Freitag, 24. Mai 2013

Japan 6: Wiedersehen mit Yoshi und Chizuko

14.4.2013  bis  16.4.2013

Von Takamatsu/Shikoku  nehmen wir wieder eine Fähre, und zwar zurück zur Hauptinsel Honshu, nach Kobe. Nicht weit von Kobe entfernt wohnen nämlich Yoshi und Chizuko, die wir 2003 kennengelernt haben und jetzt wieder besuchen wollen. Die Fähre geht um 6 h in der Frühe, braucht 4 ½ Stunden und ist fast leer. Seitdem mehrere Brückensysteme Shikoku und Honshu verbinden, verlieren die Fähren immer mehr an Bedeutung. Kurz vor Kobe fahren wir unter der fast 4 km langen, sehr beeindruckenden Akashi-Kaikyo-Brücke durch, die gestern bei dem Beben hin- und herschaukelte, wie wir im japanischen TV sehen konnten. Im Bereich der Brücke lag übrigens das Epizentrum des schweren Bebens, das 1995 die Stadt Kobe schwer zerstörte, mehr als 6000 Menschen verloren damals ihr Leben.


In Kobe finden wir zufällig einen Fahrradladen, der unser defektes Tretlager repariert. Gute Fahrradgeschäfte waren vor 10 Jahren in Japan noch eine Ausnahme. Zwar gibt es kaum ein Land (außer Holland natürlich), in dem die Leute so oft aufs Rad steigen wie in Japan, aber selten mit sportlichen Ambitionen, obwohl sich auch das mittlerweile etwas geändert hat. Die meisten Japaner benutzen das Fahrrad aber eher für kurze Wege, v.a. in den Städten, der Geschäftsmann im schwarzen Anzug ebenso wie aufgetakelte junge Damen in hochhackigen Schuhen, Mütter mit einem Kind hinten und einem vorne, ältere Herrschaften, Schüler, Studenten…. Gute Räder sieht man nach wie vor selten, die schwerfälligen „mama chari“ (Mama-Räder), die einen schon beim kleinsten Hügel in Schwierigkeiten bringen, sind immer noch am weitesten verbreitet. 

Insgesamt drei japanische Reiseradler haben wir während unseres Aufenthalts gesehen. Unser Freund Yoshi, der mit 24 Jahren zum Trip seines Lebens aufbrach, ist da schon eine große Ausnahme. Sieben Jahre war er ohne Unterbrechung mit dem Rad um die Welt unterwegs und bereiste dabei 117 Länder. Für eine Zeitung schrieb er regelmäßig Berichte über seine Tour, diese las Chizuko und dachte sich: Das ist ein interessanter Typ! Sie wandte sich an die Zeitung, ob es vielleicht möglich sei, einen Kontakt herzustellen. Yoshi willigte ein, sie tauschten Briefe, trafen sich, verliebten sich und heirateten – eine fast filmreife Geschichte.


2003 besuchten wir die Familie in Nagano in den japanischen Alpen, mittlerweile leben Yoshi und Chizuko mit ihren drei Kindern, von denen wir nur Taishi kennen, in Ono, ca. 50 km nordwestlich von Kobe, wo sie das Geschäft von Chizukos Eltern übernommen haben. Wir erreichen Ono gegen Abend, Yoshi kommt uns mit seinen beiden Söhnen Taishi (12 Jahre), Shota (8 Jahre) und seiner Tochter Misato (6 Jahre) schon entgegen. Chizuko hat lecker gekocht, wir verbringen einen netten Abend und freuen uns sehr, diese sympathische Familie wiederzusehen. Am zweiten Abend gehen wir zusammen in ein Sushi-Restaurant, wo die Sushi auf einem Fließband an den Tischen vorbeilaufen. Abgerechnet wird später nach der Anzahl der Tellerchen, die sich angesammelt haben. Taishi und Shota haben einen eigenen Tisch und bald schon einen Tellerturm vor sich stehen. Es schmeckt supergut, ist ein Heidenspaß und für uns ein tolles Erlebnis. 

Am nächsten Tag erkunden wir mit den Rädern die Umgebung. Die Familie wohnt zwar am Rande eines Ballungsraums, aber trotzdem ländlich. Wir besuchen Chizuko in der Stadt, wo sie in ihrem Laden traditionelle japanische Süßigkeiten aus Reis und Reismehl verkauft, aber auch „moderne“ Backwaren, edel präsentiert und aufwendig verpackt. Präsentation und Verpackung sind in Japan so wichtig wie das Produkt selber. Manche Sachen in dem Laden sehen wie kleine Kunstwerke aus, das Design stammt z.T. von Chizukos Vater, Yoshi betreut die Produktion in der Fabrik. Zum Fahrradfahren hat er als dreifacher Vater keine Zeit mehr, aber wir haben nicht das Gefühl, dass er darüber unglücklich ist. Am letzten Abend übernehmen wir das Kochen. Diesmal haben wir eine glücklichere Hand, unsere Spaghetti mit Bolognese kommen gut an. Dann reisen wir weiter, Chizuko versorgt uns zum Abschied mit Proviant, der mindestens für zwei Tage reicht.



Mit der Fähre unterwegs von Shikoku nach Honshu: 
Wir passieren die Akashi-Kaikyo-Brücke. 
Sie ist weltweit die Hängebrücke mit der größten Stützweite.



Die Skyline von Kobe




Der Küstenradweg endet plötzlich an einer Absperrung - 
wir müssen zurück auf die stark befahrene Hauptstraße.



Wieder an der Akashi-Kaikyo-Brücke - diesmal per Rad.




Sieben Jahre auf dem Rad, 117 Länder, fast 120 000 km: 
Yoshi (hier unterwegs in Afrika) ist unser großes Radreise-Vorbild 


April 2003: Unser Besuch bei Yoshi, Chizuko 
und Söhnchen Taishi (2 Jahre) in Nagano  



Der süße Taishi



Abreise aus Nagano



2003 in Nagano: Yoshi informiert die Lokalzeitung, ein Reporter interviewt uns, ein Bericht darüber erscheint in der nächsten Ausgabe.
Als wir später einmal in Japan beim Wildzelten von der Polizei kontrolliert werden, zeigen wir den Beamten den Artikel - und dürfen bleiben!



10 Jahre später, 2013, Wiedersehen mit der Familie in Ono City bei Kobe: 
Chizuko hat ein leckeres japanisches Essen gekocht.



Shota, Misato, Chizuko und Taishi



Misato turnt im Garten.



Misato am Reck



Am nächsten Abend essen wir mit der Familie in einem Kaiten-Sushi. 
Die Speisen werden hier auf einem "Fließband" angeboten. 
Abgerechnet wird später nach der Anzahl der Teller, die man sich genommen hat.



Im Kaiten-Sushi



Leckere Sushi-Kreation "vom Fließband"



Sushi-Kreation (2)



Unglaublich, was ein Zwölfjähriger so verputzen kann.



Shota kann da (noch) nicht mithalten.



Yoshi  ist immer zu Späßen aufgelegt.



Misato steht mehr auf "süß".



Misato und Spaßvogel Yoshi



Das Haus der Familie in einer ländlichen Umgebung am Stadtrand von Ono City



Am nächsten Morgen müssen die Kids zur Schule.



Wir besuchen Chizuko im Geschäft.



Japanische Süßigkeiten im frühlingshaften Design.



Eine Mitarbeiterin, Chizuko und ihre Mutter



Am letzten Abend: Wir haben Spaghetti Bolognese gekocht.