Dienstag, 30. Oktober 2012

Spanien 7: Beim Stierkampf

20. Oktober 2012

Natürlich ist es nicht politisch korrekt, einen spanischen Stierkampf zu besuchen, denn mit dem Eintrittsgeld finanziert man das blutige Spektakel und die davon profitierende milliardenschwere Stierkampfindustrie mit. Wenn man aber das Land wirklich kennenlernen will, sollte man diesen bekanntesten und archaischsten aller spanischen Volksbräuche mit eigenen Augen gesehen haben. Während überall in der modernen zivilisierten Welt das Töten von Tieren zur "Unterhaltung" verpönt ist und sogar das Schlachten von Nutztieren völlig aus der Öffentlichkeit verbannt wird, dient in Spanien das Ritual des Stier-Abstechens zur Volksbelustigung für die ganze Familie.

Auch wenn es gelegentlich zu Unfällen kommen mag: Der Stier hat bei diesem Schauspiel nicht die geringste Chance gegen den Matador. Eine Corrida ist nämlich nicht, wie Ernest Hemingway meinte, der berühmteste aller Stierkampf - Aficionados, eine Auseinandersetzung zwischen Tapferkeit (des Stieres) und Erfahrung (des Matadors).  Ein Kampfstier könnte auch in 100 Kämpfen keine Erfahrungen sammeln, er handelt immer rein instinktiv. Selbst schwer verletzt und völlig erschöpft kann er nicht anders, er MUSS das schnell bewegte Objekt, das rote Tuch (Muleta) immer wieder angreifen. Wenn dagegen der Matador ruhig stehen bleibt, dem Stier sogar provozierend den Rücken zuwendet, ist dieser nicht in der Lage, die Gelegenheit zu nutzen und seinen Peiniger durch einen gezielten Hornstoß außer Gefecht zu setzen.

Nach 3 Stunden und 6 getöteten Stieren, dem üblichen "Pensum" bei einer Corrida, verlassen wir die Arena mit ambivalenten Gefühlen: Einerseits schockiert von der Brutalität des Kampfes, andererseits auch, zugegeben, irgend wie fasziniert von der eigenartigen Ästhetik des Schauspiels. Vielleicht machen die folgenden Bilder diese Ambivalenz nachvollziehbar.



"Unser" Stierkampfplakat




Ein Torero reizt den Stier.



Ein Lanzenreiter (Picador) kommt hinzu.



Der Stier attackiert das Pferd (1)




Der Stier attackiert das Pferd (2).




Ursprünglich waren die Pferde bei der Corrida nicht 
durch eine Panzerung geschützt. Sie wurden oft vom Stier aufgeschlitzt und verendeten elendiglich.




Der Picador sticht zu.
 Durch den Stich mit der Pica wird der Stier schwer verletzt. 
Die Lanzenspitze dringt bis zu 11 cm in den Körper ein
 und schwächt das Tier entscheidend.




Der Matador (Stiertöter) geht mit den Banderillas auf den Stier zu.




Er setzt die Spieße, die mit Widerhaken versehen sind.



Danach lenken Toreros den Stier ab.




Der Matador spielt mit dem Stier (1).


Der Matador spielt mit dem Stier (2). 



Der Matador spielt mit dem Stier (3). 




In seinem hautengen Glitzeranzug, mit seinen Schühchen und 
geschmeidigen Bewegungen wirkt er dabei fast wie ein Balletttänzer.




Der Matador bereitet den finalen Degenstoß vor.




Der Stier ist tödlich getroffen zu Boden gegangen und erhält von 
dem Puntillero, einem Helfer, mit einem Dolch den Gnadenstoß.




Die Zuschauer johlen vor Begeisterung. 




Der tote Stier wird von einem Maultiergespann aus der Arena gezogen.

Spanien 6: Andalusien - Von Granada nach Antequera

17. - 20. Oktober 2012

Hinter Granada geht es gebirgig weiter bis Antequera, eine der "weißen" Städte Andalusiens. Dort entdecken wir bei einem Spaziergang zufällig den "Plaza de Toros", die örtliche Stierkampfarena, und erhalten, mangels anderer Besucher, eine spannende persönliche Führung durch das Stierkampfmuseum - auf Spanisch, das wir mittlerweile ganz gut verstehen. Bisher haben wir uns für das Thema Stierkampf überhaupt nicht interessiert, aber jetzt sind wir neugierig geworden. Wie der Zufall es will, findet in Antequera morgen ein Stierkampf statt, eine echte "corrida", so erfahren wir. Daraufhin verschieben wir unsere Abreise.



