Mittwoch, 3. April 2019

Kurze Moselradtour im Herbst

Kurze Moselradtour im Oktober 2017

Im Herbst 2017 entschließen wir uns spontan zu einer kurzen Moselradtour in meiner Heimat Rheinland-Pfalz. Wir starten in dem kleinen Ort Nittel, wo wir unser Auto abstellen, und radeln am ersten Tag nur das kurze Stück bis Trier. Natürlich kennen wir die Römerstadt und den Geburtsort von Karl Marx schon von früheren Besuchen, aber Trier lohnt immer wieder einen Aufenthalt. Bei bestem Herbstwetter schlendern wir durch die gemütliche Fußgängerzone, in deren Bereich wichtige Sehenswürdigkeiten liegen, wie die Porta Nigra, der Dom und die Liebfrauenkirche, der Hauptmarkt mit seinen sehenswerten alten Häusern. Der mächtige Dom und die Liebfrauenkirche liegen etwas abseits vom Hauptmarkt unmittelbar nebeneinander und bilden zusammen ein weithin sichtbares und sehr beeindruckendes Ensemble. Beide Gotteshäuser gehören schon seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe, ebenso wie die Trierer Römerbauten, Porta Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen, Konstantin-Basilika, Barbarathermen und Römerbrücke. Uns bleibt heute nur Zeit für die Konstantin-Basilika am Rande der Fußgängerzone. Der monumentale Bau wurde wohl gegen 300 n. Chr. als neue Kaiserresidenz errichtet. Von der ursprünglich weitläufigen Anlage ist nur noch der Hauptsaal übrig, die heutige Konstantin-Basililka. Hier wurden die kaiserlichen Empfänge abgehalten, an der Stelle des Throns befindet sich heute ein Altar, denn seit 1856 gehört die Basilika der evangelischen Kirchengemeinde Trier, ein Geschenk des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV., und wird wegen ihrer guten Akustik gerne für Orgelkonzerte genutzt. Auch am Geburtshaus von Karl Marx schauen wir kurz vorbei, heute ein Museum. Hier erblickte Triers berühmtester Sohn am 5. Mai 1818 das Licht der Welt, aber schon ein Jahr nach Karls Geburt zog die Familie in die Simeonstraße 8 unmittelbar neben der Porta Nigra, wo Karl bis 1835 lebte. Heute befindet sich in diesem Gebäude übrigens u.a. ein 1-Euro-Shop!! Am Geburtshaus stehen wir vor verschlossenen Türen, es wird anlässlich des 200. Geburtstages des großen Philosophen im nächsten Jahr renoviert, aber wir haben es bei einem früheren Besuch schon einmal besichtigt. Außer den Räumlichkeiten gab es hier eh nicht viel zu sehen, denn schon 1933 beschlagnahmten die Nazis das Haus, alle Sammelstücke wurden vernichtet. Aber auch Trier tat sich lange schwer mit seinem berühmten Sohn. So wurde z.B. die Umbenennung der Trierer Universität in Karl-Marx-Universität lange diskutiert und schließlich blieb es bei dem alten Namen. Auch um eine Marx-Statue als Geschenk von China zum 200. Geburtstag entbrannte ein heftiger Streit, einerseits wegen der Menschenrechtsverletzungen in China, andererseits weil man eine unangemessene Huldigung des Kommunismus befürchtete. Aber das Geschenk wurde angenommen und heute empfängt ein beeindruckender, 5,50 m großer Karl Marx den Besucher unweit der Porta Nigra. Bei unserem Trier-Besuch in 2017 sehen wir nur das schon ausgegrabene Loch für die Statue, die Bauarbeiten waren zu dem Zeitpunkt gestoppt, weil man auf Reste römischer Bebauung gestoßen war – wie übrigens allenthalben in Trier, wenn man die Erde umgräbt….


2018 war ich wegen der Ausstellungen anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx mehrere Tage in Trier und konnte die Marx-Statue bewundern, vor der sich vor allem Besucher aus China für ein Foto drängen. Alle Trier-Fotos in diesem Blog stammen von meinem Besuch im Jubiläumsjahr 2018.





