Montag, 21. Januar 2013

Thailand (3): Von Krabi nach Bangkok - Teil 2

Bei den Fahrten über Land fällt uns aber auch auf, wie stark hier noch die Gegensätze sind: Da gibt es ziemlich protzige Häuser, vor denen mehrere teure Autos stehen (meist auf Pump gekauft, wie wir später von einem Insider erfahren) - und ein paar Meter weiter hausen Leute in ärmlichen Bambushütten am Rande des Existenzminimums. Thailand ist eben ein typisches Schwellenland: Es bietet alles, was es auch bei uns gibt, hat aber gleichzeitig auch noch die Seiten, die für ein Land der 3. Welt charakteristisch sind.

Wenn wir Tempo machen wollen, nehmen wir manchmal die Schnellstraße, die wie eine Autobahn ist, wir dürfen sie als Radfahrer aber benutzen. Hier ist zwar viel Schwerlastverkehr unterwegs und es wird schnell gefahren, aber wir haben immer einen sehr komfortablen Seitenstreifen.

Die Hitze ist natürlich auch in Thailand ein Problem, aber in der ersten Woche haben wir Glück, es regnet ab und zu, was für Abkühlung sorgt, und wir haben einige bedeckte Tage. Richtung Bangkok wird es dann wieder knallheiß - und das ist jetzt eigentlich die kühle Zeit hier. Immerhin mangelt es in Thailand, ganz im Gegensatz zu Sri Lanka, nicht an Einkehr- und Rastmöglichkeiten. Das wissen wir sehr zu schätzen. Überall gibt es kalte Getränke, oft auch guten Kaffee, ganz zu schweigen von den zahlreichen Restaurants, mobilen Ess-Ständen, Garküchen ...... Thailand ist nicht nur ein Paradies für Gourmets, auch für Gourmands. Hier wird an jeder Ecke gebrutzelt und gekocht. Oft halten wir auch an einem der unzähligen 7-Eleven-Shops, die von allem etwas haben, wie die Tankstellen bei uns, nur besser sortiert. Zur Not bekommen wir da alles, was wir brauchen: Kaltes Wasser, einen Snack, einen Schokoriegel, neues Kartenmaterial etc. etc.

Eigentlich ist alles super in Thailand, auch die Leute sind sehr nett. Wir werden fast immer freundlich gegrüßt, oft bietet man uns ungefragt Hilfe an, wenn wir anhalten und auf unsere Karte schauen. Englischkenntnisse sind abseits der touristischen Zentren nicht sehr verbreitet, aber Gerold verbucht große Erfolge mit seinen Bemühungen, die thailändischen Zahlen und einfache Wörter und Sätze zu lernen. Das wird geradezu begeistert zur Kenntnis genommen, auch wenn er oft korrigiert werden muss. Einmal erzählt er seinen ungläubig staunenden Zuhörern, dass er 68 Jahre alt sei .....

Ein ganz großes Problem sind in Thailand allerdings die Hunde, die offenbar nicht an Radfahrer gewöhnt sind. Oft laufen sie bellend hinter uns her, sogar auf der Schnellstraße werden wir attackiert. Weil ich eine Heidenangst vor Hunden habe, finde ich das sehr unangenehm, obwohl sie eigentlich feige sind. Gerold hat auf dem Lenker immer einen Wanderstock griffbereit liegen, damit braucht er nur ein bisschen zu wedeln und schon kneifen die lästigen Angreifer. Trotzdem ist es einfach stressig, wenn plötzlich Hunde auf einen zurasen, und es bleibt immer die Angst, dass vielleicht doch mal einer beißt und Tollwut hat. Früh am Morgen sind die dreisten Vierbeiner am aktivsten, je heißer es wird, desto mehr nimmt ihre Angriffslust ab, dann liegen sie nur noch schlapp in der Ecke. Gegen Abend geht es dann wieder los ....  Jeder Radfahrer, dem wir begegnen (wir treffen in Thailand relativ viele, die Strecke Phuket-Bangkok scheint ziemlich populär zu sein), klagt über die Hunde. Manche haben wie wir einen Stock dabei, andere schwören auf ihren Ultraschall-"Dogdazer", andere schreien aus Leibeskräften.  Gerold muss in Thailand jedenfalls immer hinter mir fahren, gemäß dem Sprichwort "Den Letzten beißen die Hunde" - aber er hat ja auch den Stock.

