Donnerstag, 4. September 2014

Rund um Deutschland, Teil 3: Von Lörrach zur Ostsee, Abschnitt 1: Basel - Königssee

 Von Lörrach zum Königssee

8.7.2014  bis 20.7.2014

852,84 km
6482 Höhenmeter

Mit dem Fernbus aus Köln angereist, starten wir in Lörrach zum dritten Abschnitt unserer Deutschlandumrundung. Wegen schlechten Wetters kehren wir nicht, wie eigentlich geplant, nach Basel zurück, wo wir in den Osterferien aufgehört haben. Macht aber nichts, wir sind dieses Stück bei einer anderen Gelegenheit schon einmal gefahren. Hinter Lörrach geht es noch eine Weile am Flüsschen Wiese entlang, dann aus dem Tal heraus und wieder hinunter zum Rhein.

Am Abend erreichen wir Waldshut-Tiengen, wo wir wegen des WM-Spiels ein Zimmer vorgebucht haben. Deutschland gewinnt gegen Brasilien sensationell 
mit 7 : 1.  Ein Jahrhundertspiel, Gerold ist völlig aus dem Häuschen. Weiter geht es am Rhein entlang, dem nächsten Fußballabend entgegen. Die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz verläuft hier in der Mitte des Flusses, wir bleiben am deutschen Nordufer. Vor und hinter Schaffhausen zickzackt der Grenzverlauf dann, alle paar Kilometer wechseln wir zwischen der Schweiz und Deutschland und passieren mit Büsingen, das gänzlich von Schweizer Hoheitsgebiet umschlossen ist, die einzige deutsche Exklave. Am Abend sind wir schon am Bodensee und schauen zusammen mit Daniel von „Warmshowers“  in Allensbach das Spiel Holland – Argentinien.

Bei immer noch regnerischem Wetter fahren wir auf der Schweizer Seite am See entlang nach Österreich und weiter nach Lindau, wo der Bodensee-Königssee-Radweg beginnt, dem wir bis zum Ende folgen werden. Mit dem flachen Fahren ist es jetzt vorbei, an den nächsten Tagen geht es in ständigem Auf und Ab mitten hinein in die wunderschöne, saftig grüne Voralpenlandschaft des Allgäu. Der Radweg ist super geführt, über ruhige Wirtschaftswege oder Straßen, mit ganz tollen Blicken. In Füssen haben wir wegen der Fußball-Weltmeisterschaft für zwei Tage ein Zimmer reserviert. Wir kennen den Ort mit seiner wunderschönen historischen Altstadt von mehreren früheren Besuchen und kommen immer wieder gerne hierhin. Am Endspieltag fahren wir zum Schloss Neuschwanstein hoch, der Besucherandrang ist wie immer enorm, insbesondere asiatische Touristen tummeln sich am Eingangsbereich. Besichtigt haben wir das Märchenschloss von König Ludwig II. schon vor ein paar Jahren, heute schauen wir es nur von außen an und fahren anschließend noch um den Forggensee herum. Danach sind es immer noch drei Stunden bis zum Anpfiff um 21 Uhr, den Gerold kaum noch erwarten kann. Das nervenaufreibende Endspiel Deutschland – Argentinien bringt Gerold an den Rand der Verzweiflung, aber bekanntlich endete es mit einem Sieg der deutschen Mannschaft. Zur Feier des vierten Sterns auf dem Trikot der Nationalmannschaft bleiben wir noch einen Tag länger in Füssen und fahren hinauf zum geheimnisvollen Alatsee, dem Schauplatz des 3. Allgäu-Krimis um Kommissar Kluftinger.

