Dienstag, 25. September 2012

Frankreich 3: Unter Pilgern

23. und 24.9.2012

Hinter Bayonne verlassen wir die Vélodyssée, die noch bis zur spanischen Grenze führt, und biegen ins Landesinnere ab. Unser nächstes Ziel ist die Pilgerstadt St.-Jean-Pied-de-Port im französischen Baskenland. Dort waren wir vor 11 Jahren schon einmal mit den Rädern, damals auf dem Jakobsweg von Köln nach Santiago de Compostela in Galizien. Der Jakobsweg ist eine uralte Pilgerroute, die zum (angeblichen) Grab des Apostels Jakobus führt und im Mittelalter nach Rom und Jerusalem das wichtigste Wallfahrtsziel der Christen war. Zwischenzeitlich geriet der Weg fast in Vergessenheit und wurde dann Ende des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. 1987 wurde er zum europäischen Kulturweg erklärt und gehört zum UNESO Weltkulturerbe. In der Statistik von St.-Jean-Pied-de-Port für das 1. Halbjahr 2012 stehen übrigens die Deutschen mit knapp 2500 von insgesamt ca. 20.000 registrierten Pilgern an zweiter Stelle hinter den Franzosen. Immerhin auch 221 Japaner, 6 Rotchinesen und 2 Grönländer fanden zusammen mit vielen anderen Nationalitäten den Weg zum Pilgerbüro, um sich ihren Pilgerstempel abzuholen. Wir sehen zwar noch einige Wanderer mit der Jakobsmuschel am Rucksack, aber auch hier ist jetzt Nebensaison. Die Herberge, in der wir uns einmieten, haben wir ganz für uns allein.

Vorbei am Pas de Rolande nach St.- Jean-Pied-de-Port



Jakobsmuschel - DAS Symbol der Jakobspilger



Tor zur Pilgerherberge




Fachgeschäft für Pilgerbedarf




Deutsch lernen kann man hier nicht: In der Küche unserer Herberge

Sonntag, 23. September 2012

Frankreich 2: Vélodyssée - Entlang der Atlantikküste nach Bayonne

13.9. 2012 bis 22.9.2012

Hinter Nantes wendet sich die "Vélodyssée" zur Küste, die restlichen ca. 800 km bis Bayonne bleiben wir jetzt in Meeresnähe. Die französische Atlantikküste ist nach der Cote d'Azur das wichtigste Feriengebiet der Franzosen, im Sommer sind Orte und Strände hier total überfüllt. Wir dagegen erleben das alles in der Nachsaison. In den größeren Touristenzentren ist zwar durchaus noch etwas los, aber die meisten Orte wirken wie ausgestorben, die Häuser sind verrammelt, Geschäfte, Cafés, Restaurants und sogar Supermärkte geschlossen, die Strände menschenleer. Auf den Campingplätzen haben wir stets freie Platzwahl und müssen keine lärmenden oder schnarchenden Nachbarn fürchten. Auch unterwegs begegnet uns kaum noch jemand, oft sehen wir stundenlang keine Menschenseele.

Auf den letzten 400 km unserer "Velodyssée" fliegen wir nur so dahin, auf Radwegen vom Feinsten, z.T. nagelneu asphaltiert. Die Temperaturen sind hochsommerlich, 34 Grad in Bayonne, zu warm für die Jahreszeit, wie in den Zeitungen zu lesen ist. Ein paar Grad weniger wären uns auch lieber, wir hoffen auf frische Bergluft in den Pyrenäen.


Leere Strände am Atlantik



Im Marais (Sumpfgebiet)



Maisernte im Marais




2000 km - endlich!


Hafen von Rochefort


Fischen vom Stelzenhäuschen



Aufstieg zur Düne von Pyla an der Gironde - Mündung - 
mit 106 m die höchste Düne in Europa




Auf der Düne von Pyla




leere Straße (links) - leere Radwege (rechts)


Routenplanung auf der Radwege - Kreuzung



Unendlich lange Strände südlich der Gironde



Wir sind in Bayonne!

Freitag, 14. September 2012

Frankreich 1: Vélodyssée - Auf grünen Wegen durch die Bretagne


6.9.2012 - 12.9.2012

Wir setzen mit der Fähre von Plymouth nach Roscoff in der Bretagne über. In Frankreich werden wir dem Fernradweg "Vélodyssée" folgen, der zur Eurovelo-Route Nr. 1 gehört, die am Nordkap beginnt und im Süden von Portugal endet. Der französische Abschnitt startet in Roscoff und führt bis zur spanischen Grenze. Ca. 1200 km liegen bis dorthin vor uns, erst durch das Landesinnere der Bretagne, dann an der Atlantikküste entlang. Die Bretagne hat eine für Radfahrer schwierige Topographie, "dur comme les Alpes", wie uns ein französischer Radler warnt, es geht nur auf und ab. Das gilt gottseidank nicht für die "Vélodyssée", bis Nantes fahren wir fast ausschließlich flach, auf autofreien "voies vertes" ("grünen Wegen"), zuerst auf einer früheren Bahntrasse, später auf dem "Canal de Nantes à Brest". Geschwindigkeitsrekorde kann man hier allerdings nicht aufstellen, weil die Wege überwiegend geschottert sind.



