh: Auf dem Bürgersteig geparkter Luxusschlitten
 und ein Mönch auf dem Almosengang


 Die Fahrradrikscha ist hier noch ein wichtiges Transportmittel.


Uferpromenade am Tonle Sap


Dieser Aushang in unserem Hotelzimmer läßt erahnen, dass die jüngere Geschichte Kambodschas alles andere als konfliktfrei verlaufen ist.


 Am Eingang zum Königspalast



Portraits des kürzlich verstorbenen Norodom Sihanouk mit Trauerflor


Die Thronhalle auf dem Gelände des Königspalasts


Tuol Sleng, ehemaliges Schulgebäude und später die Folterkammer der Roten Khmer


Tuol Sleng: Gebäude C, komplett mit Stacheldraht gesichert


17.4.1975: Die Bevölkerung von Phnom Penh jubelt den einmarschierenden Roten Khmer zu......


 ....aber noch am selben Tag erfolgt der Befehl, die Stadt umgehend zu verlassen.



Wappen der Roten Khmer: 
Bewässerungsanlagen, Reisfelder und Fabriken sollen den Wohlstand sichern.


Tuol Sleng, Gebäude A: 
In diesem ehemaligen Klassenzimmer wurden die Gefangenen verhört und oft zu Tode gefoltert.


Gebäude A: Pritsche und Foto eines Folteropfers,
 wie von den einmarschierten Vietnamesen 1979 vorgefunden


Folteropfer


Gebäude C: winzige Einzelzellen für die Gefangenen 


Fotos von den Gefangenen  1


Fotos von den Gefangenen 2


                                                              Fotos von den Gefangenen 3



Auch einige Ausländer gerieten wie dieser Australier in die Fänge der Folterknechte.


Folteropfer, von den Roten Khmer dokumentiert. 


Eine der Foltermethoden in Tuol Sleng


      Angestaubter Seminarraum in Tuol Sleng: 
Hier hat schon lange keine Veranstaltung mehr stattgefunden.


     Einer der ganz wenigen Überlebenden von Tuol Sleng macht Werbung für sein Buch.


                                         Der Gedenkstupa für die Opfer von Choeung Ek


Gebeine, die in den Massengräbern von Choung Ek gefunden wurden. 


Das ist der Hauptverantwortliche für den Völkermord in Kambodscha: 
Saloth Sar, besser bekannt unter seinem Decknamen Pol Pot. 
Dieser selbstgewählte Name ist eine Abkürzung von "politique potentielle",
 so bezeichneten die chinesischen Maoisten den ehrgeizigen Jungkommunisten aus Kambodscha.


Das ist die heutige politische Führungsspitze in Kambodscha - 
diese Plakate haben wir unterwegs tausendfach gesehen.


Ende unserer Südostasienreise: 
Wir fahren mit dem Tuk Tuk zum Flughafen von Phnom Penh.
 Die Räder haben wir wieder in die Plastiktaschen gepackt,
 die uns der falsche Passagier in Madrid verkauft hat. 

Kambodscha 2: Siem Reap und Angkor

20.2.2013 bis 23.2.2013


Siem Reap erkennen wir nicht wieder. Seit unserem ersten Besuch vor 6 Jahren scheint sich die Anzahl der Touristen, Unterkünfte, Restaurants, Souvenirshops etc. vervielfacht zu haben. Der Grund für den Ansturm ist aber nicht die Stadt selber, sondern die in der Nähe gelegene Tempelanlage von Angkor mit ihrem bekanntesten Bauwerk Angkor Wat. Die Tempelruinen stammen aus der Zeit der Jahrtausendwende, liegen mitten im tropischen Dschungel und sind die größte Ansammlung von sakralen Bauten auf der ganzen Welt. Zu Angkor fallen mir nur Superlative ein: einzigartig, unvergleichlich, überwältigend – für uns die beeindruckendsten, geheimnisvollsten und faszinierendsten Sakralbauten, die wir je gesehen haben.

Die Geschichte Angkors begann im 8. Jahrhundert und erreichte ihre Blütezeit im 12. Jahrhundert, als Angkor Wat erbaut wurde, der größte Tempel. Eine besonders kreative Phase erlebte die Hochkultur unter dem baufreudigen König Jayavarman VII. Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts. In seiner Zeit entstanden u.a. Angkor Thom mit Bayon, Preah Khan, Ta Prohm, Banteay Kdei, Ta Som, die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs. Danach ging es mit Angkor überraschend schnell abwärts, bis man die Stadt im Jahre 1431 schließlich aufgab.

