Mittwoch, 4. September 2013

Island 5: Die letzten Tage in Island: Zur Fähre nach Seydisfjördur


22.7.2013  bis  25.7.2013

Von Egilsstadir sind es bis nach Seydisfjördur nur noch knapp 30 km,  unsere Fähre geht aber erst in ein paar Tagen. Wir haben also noch Zeit für einen Abstecher zur Papageientaucher-Kolonie am Borgarfjördur.  Die Strecke ist eine Sackgasse, wir müssen also denselben Weg zweimal fahren, und nur teilweise asphaltiert - abseits der Ringstraße und dem Hauptstadtgebiet gibt es in Island noch viele Pisten. 

Von unserem Übernachtungsplatz hinter Egilsstadir folgen wir dem breiten Tal des Flusses Lagarfljót, der ein gutes Stück weiter nördlich in der Hérads-Bucht ins Meer mündet.  Es ist so warm, dass wir schon am frühen Morgen in Shorts radeln können, unglaublich, wie schnell und gründlich sich das Wetter jetzt geändert hat. Bis zu unserer Abreise haben wir keine Niederschläge mehr zu erwarten – für die nächsten Tage ist volle Sonne angesagt. Zunächst radeln wir weitgehend flach und mit Rückenwind, der reinste Genuss, das dicke Ende kommt aber noch. Den Borgarfjördur erreicht man nämlich nur über einen Pass, der mehr als 400 m hoch liegt, auf einer ziemlich steilen Piste – das ging aus unserer Karte nicht hervor! Das letzte Stück muss ich schieben, aber die Anstrengung lohnt sich. Von oben haben wir einen tollen Blick zurück ins Lagarfljót-Tal.  Bis zum Borgarfjördur und dem kleinen Ort Bakkagerdi am Ende des Fjords ist es dann nicht mehr weit. Hier gibt es eine schöne Kirche, bunte Häuser, einen Campingplatz und sogar einen kleinen Supermarkt. 

Ein paar Kilometer hinter Bakkagerdi ist die Papageientaucher-Kolonie, auch  Dreizehenmöwen und Seeschwalben kann man hier beobachten. Aber alle wollen nur die Papageientaucher sehen, die in Höhlen brüten und mit ihren knallroten Füßen und ihrem roten Schnabel ja auch wirklich außergewöhnlich und sehr putzig ausschauen. 

Wir fahren noch am selben Tag zurück über den Pass und zelten kurz dahinter mit einem phantastischen Blick ins Tal.  Das war noch einmal ein richtig dicker Tag mit fast 1000 Höhenmetern. Am nächsten Morgen ist die Bucht unter uns fast komplett mit Nebel gefüllt. Schon häufiger haben wir beobachtet, dass im Laufe des Tages oder am Abend Nebelbänke vom Meer her in die Fjorde ziehen. Wir dagegen haben auf fast 400 m Höhe Morgensonne, die auch den Nebel bald auflöst. Bei bestem Wetter fahren wir zurück nach Egilsstadir und nehmen nach einer langen Pause in der Mittagssonne doch schon heute die Fahrt nach Seydisfjördur in Angriff. Das sind zwar noch nicht einmal 30 km, aber es geht wieder über einen 620 m hohen Pass.  “Oben“ ist es  eisig kalt, die Seen sind teilweise noch zugefroren. Aber die Strecke über die Hochebene Fjardarheidi ist landschaftlich sensationell, genauso, wie man sich Island vorstellt und aus Bildbänden kennt. 

Wir zelten kurz hinter dem Pass, mit Blick auf Seydisfjördur, einer unserer schönsten wilden Übernachtungsplätze hier. Die letzten Fahrradkilometer in Island sind dann ganz einfach: Wir brauchen die Räder nur noch hinunter nach Seydisfjördur rollen zu lassen.  Morgen kommt hier die „Nörröna“ an, die einzige Autofähre, die Island während der Sommermonate über die Färöer-Inseln mit dem europäischen Festland verbindet. Der kleine Ort ist deshalb voll von Touristen und auf dem Campingplatz haben wir Mühe, einen halbwegs ruhigen Platz zu finden. Seydisfjördur ist mit seinen schönen bunten Häusern einfach nur wunderbar. Auch das Wetter spielt mit an unserem letzten Island-Tag – volle Sonne,  am Nachmittag zieht allerdings Nebel in den Fjord, der sich zäh bis zu unserer Abreise am nächsten Tag hält.