Der Hafen von Roscoff




Gemüseverkauf an der Straße



"La Vélodyssée"




Diese Szenerie begleitet uns tagelang: "Canal de Nantes a Brest" 1




"Canal de Nantes a Brest" 2




Kanalbrücke



Schleusenhäuschen am Kanal - davon gibt es Hunderte




Zu den Aufgaben eines Schleusenwärters gehört auch die Pflege des Gartens



Kanalpflege mit dem Wasserbagger



Entre deux femmes: 
Unsere Freundin Francoise führt uns durch Nantes



Nantes als Kunstmetropole (1): Lichtinstallation am Loire-Ufer



Forderung bretonischer Nationalisten: 
Nantes (Département 44) soll wieder zur Bretagne gehören



Französische Alpträume



Nantes als Kunstmetropole (2):
Ein 5fach überlebensgroßer Elefant spaziert durch die Innenstadt

Mittwoch, 5. September 2012

Großbritannien 5: Von Schottland nach Southampton

29. August bis 5. September 2012

Schlechtes Wetter und schwierige Windverhältnisse verhindern, dass wir unsere Reise auf den Hebriden bis zur Nordspitze der Insel Lewis fortsetzen. Der Sommer 2012 war in Schottland laut Zeitungsberichten der schlechteste seit Jahrzehnten – dafür hatten wir eigentlich noch ganz gute Bedingungen. So treten wir in Etappen die Rückreise an, zunächst mit Fähre und Bus bis nach Inverness. Dort mieten wir uns für zwei Tage in einem B&B ein. Der Besitzer ist etwas kauzig und sehr reserviert. Während unseres Aufenthalts sehen wir ihn nur im Schottenrock. Mich wundert, dass wir morgens nicht mit dem Dudelsack geweckt werden. Auch dem Ruf der Schotten als Geizhälse macht er alle Ehre: Er serviert uns ein mehr als bescheidenes Frühstück und seine größte Sorge scheint es zu sein, dass die Gäste beim Verlassen des Zimmers das Licht nicht ausschalten. Das nennt er “lack of responsibility” und gibt uns dafür sogleich das schlechte Beispiel eines jungen Engländers, der in Abwesenheit immer alle Lampen brennen ließ. “He could have floodlighted the whole town”, meint er kopfschüttelnd und hofft wohl, dass uns das eine Warnung sein wird. Am Ende taut Mr. McCloud (Name geändert) dann doch noch auf und lässt sich sogar auf ein Abschiedsfoto ein.

Von Inverness aus machen wir eine Tagestour zum Loch Ness, bevor wir mit dem Zug weiter nach London und Southampton reisen, wo unsere Freunde Susan und Mike wohnen, die im Moment selber unterwegs sind. So haben wir ein ganzes Haus für uns alleine. Von Southampton aus brach übrigens 1912 die Titanic zu ihrer Unglücksfahrt auf. Die meisten Crew-Mitglieder und viele Passagiere stammten von hier. Das alles ist in einem interessanten Museum dokumentiert.

Zweimal fahren wir auch nach London, die Stadt ist wegen der Paralympics voll von Touristen. Ansonsten bereiten wir unsere Abreise aus England vor. Es wird nicht sofort, wie ursprünglich geplant, mit der Fähre nach Spanien gehen, sondern zunächst nach Frankreich. Der Grund: Dort gibt es einen nagelneuen Fernradweg, den wir im Internet entdeckt haben, von Roscoff in der Bretagne bis nach Bayonne im äußersten Süden, gut 1200 km entlang der Atlantikküste. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen …


Unter Schotten: B&B Inverness



Wo ist Nessie?





Das kann nur in London sein.



Trafalgar 2012



Downing Street: Diese beiden Herren verhindern unser Gespräch mit dem Premierminister.



Wir besuchen das Grab von Karl Marx auf dem Highgate Friedhof



Kontrastprogramm: Shoppen im Kaufhaus Harrods



Frauenträume werden (fast) wahr: Handtaschenabteilung im Harrods.
Aber leider (?) ist auf unseren Rädern kein Platz mehr.



Andere sind da erfolgreicher.



WK II -Bunker im Garten:
Hierhin flüchteten sich Susans Eltern bei deutschen Luftangriffen.
Wir sind die ersten Deutschen, die diesen Bunker je betreten haben.


Das war unsere Route in Großbritannien:


                            Großbritannien

StepMap Großbritannien