Das Tempelgelände ist riesig und am besten mit dem Rad zu erkunden. Wir haben ein 3-Tages-Ticket gekauft und sitzen immer schon beim ersten Licht auf den Rädern, um den Massen zu entgehen, machen mittags eine Pause in Siem Reap und fahren am Nachmittag noch einmal zu den Ruinen. Genauso überwältigend wie die Tempel selber ist nämlich der Besucherandrang. Hauptsächlich sind es asiatische Touristen, die in großen Gruppen regelrecht über die Tempel herfallen. Die wenigen westlichen Besucher gehen demgegenüber völlig unter. Erst später erfahren wir, dass wir wohl in die letzten Ausläufer des chinesischen Neujahrsfestes geraten sind, das gerne für einen Kurzurlaub genutzt wird – z.B. nach Angkor. Manchmal bilden sich auf dem Tempelgelände richtige Verkehrsstaus. Zum Sonnenuntergang sollte man Angkor Wat besser meiden und am Morgen wird Bayon, unser Lieblingstempel, von Reisegruppen geradezu belagert.  Der Zauber von Angkor geht bei diesen massentouristischen Großangriffen natürlich verloren, deshalb versuchen wir möglichst gegen den Besucherstrom zu fahren, gottseidank haben wir ja unser eigenes Transportmittel.

Angkor Wat ist der größte und berühmteste Tempel auf dem Gelände mit einer einzigartigen Architektur. 37 Jahre dauerte sein Bau in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Kein anderes Monument in Angkor wurde bisher so aufwendig restauriert wie dieser gewaltige Tempel, der dem hinduistischen Gott Vishnu geweiht ist. Der Hinduismus war mit indischen Seefahrern und Händlern nach Kambodscha gelangt. Die Menschen nahmen die neuen religiösen Einflüsse schnell auf und vermischten sie mit ihren eigenen Glaubensformen und ihrer eigenen Götterwelt. Die Architektur vieler Angkor-Tempel ist deshalb durch indischen Einfluss inspiriert, aber die Baumeister entwickelten darüber hinaus ihren ganz eigenen, für Angkor typischen Stil.

Berühmt ist der zentrale Bau von Angkor Wat mit den charakteristischen 5 Türmen, die die Form einer Lotusknospe haben. Ganz gleich, welche politischen Ziele die verschiedenen Machthaber in Phnom Penh auch verfolgten, die Türme fehlten auf fast keiner Nationalflagge. Angkor ist Kambodscha, die Seele der Khmer. Selbst die Roten Khmer, die nicht gerade für ihren sensiblen Umgang mit Religion und Kultur bekannt waren, schienen Angkor als ihr kulturelles Erbe zu betrachten und legten die Tempel ganz im Gegensatz zu ihren sonstigen Gewohnheiten nicht in Schutt und Asche, auch wenn sie einiges zerstörten.
Den zentralen Bau mit den 5 Türmen umgibt eine Galerie, die mit über 1600 Apsaras verziert ist, von der keine der anderen gleicht. Die Apsaras, Tempeltänzerinnen, die auch viele andere Angkor-Bauwerke schmücken, finde ich besonders faszinierend und werde nicht müde, sie anzuschauen und zu fotografieren.

Die Tempelstadt Angkor Thom zählt neben Angkor Wat zu den Hauptattraktionen, u.a. mit Bayon, der Elefantenterrasse, der Terrasse des Leprakönigs etc. Der Bayon-Tempel ist an Originalität kaum zu überbieten: Von 54 Türmen blicken etwa 200 gewaltige Gesichter mit dem berühmten Bayon-Schmunzeln auf den Besucher. Jeder Turm hat vier Gesichter, die in die 4 Himmelsrichtungen schauen. Der Turm in der Mitte besteht als einziger aus acht Antlitzen. Wohin man sich in Bayon auch wendet – man steht überall unter Beobachtung von den monumentalen Gesichtern, die sozusagen das Markenzeichen des unermüdlichen Bauherrn Jayavarman VII. sind. Auch die insgesamt 5 Stadttore von Angkor Thom sind architektonische Kunstwerke. Jedes ist mit einem Turm überdacht, von dem vier riesige „Schmunzel“-Gesichter herabblicken. Die Brücken, die über den breiten Stadtwassergraben zu den Toren führen, werden von Steinfiguren flankiert. Es handelt sich dabei jeweils um 54 Götter auf der linken Seite und 54 Dämonen auf der rechten Seite, die eine riesige Schlange (Naga) tragen. Die Dämonen sind an ihrem grimmigen Gesichtsausdruck zu erkennen, während die Götter mit ihren mandelförmigen Augen Heiterkeit ausstrahlen. Jedesmal wenn wir uns Angkor Thom nähern, sind wir aufs Neue begeistert von dieser „Parade“ in Stein.

