Dienstag, 21. August 2012

Großbritannien 2: Stresstag mit Happy End

18. August 2012

Nach zwei Tagen Pause in der schottischen Hauptstadt geht es weiter, über die berühmte Forth Road Bridge auf die andere Seite des langgestreckten "Fjordes", an dem Edinburgh liegt. Noch spektakulärer ist die parallel verlaufende Eisenbahnbrücke, die fast zeitgleich mit dem Eiffelturm gebaut wurde und eines der bekanntesten Wahrzeichen Schottlands ist.


Wir haben heute optimale Fahrbedingungen, es ist sonnig, der Wind hält sich in Grenzen. Es scheint, dass wir unser heutiges Ziel, die ca. 70 km entfernte Stadt Stirling, locker erreichen. Aber dann kommt alles ganz anders. Hinter der Brücke übersehen wir eine Abzweigung und geraten, statt flach und gemütlich am Wasser entlangzuradeln, in die umliegenden Hügel. Nach etlichen überflüssigen Höhenmetern bemerken wir unseren Irrtum, aber bis wir wieder auf dem richtigen Weg sind, haben wir zwei Stunden verloren und sind immer noch im Bereich der Brücke. Auch gut, dann kommen wir eben heute nicht bis nach Stirling. Aber die Übernachtungsmöglichkeiten auf unserer Strecke sind dünn gesät. Der erste Campingplatz, den wir hoffnungsvoll ansteuern, existiert nicht mehr. Es ist bereits nach 18 Uhr. Wildcampen ist unmöglich, überall sind Zäune. Also geben wir noch einmal Gas und versuchen Alloa zu erreichen, den nächsten Ort, ca. 35 km entfernt. Es läuft gut, aber 8 km vor Alloa knallt es plötzlich, ein Schlauch ist geplatzt. D.h. alles abladen, Rad ausbauen, Schlauch wechseln.... 3 km weiter der nächste Plattfuß, das gleiche Spiel. Es ist dunkel, als wir endlich in der Stadt ankommen und feststellen müssen, dass wir falsch informiert sind: Hier gibt es gar keinen Campingplatz. Vergeblich halten wir auch nach den sonst so zahlreichen B&Bs Ausschau. Das einzige Hotel im Zentrum ist ausgebucht. Es gebe aber noch ein anderes kleines Hotel weiter außerhalb, so erklärt man uns. Die Wegbeschreibung dorthin verstehen wir nicht wirklich, der schottische Akzent ist für uns mehr als gewöhnungsbedürftig. Wir befragen mehrere Leute und erhalten völlig widersprüchliche Auskünfte. Ein Mann, der gerade sein Auto aus einer Parklücke steuert und deutlich in eine Haschischwolke gehüllt ist, will uns gar wieder zurück ins Zentrum schicken. Es geht auf 22 Uhr zu und wir irren immer noch durch die mittlerweile menschenleeren Straßen. Ich sehe uns schon die Nacht bei Regen auf einer Parkbank absitzen, da sehen wir endlich ein Hinweisschild zum Dunmar Hotel und - juhu! - die haben ein Zimmer für uns. Tachostand für diesen Tag: 90 km, 600 Höhenmeter, 7 1/2 Stunden auf dem Rad, Pausen abgerechnet. Die heiße Dusche haben wir uns heute mehr als verdient. Am nächsten Morgen können wir mit einem echt schottischen Frühstück unsere Glykogendepots wieder auffüllen.



Forth Rail Bridge - Kandidat für das UNESCO Weltkulturerbe

Scottish Breakfast mit Bacon, Blood Pudding, Sausage, Fried Eggs, Baked Beans und reichhaltiger Gemüsebeilage