Wüstenartige Landschaft unmittelbar hinter Granada



In den Bergen



Wir suchen eine Abkürzung über Feldwege entlang der Autobahn.



Antequera am Abend



In der "Semana Santa" (Osterwoche) werden diese Figuren hier durch die Straßen getragen.



Das Stierkampfmuseum von Antequera



Dieser Killerstier hat einen Torero auf dem Gewissen



Der Tathergang



Der Tatort: Die Stierkampfarena in Antequera

Spanien kulinarisch: Tapas, Tapas, Tapas

Unsere ersten Tapas bekommen wir schon in Canfranc, dem spanischen Grenzort in den Pyrenäen: Zwei Stückchen Tortilla übereinander geschichtet, eine Scheibe Käse und Schinken dazwischen, oben drauf ein Klecks Knoblauchmayonnaise, dekoriert mit einem Schnipsel rote Paprika.

Dass man einfache Tapas wie Tortilla so liebevoll präsentiert, sagt schon viel über die spanische Küche: Das Auge isst hier (fast) immer mit. Gerade was Tapas betrifft, die leckeren Häppchen, die v.a. zu Bier und Wein gereicht werden, kennt die Kreativität der spanischen Köche offenbar keine Grenzen. Schon in Zaragoza finden wir eine reiche Tapas-Auswahl. Zu den Standards gehören Tortilla und Kroketten, besonders lecker mit Bacalao (Stockfisch), Schinken, Käse oder Chorizo auf Weißbrot, Manchego in Olivenöl, Patatas bravas etc.

Viele Bars bieten Tapas an, wobei eine Bar in Spanien übrigens eine ganz andere Funktion hat als in Deutschland. Hier frühstückt man, trinkt einen Kaffee, Bier oder Wein, isst eine Kleinigkeit, trifft sich auf einen Plausch mit Freunden etc. - es ist alles, nur kein Nachtclub.

In Zaragoza suchen wir uns die Tapas an der Theke aus. Als wir dann Andalusien erreichen, erwartet uns ein völlig neues Tapas-Erlebnis. Total verschwitzt und durstig nach 30 hügeligen Kilometern in der Mittagshitze kehren wir einmal in einer Bar ein. Zu unseren Getränken bringt uns der Kellner ein paar lecker belegte Baguettescheiben, die wir gar nicht bestellt haben. Mein Gott, müssen wir fertig aussehen, denke ich noch, dass man uns ungefragt mit Essen versorgt! Aber dann stellen wir fest, dass in Andalusien sehr häufig Tapas als Zugabe gereicht werden. Oft bekommen wir fritierte Boquerones (Anchovies) oder Calamares, manchmal eine kleine Portion Paella, Kartoffel- oder Nudelsalat, gebratene Pilze, Spießchen, gefüllte Eier, Folienkartoffeln mit leckerem Dressing, Paprikaschoten, gefüllt mit Roquefortcreme......... Das ist richtig spannend! Natürlich kann man Tapas auch separat bestellen, in der Häppchen-Variante oder als "raciones", volle Portionen.

In Granada geraten wir in einen wahren Tapas-Rausch und kehren mehrmals am Tag für die verführerischen Häppchen ein, am liebsten in der Bodega Castañeda. Die "Tabla Castañeda Caliente", die gemischte warme Platte nach Art des Hauses, können wir nur empfehlen. Da wir nicht alles auf der Speisekarte verstehen und die Kellner kein Englisch sprechen, schauen wir uns auch schon mal auf den Nebentischen um und bestellen, was dort serviert wurde. Not macht auch andere erfinderisch: Einmal beobachten wir drei Damen aus Japan, die mit einem bebilderten Tapas-Katalog zur Theke marschieren. Auch innovative Tapas-Variationen probieren wir in Granada aus: Warum nicht mal indisch mariniertes Hähnchenfleisch zusammen mit Chorizo auf einen Spieß stecken - schmeckt umwerfend.

