Montag, 18. März 2013

Zurück in Bangkok

29.1.2013 bis 7.2.2013

Am späten Vormittag fliegen wir von Burma nach Thailand zurück, einerseits ein bisschen traurig, dass wir dieses freundliche, schöne Land schon wieder verlassen müssen, andererseits freuen wir uns auch auf Bangkok.

Nach der relativ kühlen Zeit und trockenen Luft in Burma erschlägt uns die feuchte Hitze in Bangkok fast, die Temperatur liegt weit über 30 Grad. Im Touristenviertel Banglampoo ist es deutlich voller als bei unserer Abreise vor 4 Wochen, unser Hotel ist ausgebucht, aber wir hatten ja rechtzeitig reserviert. Über Weihnachten und Silvester bevorzugen viele Touristen die Inseln, deshalb war es um die Jahreswende ruhiger hier. Jetzt ist absolute Hochsaison, bis April bleibe das so, meint das Personal vom  Happy House Guesthouse, unserer Stamm-Unterkunft in Bangkok, wo wir uns fast schon ein bisschen zu Hause fühlen. Wir bleiben über eine Woche in der Stadt, arbeiten am Blog, um den Rückstand aufzuholen, ein Paket mit überflüssigen Sachen muss nach Deutschland geschickt werden etc. etc. Daneben haben wir natürlich auch Zeit, etwas zu unternehmen, wir schauen uns eine Menge Tempel an, die wir teilweise noch nicht kennen und die eher abseits der Haupttouristenpfade liegen, deshalb auch viel ruhiger und entspannter sind:

Wat Indrawiharn, wo es einen 41 m hohen vergoldeten Buddha zu sehen gibt und König Bhumipol Mönch war.

Wat Traimit, mit einem 5 Tonnen schweren Buddha aus reinem Gold (Materialwert: 250 Millionen Dollar), der 1955 entdeckt wurde, als man einen vermeintlichen Gips-Buddha mit einem Kran abtransportieren wollte. Er fiel hin und unter der zerbrochenen Gipsschicht kam die eigentliche Figur zum Vorschein, deren Entstehungsgeschichte unbekannt ist.

Wat Suthat ganz in der Nähe von unserem Hotel beherbergt eine riesige Buddhastatue aus Bronze und hat besonders schöne Wandmalereien. In der Umgebung gibt es unzählige Geschäfte mit Tempelzubehör, v.a. Buddhas in allen Größen.

Wat Mahathat gehört zu den größten Tempeln Thailands, hier geht es geschäftiger zu als in anderen Wats, ein Meditationszentrum ist angeschlossen, das auch Ausländern offensteht. Wir beobachten gähnende Schulkinder, die von eifrigen Mönchen unterrichtet werden.

Direkt gegenüber vom Wat Mahathat besuchen wir einen riesigen Amulettmarkt. Die Glücksbringer sind in Thailand ein florierendes Geschäft, sie können richtig teuer sein. Oft werden sie von den Kunden fachmännisch mit Lupen begutachtet. Zu den wichtigsten „Alltags“-Amuletten gehören Bildnisse Buddhas, die aus Kalkstein und geheiligtem Wasser gepresst und als Halskette getragen werden. Auch moderne junge Leute sehen wir oft mit diesen Buddha-Halsketten. Als wir in Süd-Thailand mit dem Rad unterwegs waren, schenkte uns ein Mann spontan zwei solcher Buddhas und sprach eine Art Segnung dazu. Zuerst argwöhnten wir, er wolle uns etwas verkaufen, aber er wollte nur sicherstellen, dass wir heil in Bangkok ankommen – hat ja auch funktioniert. Die kleinen Buddhas haben wir jetzt noch dabei, man kann ja nie wissen….

Aberglaube ist in Thailand weit verbreitet. Keinem aufmerksamen ausländischen Besucher können die „Geisterhäuschen“ entgehen, die in Thailand praktisch zu jedem Haus gehören und auch sonst überall zu finden sind. Sie sollen den Geistern, die früher ein Gelände bewohnt haben und z.B. durch eine Baumaßnahme „vertrieben“ wurden, ein neues „Zuhause“ bieten. Aber damit ist es nicht getan. Um die Geister dauerhaft zu besänftigen, muss man ihnen regelmäßig Opfergaben bringen. In der Nähe unseres Hotels in Bangkok beobachten wir über mehrere Tage hinweg ein besonders schönes Geisterhäuschen und stellen fest, dass die „Bewohner“ ziemlich üppig versorgt werden, mit Reis, gebratenem Hühnchen, Obst, Süßigkeiten…
Dabei handelt es sich im Grunde um Rituale, die animistischen Ursprungs sind und sich mit dem Buddhismus, einer sehr toleranten Religionsform, zu einer Art Volksglauben vermischt haben. Mit der ursprünglichen buddhistischen Philosophie, die die Innenschau und Meditation propagiert, hat das nicht viel zu tun.

