Samstag, 14. September 2013

Färöer: Nichts geht wegen Mjörki



26.7.2013 bis 28.7.2013

Wir sind die einzigen Reiseradler, die am frühen Freitagmorgen um 3 Uhr die Fähre „Norröna“ verlassen, zusammen mit einer Handvoll Motorradfahrern und einigen Autos. In Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer, einer Inselgruppe auf halbem Weg zwischen Dänemark und Island, dämmert es schon, als eine Stunde später endlich unser Zelt auf dem wunderschönen Campingplatz etwas abseits des Zentrums steht. Wir holen ein paar Stunden Schlaf nach und werden dann von der Morgensonne geweckt. Nur drei Tage bleiben uns, die laut „National Geographic“  schönste Inselgruppe der Welt zu erkunden. 2007 nahm das angesehene Magazin 111 Inseln  unter die Lupe, und nicht sonnige Südsee-Paradiese machten das Rennen, sondern die rauhen Färöer ("Schafsinseln") im Nordatlantik.

Am Freitag schauen wir uns in Tórshavn um. Besonders gut gefällt uns der älteste Teil der Stadt auf der Halbinsel Tinganes mit seinen engen Gassen und kleinen, grasbedeckten Häuschen. Es ist viel los, die Färinger bereiten sich auf ein langes Wochenende vor. Am Montag ist „Ólavsøka“ (Olafstag), der Nationalfeiertag, das größte Fest auf den Inseln.

Am Samstagmorgen dann der Schock: Wir wachen in dichtem Nebel auf, der sich zäh den ganzen Tag über hält. "Mjörki" nennen die Färöer diese Wetterlage, bei der man kaum die Hand vor den Augen sehen kann. Sich bei diesen Bedingungen mit den Rädern auf die schmalen Straßen hier zu wagen wäre viel zu gefährlich, außerdem bekämen wir gar nichts mit von der tollen Landschaft. Auch den Motorradtouristen im Nachbarzelt ist das zu riskant, sie bleiben ebenfalls. Erneut spazieren wir durch die Stadt, die mit ihren bunten Häusern wirklich wunderschön ist. Glücklicherweise hat der Campingplatz einen sehr großzügigen Aufenthaltsraum und kostenlosen Internetzugang, wir können also am Blog arbeiten. Jetzt bleibt uns nur noch der Sonntag für eine kurze Tagestour. Doch der "Mjörki“, für den insbesondere Tórshavn berüchtigt ist, hüllt uns auch am nächsten Morgen noch ein. So ein Pech! Bei gutem Wetter sind die Faröer, ebenso wie Island, an landschaftlicher Schönheit kaum zu überbieten – das wissen wir von unserem ersten Besuch hier zu Beginn der 80er. 

Aber immerhin haben wir Gelegenheit, Tórshavn in festlichem Gewand zu erleben. Die Feierlichkeiten zum „Ólavsøka“ beginnen nämlich traditionell schon am Sonntag mit Ruderwettkämpfen. Passend zu diesem Ereignis hat sich der Nebel etwas gelichtet, wir spazieren zum Hafen und schauen zu. Fast alle Einheimischen, selbst Kleinkinder, tragen die färöische Tracht. Hier ist man sehr nationalbewusst – die Färöer gehören zwar politisch zu Dänemark,verwalten sich jedoch selbst und sehen sich als eigenständige Nation. Rufe nach Unabhängigkeit gibt es immer wieder, aber dann würde natürlich der Dukatenesel auf dem europäischen Festland entfallen...

Wir genießen die ganz besondere Atmosphäre in Tórshavn am Vortag zur „Ólavsøka“; später wird der Nebel wieder dichter und bei unserer Abreise von den Färöern kurz vor Mitternacht beginnt es sogar zu regnen.


Unser Campingplatz am Stadtrand von Tórshavn


Schock am Samstagmorgen: Mjörki!


Der Leuchtturm von Tórshavn bei Mjörki


Olafstag: Stolze Färöer in Nationaltracht (1)


Nationaltracht (2)

Nationaltracht (3)


Nationaltracht (4)

Nationaltracht (5)


Auch dieser nicht-autochthone Färinger trägt stolz die Nationaltracht.


       Ruderwettkampf im Hafen der Hauptstadt. 
Die Halbinsel im Hintergrund ist der ursprüngliche Versammlungsort des Parlamentes der Färöer, des Løgting. Es existiert seit dem 9. Jahrhundert  
         und ist damit eines der ältesten Parlamente der Welt.


 Rudern ist die populärste Sportart auf den Färöern - nach Fußball.


Diese Bootsbesatzung gefällt mir besonders gut.


Das Festgelände am Hafen


Am Ólavsøka fließt "Föroya Bjór"  in Strömen. 
Das war nicht immer so: Bis 1992 (!) galten die Färöer als das 
"trockenste Land der Welt", Verkauf und Ausschank alkoholischer Getränke  waren nämlich streng verboten.

Wehmütige Stimmung kurz vor unserer Abreise: 
Wegen des Nebels haben wir diesmal von der Schönheit 
der Färöer kaum etwas mitbekommen.


Am späten Abend trifft die Norröna aus Island kommend auf den Färöern ein.


Die Norröna in Thorshavn: Beginn der  Ladeprozedur 


Wir sind die einzigen Reiseradler, die hier an Bord gehen.


Unsere Fähren im Nordatlantik:
            Fähren ab  Island

StepMap Fähren ab  Island