Insgesamt war es eine spannende und abwechslungsreiche Fahrradtour durch Thailand. Nur die letzten ca. 100 km nach Bangkok können wir nicht empfehlen. Weil alles andere zu kompliziert wäre, nehmen wir die Schnellstraße, die so kurz vor Bangkok extrem stark befahren ist, gefährlich wird es v.a. an den zahlreichen Einmündungen. Spaß macht das nicht. Bangkok hat geschätzte 11 bis 12 Millionen Einwohner, da ist auch der Stadtverkehr kein Vergnügen. Ohne das Härtetraining auf Sri Lankas Straßen hätten wir da so manches Mal die Nerven verloren. So aber kommen wir am 22.12.2012 nachmittags wohlbehalten an unserem Guesthouse an.

In Bangkok verbringen wir Weihnachten und Silvester und bereiten unsere Abreise nach Myanmar vor. 



Auf der Autobahn: Nur noch 318 km bis Bangkok! 80 km sind wir heute schon gefahren, aber es sind immer noch 37 km bis zu unserem nächsten Übernachtungsort Prachup Kiri Khan.



Die Anstrengung hat sich gelohnt:
Von unserem Balkonzimmer genießen wir die Abendstimmung 
am Meer in Prachup Kiri Khan.



Kurze Pause auf der Autobahn - mit leckeren frischen Ananas.



Die Verkaufsstände mit Durian-Früchten sind bei einheimischen Touristen besonders beliebt.


  Durian (auf deutsch: Stinkfrucht) wird in Asien als Delikatesse hoch geschätzt, sie gilt hier als Königin der Früchte. Wegen ihres ekelhaft-penetranten Geruchs dürfen Durians nicht mit ins Flugzeug genommen werden - auch in U-Bahnen und Hotels sind sie oft verboten.


 Zwar müssen wir ab und zu auf die Autobahn, 
aber meist fahren wir auf ruhigen Sträßchen an der Küste entlang.



 Traumstrecke



94% der Thailänder bekennen sich zum Buddhismus,
 oft fahren wir an Tempelanlagen und Buddhastatuen vorbei.


In einem Café treffen wir Yuwadee, 
die Thailändisch als Fremdsprache unterrichtet. 
Sponan gibt sie mir Nachhilfeunterricht in Grammatik



Kesse Kids in einem Dorf



Donnerstagabend im Badeort Cha Am -
 hier wartet alles auf den Ansturm der Wochenendausflügler aus Bangkok.



Salzgewinnung aus Meerwasser vor Bangkok



Abergläubisches Thailand: Geisterhäuschen am Rand einer Saline



    Die letzten 100 km vor Bangkok fahren wir auf der Schnellstraße. An den         tosenden Verkehr haben wir uns längst gewöhnt, mögen es aber gar               nicht, wenn "unser" Randstreifen wie hier als zusätzliche Fahrspur                   missbraucht wird. Trotzdem fühlen wir uns meist sicher - diese Ölspur             hier erkennen wir glücklicherweise  rechtzeitig. 
    Ein paar Wochen später kommen auf einer Schnellstraße am Stadtrand von     Bangkok zwei junge britische Reiseradler ums Leben - sie wurden von 
    einem Pickup überrollt, dessen Fahrer für einen Moment abgelenkt war.




Stadtrand von Bangkok: Im Verkehrschaos an einem Autobahnkreuz 
verzweifeln wir fast. Zu unserem Glück treffen wir auf eine Gruppe 
 junger thailändischer Radler, mit denen wir gemeinsam nach 
einer fahrradkompatiblen Strecke suchen.



Trotz Verkehrsstress: Lächeln fürs Foto





"FAHR DOCH, die Ampel ist grün!"
Auf der Brücke über den Chao Phraya liegen die Nerven blank.



(Fast) geschafft: 
Wir sind in der Innenstadt, nur noch wenige Kilometer bis 
zu unserem Guesthouse. Für Autos geht hier nichts mehr- 
 der alltägliche Stau im Zentrum von Bangkok.