Hinter Füssen weichen wir vom Bodensee-Königssee-Radweg ab, weil wir uns die Wieskirche bei Steingaden anschauen möchten. Die prächtig im Rokoko-Stil ausgestattete Wallfahrtskirche zieht jährlich mehr als eine Million Besucher an und ist wirklich etwas ganz Besonderes. Mit uns besichtigt eine Reisegruppe aus China den Innenraum und ist schier fassungslos angesichts der Pracht. Auf dem wunderbar geführten Ammer-Amper-Radweg fahren wir dann nach Oberammergau und weiter nach Garmisch-Partenkirchen zur Zugspitze. Der höchste Berg Deutschlands (2962 m) muss einfach zu einer Deutschlandumrundung gehören, zumal er ja unmittelbar an der deutsch-österreichischen Grenze liegt, die über den Westgipfel verläuft. Das Wetter hat sich deutlich gebessert, wir erleben die Zugspitze praktisch wolkenfrei. Weiter geht es nach Mittenwald. Der Ort liegt traumhaft auf 923 m Höhe zwischen Karwendel- und Wettersteingebirge, das Bergpanorama ist grandios. Von Mittenwald fahren wir entlang der Isar nach Bad Tölz und damit wieder zurück zu „unserem“ Bodensee-Königssee-Radweg. Auf der leicht ansteigenden Markstraße im Zentrum von Bad Tölz findet sich ein einmaliges Ensemble von alten Patrizierhäusern im barocken Stil, reich geschmückt mit Lüftlmalerei, einer Kunstform der Fassadenmalerei, die im süddeutschen Raum sehr verbreitet ist und die wir auch schon in Oberammergau und Mittenwald bewundert haben.

Bis zum Königssee haben wir jetzt noch ca. 200 km. Der Tegernsee und der Schliersee liegen auf unserer Strecke und viele schmucke Städte, die immer touristischer werden. Hinter Traunstein halten wir vergeblich nach einem wilden Platz zum Übernachten Ausschau. Es ist praktisch unmöglich, sich auf den weiten Wiesen und Matten zu verstecken. Schließlich fragen wir bei einem Bauern und schon bald steht unserer Zelt unweit des großen Hofes mit einem tollen Rundum-Panoramablick. Die letzte Etappe führt uns über Bad Reichenhall ins Berchtesgadener Land. Die Berge werden immer höher, das Wetter könnte besser nicht sein. Bei der Anfahrt nach Berchtesgaden haben wir phantastische Blicke auf das Watzmannmassiv. Das Ziel des ersten Abschnitts unserer Sommertour, der Königssee, liegt 6 km hinter Berchtesgaden. Eingebettet zwischen hohen Bergen am östlichen Fuß des Watzmann, ist es einer der schönst gelegenen Seen Bayerns.

Wir machen einen Tag Pause und erkunden die Umgebung. Berchtesgaden spielte in der Zeit des Nationalsozialismus eine besondere Rolle.  Der Ortsteil Obersalzberg war das Feriendomizil Adolf Hitlers und wurde ab 1933 ausgebaut und zum Führersperrgebiet erklärt. Nicht nur Hitler hielt sich hier oft auf, auch andere NSDAP-Größen hatten auf dem Obersalzberg ihre Häuser. Das Sperrgebiet erstreckte sich bis zum Kehlstein, wo die NSDAP 1937/38 wohl auf Initiative von Martin Bormann in 1820 m Höhe auf einem Bergsporn das Kehlsteinhaus errichten ließ, als Geschenk der Partei zum 50. Geburtstag des "Führers". Das ambitionierte Bauprojekt gehörte zum Imponiergehabe des Regimes, es kostete ca. 30 Millionen Reichsmark und viele Arbeiter das Leben. Eine Straße musste in den Felsen gesprengt, Tunnel mussten angelegt werden etc., das alles unter großem Zeitdruck, denn das „Geschenk“ sollte ja rechtzeitig zum Geburtstag fertig sein. Gebaut wurde bei jedem Wetter, auch im Winter. Hitler selbst hielt sich später nur selten im Kehlsteinhaus auf. Wegen der exponierten Lage fürchtete er sich vor Blitzen und fühlte sich auch schutzlos vor möglichen Überraschungsangriffen der Alliierten. Außerdem scheute er die Höhe und litt unter Schwindel.