Unsere Route durch Island:

                    Island

StepMap Island




Unser Übernachtungspatz am Flüsschen Selfljót hinter Egilsstadtir


Unsere "Feierabend"-Aktivitäten: Uschi sitzt im Zelt und arbeitet an Tagebuch und Blog, ich koche das Abendessen.


Heute wird´s besonders lecker: wir haben viele Birkenröhrlinge gefunden.


Unsere Gourmet-Mahlzeit, zubereitet auf dem Hobo-Kocher (rechts im Bild): Kartoffelpüree mit Möhren und Pilzen, dazu aromatische isländische Knackwürste. 


"Coke Själf Sali" - kreative Technik in Island: Diese kleine grüne Hütte in der Wildnis  ist eine Art Selbstbedienungs- Kiosk, in dem man Getränke und Süßigkeiten aus einem Automaten ziehen kann. 
Die Stromversorgung erfolgt mit Solarzellen, eine Überwachungskamera 
soll Diebstahl und Vandalismus verhindern.


Aufstieg aus dem Lagarfljót-Tal


See auf der Passhöhe (ca. 400 m ü.M.)


Das einzige Lebensmittelgeschäft in Bakkagerdi


Bakkagerdi: Die Dorfkirche


Am Vogelfelsen: Hier brüten Dreizehenmöwen. 
Ihre charakteristischen Rufe hört man schon von weitem.


Die unbestrittenen Superstars des Vogelfelsens 
sind aber die drolligen Papageientaucher.
Die lateinische Bezeichnung lautet "Fratercula arctica", 
übersetzt  "arktisches Brüderchen" :-))


Auf Island gibt es über 3 Millionen Brutpaare - 
d.h.  auf jeden der rund 300 000 Isländer 
kommen 20 "arktische Brüderchen"!


Auf dem Rückweg


Noch am selben Tag fahren wir zurück über den Pass - 
in dieser Richtung ist der Anstieg noch viel steiler.


Als wir kurz hinter dem Pass endlich diesen schönen Wildzeltplatz finden, 
sind wir ziemlich erschöpft.


Die grandiose Aussicht lässt alle Anstrengungen schnell vergessen.


Am nächsten Morgen geht es zurück Richtung Egilsstadir.


Neben der Strasse: Singschwanpaar mit Jungen 


Islandpferde im Lagarfljót-Tal (1)


Islandpferde im Lagarfljót-Tal (2)


Fjardarheidi zwischen Egilstadir und Seydisfjördur:
 Hier oben auf 600 m Höhe sind die Seen selbst jetzt, 
Ende Juli, noch teilweise zugefroren.


Diese Bergblumen gedeihen trotz des rauhen Klimas prächtig.


Bergblume (2)


Da unten im Nebel  muss Seydisfjördur liegen:
  Unser letzter Wildzeltplatz in Island


Am nächsten Morgen: Die Räder werden bepackt.


Auf unserer Abfahrt zum Fjord kommen wir an mehreren 
spektakulären Wasserfällen vorbei.


Wasserfall (2)


Blick auf Seydisfjördur: Ein Kreuzfahrtschiff ankert im Fjord.


Seydisfjördur ist einer der schönsten Orte in ganz Island.


Seydisfjördur: Die Dorfkirche


In diesem Haus wohnt der schwedische Konsul.


Am Nachmittag zieht Nebel auf ...


 ... der auch am nächsten Morgen bei Ankunft 
der Nörröna noch nicht verschwunden ist.


Nur wenige Radfahrer stehen in der Warteschlange zwischen den vielen expeditionsmäßig ausgerüsteten Allradautos und Geländemotorrädern.


Unimog (und Radler) mit Afrikavergangenheit