Donnerstag, 23. August 2012

Großbritannien 3: Highlands, Lochs und Glens

19. bis 21. August

Unser eigentliches Ziel in Schottland sind die Äußeren Hebriden, die Inselkette im Nordwesten. Und so fahren wir in den nächsten zwei Tagen quer rüber zur Westküste, über Stirling und Inversnaid nach Oban. Auf diesen Etappen erleben wir endlich auch das wildere und einsamere Schottland mit seinen Lochs (Seen), Glens (Tälern) und Highlands. Zwischen Aberfoyle und Inversnaid fahren wir im Loch Lomond & The Trossachs National Park mehr als 20 km durch ein wunderschönes Tal, an mehreren Lochs vorbei, die sich wie eine Kette aneinanderreihen, und hinauf auf eine baumlose, moorige Hochebene. Das Beste: Wir haben die Straße praktisch für uns. Inversnaid ist für Autos eine Sackgasse, von dort geht es nur noch mit einer Personenfähre über den Loch Lomond weiter. Wir sind, wie so oft, spät dran und deshalb ist jetzt kaum noch jemand unterwegs. Inversnaid besteht eigentlich nur aus einem Hotel und einem Bunkhouse, das leider ausgebucht ist, aber wir dürfen zelten. So kommt es heute zu unserer ersten Begegnung mit den berüchtigten Midges, den winzigen schottischen Stechmücken, die noch viel, viel kleiner als unsere Fruchtfliegen sind und jede Chance nutzen, ein Stück nackte Haut zu finden. Es ist absolut windstill heute, und so haben diese Plagegeister leichtes Spiel. Als wir das Zelt aufbauen, fallen sie in Schwärmen regelrecht über uns her. Bevor wir uns halbwegs mückensicher angezogen haben, sind wir schon total zerstochen. Unser hochdosiertes Mückenmittel (40 % DEET) beeindruckt die kleinen Vampire überhaupt nicht, die Kopfnetze, die wir uns in Edinburgh besorgt haben, sind da schon wirkungsvoller.

Bisher waren wir auf eher ruhigen Straßen unterwegs, damit hat es am nächsten Tag ein Ende. Nach Oban müssen wir Hauptstraßen der Kategorie A fahren. Das bedeutet stark befahrene, oft sehr schmale und kurvige Straßen, fast immer ohne Randstreifen. Früh am Morgen ist das noch kein Problem, aber je später es wird, desto voller die Straßen. Und die Briten sind schnell unterwegs, sehr schnell, nicht nur Pkws, auch viele Lkws und Busse donnern an uns vorbei. Die meisten Autos überholen uns zwar mit ausreichendem Abstand, aber viele Autofahrer sind auch ungeduldig, überholen uns in den Gegenverkehr hinein oder vor Kuppen und Kurven. Da bleibt uns oft nichts anderes übrig, als die Räder schnell Richtung Straßenrand zu steuern und abzusteigen. Andere Radler sind da nicht so zimperlich und stöpseln sich auf stark befahrenen Straßen die Ohren zu, damit der Verkehrslärm sie nicht stört. Wir dagegen können die schöne Strecke, die teilweise durch karges Hochland führt, gar nicht richtig genießen, weil wir im Rückspiegel ständig den Autoverkehr im Auge behalten. Nach über 90 km kommen wir ziemlich geschafft von der Anspannung und auch den vielen Höhenmetern – flaches Fahren gibt es in Schottland eigentlich nie – in Oban an. In der hübschen kleinen Stadt direkt am Meer quartieren wir uns in einem Backpacker ein und machen einen Tag Pause, bevor es mit der Fähre weiter zu den Hebriden geht.



Nach Inversnaid




In den Highlands





Kochen mit Mückennetz: Kein Problem!
Aber wie bekommt man die Nahrung in den Mund?




So!!! (Morgenkaffee)




Aufbruch aus Inversnaid



Der Hafen von Oban
Der Kamin im Vordergrund gehört zu der Whisky-Brennerei,
 um die herum (!) die Stadt im 18. Jahrhundert entstanden ist.



Oban ("Gateway to the Isles"): Blick nach Westen