Im 2. Weltkrieg blieb das Kehlsteinhaus unzerstört und ist heute ein Touristenmagnet. Natürlich wollen auch wir dorthin, obwohl wir vor vielen Jahren schon einmal „oben“ waren. Schon die Anfahrt (nur mit Bussen erlaubt) über die spektakuläre, schmale Kehlsteinstraße, auf der ca. 700 Höhenmeter überwunden werden, ist ein Erlebnis mit sensationellen Blicken. Oben angekommen, müssen die Besucher noch zu Fuß durch einen Tunnel, die letzten 124 Höhenmeter gleitet man mit dem original erhaltenen Aufzug durch den Berg. Im Kehlsteinhaus sind heute u.a. ein Restaurant und eine Ausstellung untergebracht. Mit vielen anderen Besuchern genießen wir die grandiose Aussicht auf den Königssee und die Berchtesgadener Alpen und gehen auch noch die paar Schritte zum Kehlsteingipfel. Ein Unwetter braut sich zusammen, aber bevor das Gewitter sich mit heftigen Regenfällen entlädt, sind wir schon wieder auf dem Weg nach unten. Wir bleiben heute bei Julian von „Warmshowers“, der in unmittelbarer Nähe des Königssees wohnt und gerade eine Ausbildung als Zimmerer macht. Er hat wie wir schon längere Radtouren unternommen und ist supersportlich. Am nächsten Morgen bricht er schon um 6 Uhr zur Berufsschule nach Traunstein auf – mit dem Fahrrad! Das sind hin und zurück 120 km!!!


Unsere Route von Lörrach zum Königssee:

Sommer 2014, Teil 1StepMapSommer 2014, Teil 1





Das malerische Städtchen Laufenburg am Rhein



Rhein-Radweg: Die Holzbrücke in Bad Säckingen ist 
die längste gedeckte Holzbrücke Europas.



Rheinfall bei Schaffhausen -  im Regen



Hinter Büsingen führt der Rhein-Radweg teilweise 
vom Fluss weg über die Höhen.



In Allensbach bei Daniel



Der Tag am Bodensee entlang ist leider komplett verregnet.



Lindau am Bodensee: Die Hafeneinfahrt mit Leuchtturm 
und Löwenmole ist das Wahrzeichen der Stadt.



Bodensee-Königssee-Radweg: Das Logo



Durch das Allgäu - manchmal ganz schön steil!



Idyllisches Dorf im Allgäu



Schloss Hohenschwangau bei Füssen:
Hier verbrachte der Bayernkönig Ludwig II. einen Großteil seiner Jugendjahre.



Ludwigs Märchenschloss Neuschwanstein -
im Hintergrund der Forggensee, rechts vom Schloss der Bannwaldsee.



Füssen: Selbst Prinz Luitpold von Bayern 
trägt zum Endspiel Schwarz-Rot-Gold.



Deutschland ist Weltmeister.......



..............und Gerold außer Rand und Band!



Die Wieskirche bei Steingaden von außen.......



........... und von innen



Zwischen Wieskirche und Oberammergau haben wir ein längeres Waldstück.




Lüftlmalerei in Oberammergau



Wir nähern uns der Benediktinerabtei Ettal.                   



Die Zugspitze: bei bestem Wetter!



Spätes zweites Frühstück in Garmisch-Partenkirchen 
bei unserem bayerischen Lieblingsimbiss Vinzenz Murr: 
Haxe mit Brezen, Kartoffelsalat und Krautsalat.......




..........mmmh! Lecker!!!



Zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald:
Gerold auf dem Weg zu sich selbst.




 Von Mittenwald nach Wallgau fahren wir mit tollen Blicken 
zurück aufs Karwendelvorgebirge.


Lüftlmalerei in Wallgau am Hotel zur Post



Die Mautstraße zwischen Wallgau und dem Weiler Vorderriß
führt durch ein Naturschutzgebiet mit tollen Blicken auf die Isar.



Die Marktstraße von Bad Tölz



Gedenkbüste für Ludwig Erhard in Gmund am Tegernsee:
Der Vater des Wirtschaftswunders und zweite Bundeskanzler der Bundesrepublik hatte seinen Wohnsitz in Gmund und ist auch hier begraben. 
Die Zigarre war sein Markenzeichen.



Hügelige Voralpenlandschaft



So idyllisch sehen die Dörfer in Bayern aus.



Typischer bayerischer Zwiebelturm



Kurz hinter Traunstein zelten wir auf einem Bauernhof.




Bei der Anfahrt nach Berchtesgaden haben wir 
tolle Blicke auf das Watzmannmassiv.



Am Ziel der ersten Etappe im Sommer 2014: der Königssee


In luftiger Höhe: Hitlers Kehlsteinhaus ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.




Der Königssee vom Kehlsteinhaus aus gesehen