Samstag, 17. November 2012

Tanger (Marokko): Zur falschen Zeit am falschen Ort

25.10. - 27.10.2012

Von Algeciras aus nehmen wir die Fähre nach Tanger/Marokko. Die Meerenge von Gibraltar ist an der schmalsten Stelle gerade mal 14 km breit, die Fähre braucht nur 2 1/2 Stunden, da bietet sich ein Abstecher nach Afrika doch geradezu an. Eigentlich sollte unser Kurzausflug nach Marokko an die überaus positiven Erfahrungen während zweier Sahara-Touren in der Studentenzeit anknüpfen - aber daraus wird nichts, im Gegenteil.


Ohne es zu wissen, haben wir nämlich ausgerechnet die vier Tage des islamischen Opferfestes für unsere Stippvisite ausgesucht. Und das ist wahrscheinlich die einzige Zeit im Jahr, in der hier das öffentliche Leben vollkommen stillsteht. Am Vorabend des Festes sind die Straßen von Tanger zwar noch geschäftig, aber als wir uns am nächsten Morgen die Stadt ansehen möchten, sind zu unserer Überraschung alle Läden geschlossen, auch in den sonst so quirligen Souks, den traditionellen Märkten, ebenso fast alle Restaurants und Cafés. Einzig das Café Metropole hat den ganzen Tag über geöffnet, hier verbringen wir die meiste Zeit, auch um dem sintflutartigen Regen zu entgehen. Die Leute feiern offenbar zu Hause im Kreise der Familie, schlachten ein Opfertier (Schaf oder Ziege) und verzehren es gemeinsam. Auf den Straßen sieht man, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur noch Außenseiter der Gesellschaft: Wirre Gestalten, vielleicht Drogenkranke, Obdachlose, Bettler. 


Ganz in der Nähe unserer Unterkunft röstet eine Gruppe junger Männer den ganzen Tag lang Ziegenköpfe über einem Müllfeuer. Überhaupt scheint unser "Hotel" (eine Empfehlung aus Mandys Reiseführer) in einer der übelsten Ecken von Tanger zu liegen, dort treiben sich viele abgerissene Gestalten mit finsteren Mienen herum. 

Als am nächsten Morgen immer noch alles geschlossen ist, beschließen wir, auf die geplante Weiterreise in die Weltkulturerbe-Stadt Fez zu verzichten und so schnell wie möglich nach Spanien zurückzukehren. 




Islamisches Opferfest in Tanger: 
Alle Geschäfte und fast alle Cafés sind geschlosssen, die Straßen menschenleer.




 Hier haben wir den Tag verbracht: 
Café Metropole im Stadtzentrum von Tanger. 
Am nächsten Morgen begrüßt uns der Kellner mit Handschlag.....



 Auch das gibt es in Afrika: Es schüttet wie aus Kübeln 



 Überall in den Straßen liegen abgezogene Tierfelle - Überbleibsel vom Opferfest.



Im Hafenviertel: Eigentlich ganz schön, aber nach der Verlagerung 
der meisten Fährverbindungen in ein Terminal außerhalb der Stadt 
läuft hier fast nichts mehr.