Ta Prohm war zu Zeiten Jayavarmans VII. ein buddhistisches Kloster und steht auf unserer Favoritenliste ebenfalls ganz weit oben. Da es so viele Bauwerke in Angkor gab, entschlossen sich die französischen Archäologen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste mit der intensiven Erforschung und Restaurierung von Angkor begannen, einen Tempel so zu belassen, wie sie die gesamte Anlage bei ihrer „Entdeckung“ vorgefunden hatten. D.h. die mächtigen Wurzeln der Urwaldbäume, die Türme, Fassaden, Portale und Mauern umschlangen und sprengten, wurden nicht gekappt oder entfernt wie in anderen Tempeln. So präsentiert sich Ta Prohm heute als beeindruckendes Beispiel für die Vergänglichkeit der Menschenwerke und die Macht der Natur, die hier ihr eigenes Kunstwerk geschaffen hat. Verantwortlich dafür sind insbesondere der Kapokbaum und die Würgefeige. Sie beginnen ihr Leben als kleine Setzlinge in Mauernischen. Auf Nahrungssuche lassen die feinen, dünnen Wurzeln keine Fuge aus und wachsen schließlich über die Gebäude hinab ins Erdreich. Im Moment finden in Ta Prohm umfangreiche Renovierungsarbeiten statt, die auf Kosten der ganz besonderen Atmosphäre in diesem Tempel gehen. Auch stören Holzstege, Holztreppen und Absperrseile, die es bei unserem ersten Besuch 2006 noch nicht gab. Aber Ta Prohm ist trotzdem immer noch sensationell.

Banteay Kdei ist so stark beschädigt, dass manche Türme schon durch starke Bänder zusammengehalten werden müssen. Auch hier hat die Würgefeige das alte Gemäuer teilweise fest im Griff.

Preah Khan liegt eingebettet in dichten Dschungel und ist riesig, hier könnte man allein einen halben Tag verbringen, wollte man sich alle Details anschauen. Es gibt einige Halbreliefs, die einst Buddhas darstellten, aber von geschickten Steinmetzen in hinduistische Asketen umgewandelt wurden, indem man ihnen Bärte hinzufügte und die typische Form ihres Lotussitzes veränderte. Jayavarman VII., der Bauherr von Preah Khan, hatte mit der jahrhundertealten Tradition des Hinduismus gebrochen und sich dem Buddhismus zugewandt. Einer erneuten kurzzeitigen Hinduisierung Angkors nach seinem Tod fiel dann fast die gesamte buddhistische Symbolik in Preah Khan zum Opfer.

Wir schauen uns noch viele andere Tempel an, Ta Som, Ost Mebon, Pre Rup, Phimeanakas, Baphuon, die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs…… Unsere „Tempeltage“ sind prall gefüllt und spannend. Abends reicht unsere Energie nur noch für ein leckeres „Amok“-Essen im Khmer Familiy Restaurant. Erst am letzten Abend schlendern wir über den Nachtmarkt und halten nach Souvenirs Ausschau. Wieder schaffen wir es nicht, alle Tempel anzusehen. Das nächste Mal nehmen wir ein 7-Tages-Ticket….

Unsere letzte Station in Kambodscha ist Phnom Penh, dorthin nehmen wir den Bus, damit wir die gleiche Strecke nicht zweimal fahren müssen.



Angkor Wat: Zu dem eigentlichen Tempel führt eine 
lange Straße über das hinduistische "Urmeer".


Apsaras (Tempeltänzerinnen) in Angkor Wat (1)


Apsaras (2)


Apsaras (3)



Angkor Wat: Aufgang zu den fünf berühmten Türmen


Angkor Wat: Blick auf den Haupttempel mit den fünf Türmen 
vom hinteren Eingang.


Eines der fünf Stadttore, die zu Angkor Thom führen: 
Auf der rechten Seite sieht man die 54 grimmigen Dämonen,
auf der linken Seite die freundlichen Götter.


Freundliche Götter ....


... und grimmige Dämonen


 Die berühmten Gesichter von Bayon im Tempelbezirk von Angkor Thom


Bayon (2)


 "Schmunzelgesicht" an einem der 5 Stadttore, die zu Angkor Thom führen.


Massenandrang im Bayon-Tempel


 Die Elefantenterrasse im Tempelbezirk Angkor Thom: 
Von hier aus schaute König Jayavarman VII. Spektakeln und Zeremonien auf dem davorliegenden Platz zu. Die Elefantenparade, die als Halbrelief auf dem Fundament dargestellt ist, gilt als Hommage an dieses Tier, das zur damaligen Zeit von unverzichtbarem Wert bei Tempelbau, Jagd, Kriegsführung etc. war.


Auch heutzutage kann man noch auf einem Elefanten durch Angkor reiten.


Steinrelief an der "Terrasse des Leprakönigs"


Auf dem Tempelgelände von Angkor sind nicht nur Touristen unterwegs.


Von Urwaldbäumen überwucherte Tempelmauern in Preah Khan und Ta Prohm:
































Preah Khan: Buddhafiguren, umgearbeitet zu hinduistischen Asketen


Der Pre Rup-Tempel


Hier essen wir Amok: Das Khmer Family Restaurant 
in der Pub Street in Siem Reap


Amok, das kambodschanische Nationalgericht,
wird hier in einer Schüssel aus Bananenblättern serviert.


Ebenfalls ganz vorzüglich: Salat aus grünen Mangos im Khmer-Stil.
Dazu werden die unreifen Früchte fein geraspelt, mit Streifen aus mariniertem Hähnchenfleisch, Möhrenjuliennes und Thai-Basilikumblättern vermischt, mit einer süßsauren Limettensauce übergossen und mit gerösteten Erdnüssen und etwas Chili garniert. Vorsicht, macht süchtig!