Viel zu spät entdecken wir, dass auch die spanischen Süßigkeiten, Gebäck und kleine Kuchen, etwas ganz Besonderes sind, aber das wäre dann wieder ein eigener Blog.

Zum Schluss noch ein Loblied auf Gazpacho, die Suppe auf der Basis von Tomaten, verfeinert mit Paprika, eingeweichtem Brot und Olivenöl, die nur eiskalt serviert wird und köstlich schmeckt. Gazpacho findet man auch in jedem gut sortierten spanischen Supermarkt. Wenn gar nichts mehr geht und die Beine überhaupt nicht mehr wollen, bringt uns ein Liter Gazpacho garantiert wieder in Schwung......




mit Thunfischcreme gefüllte Eier




"Habas con Jamón" (dicke Bohnen mit Schinken)



Kroketten mit einer sahnigen Schinkenfüllung





"Bonito con Pimientos" (Thunfisch mit Paprika)



Salmorejo, eine Gazpacho-Variante



Spieße mit Tandoori-Hähnchenfleisch und Chorizo




"Trucha con Aguacate" (Forelle mit Avocadocreme und Kaviar)
sowie "Bacaloa Macerao" (hauchdünn geschnittener Stockfisch) auf Weißbrot



"Berenjenas con Miel de Caña" (fritierte Auberginen mit Zuckerrohrsirup)



"Tabla Castañeda caliente", u.a. mit: Tortilla española, Croquetas caseras, Bacon con Roquefort, Salmon con Queso......



Pionono, eine süße Spezialität aus Granada

Sonntag, 28. Oktober 2012

Spanien 5: Wildzelten in Spanien!?

Eigentlich bietet Spanien optimale Voraussetzungen zum Wildzelten, weil das Landesinnere so dünn besiedelt ist. Trotzdem gestaltet sich die Suche nach einem "wilden" Übernachtungsplatz meist schwierig. Natürlich wollen wir vermeiden, dass unsere Schlafstätte allzu leicht entdeckt wird, aber nach schützenden Büschen suchen wir oft vergeblich, ebenso nach Feldwegen, die von der Durchgangsstraße wegführen.

Zudem ist der Untergrund häufig problematisch, steinig und/oder mit dornigem Gesträuch bewachsen. Wir müssen höllisch aufpassen, wo wir unser Zelt aufbauen, damit wir den  Zeltboden nicht durchlöchern und beim nächsten Regen in einer Wasserlache aufwachen. Am besten eignen sich abgemähte Getreidefelder, die biegsamen Stoppel können keinen Schaden anrichten. Oft ziehen wir dann doch eine Übernachtung im Hotel vor. 

Wo soll man hier zelten?


Oder hier?




In völlig flacher Landschaft finden wir eine Senke, hier kann uns hoffentlich niemand sehen.
Bei einbrechender Dunkelheit hören wir allerdings in nächster Nähe Stimmen.
(La Mancha)




Einer unserer besten Plätze: Gras als Untergrund, wenn auch vertrocknet, Fernsicht, von keiner Durchgangsstraße einsehbar. In der Ferrne eine Ziegenherde. Leider entdecken uns die Hütehunde und kommen laut bellend immer näher. Wir verbarrikadieren den Zelteingang mit den Fahrrädern ... nach einger Zeit ziehen sich die Hunde zurück. 
(Süd-Aragon)



Zeltplatz auf einem Stoppelfeld, mit Sichtschutz (vor Cuenca)




Stachelgewächsfreier Zeltplatz - erst nach umfangreichen Rodungsarbeiten.
 (Kastilien-la Mancha)


Die wachsen wirklich überall


Ein guter Platz: Versteckt am Rande eines Wäldchens.
Trotzdem bekommen wir in der Nacht zweimal Besuch:
In der Abenddämmerung von einem dreisten Fuchs,
der sich nur durch Steinwürfe vertreiben lässt.
Dann weit nach Mitternacht von einem Hund,  der uns mit seinem Bellen mächtig auf die Nerven geht, bis wir ihn schließlich verjagen können (hinter Granada).


Kurz von Granada: Wir finden keinen Platz zum Wildzelten und landen in einem Autobahnhotel




Besonders schöner Platz im Olivenhain (nördliches Andalusien)




Gleich gibt es Abendessen!




Um 7 Uhr klingelt der Wecker: Frühstück




Wir packen im Morgengrauen