Geisterglaube ist in Thailand allgegenwärtig und scheint für die Thai selber keinen Widerspruch darzustellen zu ihrem allgemein doch sehr modernen und verwestlichten Lebensstil. So versuchen nicht nur Privatleute, sondern auch Banken und Kaufhäuser die Geister mit aufwendigen Domizilen zu beschwichtigen. Nichts könnte wohl das perfekte Nebeneinander von modernem Leben und traditionellem Geisterglauben besser symbolisieren. In einem Buchladen in Banglampoo wundern wir uns, dass die Schwelle durch eine Art Brett blockiert ist. Alle Kunden müssen über dieses Brett steigen. Schließlich fanden wir heraus, dass auch hier Aberglaube im Spiel ist: Wer auf die Türschwelle eines Hauses tritt, könnte die Geister verstören und damit unangenehme Entwicklungen heraufbeschwören. Thai Airways lässt angeblich neue Flugzeuge von hoch angesehenen Mönchen in einem feierlichen Ritual segnen. Nach dem 2004-Tsunami ging die Zahl der thailändischen und anderer asiatischer Besucher in den betroffenen Gebieten drastisch zurück, da haarsträubende Geistergeschichten von Verstorbenen die Runde machten. Die thailändische Regierung ließ an den Stränden mehrfach exorzistische Rituale durchführen, um die ängstlichen Thai wieder zu beruhigen. Geisterfilme gehören in Thailand neben Seifenopern zu den beliebtesten Sendungen im Fernsehen etc. etc.
Der Amulettmarkt am Wat Mahathat ist jedenfalls der größte und interessanteste, den wir in Bangkok gesehen haben, es gibt aber natürlich noch viele andere.

Einmal steigen wir in Bangkok auch noch auf die Räder. Zuerst fahren wir zum Vimanmek-Palast, es ist die größte Teakholz-Konstruktion der Welt, ein sehenswerter Prachtbau mit 81 Zimmern, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts von König Rama V. und seiner Familie bewohnt wurde, wunderschön und wahrhaft königlich. Um den Chitlada-Palast, wo die heutige Königsfamilie wohnt, drehen wir auch eine Runde. Wesentlich ruhiger als im Vimanmek-Palast geht es im Wat Benchamabopit zu, auch als Marmortempel bekannt, weil er weitgehend aus weißem Carrara-Marmor erbaut ist. Zum weit entfernten Goethe-Institut brauchen wir selbst mit den Rädern lange. Obwohl heute Sonntag ist, brodelt die ganze Stadt vor Energie und die Straßen sind genauso verstopft wie an normalen Wochentagen. Auf dem Gelände des Goethe-Instituts genießen wir in der „Ratsstube“ solide deutsche Küche.

Natürlich besuchen wir auch wieder den Chatuchak-Wochenendmarkt und einmal fahren wir abends nach Chinatown, um das chinesische Viertel, insbesondere die Hauptgeschäftsstraße Yaowarat bei Nacht zu erleben. Kurz – unsere Zeit in Bangkok ist wieder prall gefüllt, Langeweile kommt nicht auf, im Gegenteil. Wir haben schon 1000 neue Ideen für den nächsten Bangkok-Besuch.

Am 7. Februar reist Gerold an (ja, der heißt tatsächlich auch „Gerold“!), ein Radlerkollege aus Wien, und bringt uns ein Netbook mit, das uns hoffentlich die Arbeit am Blog erleichtern wird. Gemeinsam nehmen wir drei am Abend den Nachtzug nach Ubon Ratchathani nahe der laotischen Grenze.



Indische Touristen vor der Buddha-Statue im Wat Indrawiharn


Der 5000 kg schwere Gold-Buddha  in Wat Traimit




Der Buddha von Wat Suthat



Hier werden Buddha-Statuen für den privaten Bedarf produziert und verkauft.




 Auch lebensgroße Statuen von Heiligen und Mönchen warten auf kapitalkräftige Käufer.



Diese Statue wird an den neuen Besitzer ausgeliefert.



Das Rathaus von Bangkok, geschmückt mit einem Portrait von König Bhumipol.



 Der Marmor-Tempel - aus echtem italienischen Carrara-Marmor



Religionsunterricht in  Wat Mahathat: 
Dieser pädagogisch talentierte Mönch scheint eine spannende Geschichte zu erzählen ...



... während sein Kollege die Schüler mit tafelgestützem Frontalunterricht langweilt.



 Amulettmarkt am Wat Mahathat (1)



                                                       Amulettmarkt am Wat Mahathat (2)


 Das schöne Geisterhäuschen ganz in der Nähe unseres Hotels in Bangkok:
 Hier werden die Bewohner, zu denen auch eine fette Ratte gehört, 
ganz besonders verwöhnt.




 Geisterhäuschen-Nahaufnahme



Auch Burger King will die Geister gnädig stimmen.



 Buntes Treiben an einem Geisterhäuschen



Auch unser "Happy House Guesthouse" hat natürlich ein Geisterhäuschen.



Diese improvisierte Türschwelle stellt für Geister ein unüberwindbares Hindernis dar.



 Auf dem Chatuchak Weekend Market interessiert uns diesmal ganz besonders das reichhaltige  kulinarische Angebot.



Besonders schätzen wir das frische Seafood.



 Frittierte bzw. gebratene Köstlichkeiten


Kreative thailändische Küche: 
Hier gibt es frittierte  Kartoffelspiralen, also Fritten am Spieß.



Für die asiatischen Besucher war das die wirkliche Sensation auf dem Chatuchak: Ein echter spanischer Paella-Koch!



 Abends in Chinatown: Auf der Yaowarat Road (1)



  Abends auf der Yaowarat Road (2)


Yaowarat Road (3)