Umstrittenes Geschenk: Am 5. Mai 2018 wurde in Trier anlässlich 
des 200. Geburtstags des Philosophen die von China gestiftete Karl-Marx-Statue enthüllt.



Seitdem begrüßt nahe der Porta Nigra 
ein 5,50 m großer Karl Marx die Trier-Besucher.


Die Porta Nigra ist das Wahrzeichen von Trier und das am besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen. 
Im 11. Jahrhundert wurde es zu einer Doppelkirche umgestaltet und entging dadurch der Zerstörung bzw. Abtragung. 
Heute befindet sich darin ein interessantes Museum.

 Blick von der Porta Nigra auf die Simeonstraße, die zum Hauptmarkt führt. Links hinten im Bild das Ensemble
 von Dom und Liebfrauenkirche, hinten in der Mitte die St. Gangolf-Kirche am Hauptmarkt. Im dritten Haus von vorne links 
(orangefarben, drei Fenster nebeneinander im Obergeschoss) lebte Karl Marx von 1819 bis 1835. 
Heute befindet sich dort im Parterre ein 1-Euro-Shop!!


Dito



Dom und Liebfrauenkirche vom Domfreihof aus gesehen: 
Die Liebfrauenkirche ist die älteste gotische Kirche in Deutschland, 
beide Gotteshäuser wurden im 2. Weltkrieg stark zerstört.



Dito






Liebfrauenkirche und Dom vom Domkreuzgang aus gesehen



Der Hauptmarkt von Trier mit dem Marktkreuz vorne rechts.
 Das weiße Gebäude im Hintergrund ist die Steipe, 
ein ursprünglich im 15. Jahrhundert errichtetes Bürgerhaus, 
im 2. Weltkrieg völlig zerstört und später wieder rekonstruiert.



Hauptmarkt mit Marktkreuz aus einem anderen Blickwinkel: 
Im Hintergrund der Dom


Und noch ein anderer Blickwinkel vom Hauptmarkt: 
Im Hintergrund die Kirche St. Gangolf, heute völlig umbaut.


Das kurfürstliche Palais in Trier mit der Konstantin-Basilika links dahinter


Zurück zu unserer Moselradtour 2017: Nach unserem Trier-Tag stehen wir am nächsten Morgen zwar früh auf, sind aber erst spät unterwegs, weil dichter Nebel im Moseltal liegt – wie übrigens fast immer im Herbst. Meist lichtet sich der Nebel erst gegen Mittag, das ist ein Nachteil für eine Moselradtour um diese Jahreszeit, der allerdings durch die schöne Laubverfärbung der Weinberge wieder wettgemacht wird. Hinter Trier führt der Radweg durch Industriegebiete und oft an der stark befahrenen Straße entlang – nicht so prickelnd, aber das wussten wir schon, wir fahren den Moselradweg ja nicht zum ersten Mal. Das ändert sich nach ca. 20 km, als wir in Mehring von der linken auf die rechte Moselseite wechseln. Ab hier führt der Weg autofrei direkt an der Mosel entlang oder etwas oberhalb durch leuchtend gelb verfärbte Weinberge – einfach nur wunderbar, der Nebel hat sich komplett verzogen, die Sonne scheint, es ist richtig warm. In dem kleinen Ort Leiwen weichen wir von der Moselroute ab und fahren hoch hinauf in die Weinberge zum Ausflugslokal Zummeterhof, weil man von dort aus einen phantastischen Blick auf die Trittenheimer Moselschleife hat. Die Mosel ist bekannt für ihre spektakulären Mäander, aber wer sie wirklich erleben will, muss immer hoch hinaus. In dem Ausflugslokal ist viel los, kein Wunder bei dem Wetter und dem Blick. Wir radeln noch eine Weile durch die steilen Weinberge, geraten per Zufall auf den Römersteig, einen bekannten Kurzwanderweg mit Panoramablicken ins Moseltal, und erreichen ein Stück vor Neumagen-Dhron wieder den Fluss. In Piesport spiegeln sich im letzten Sonnenlicht die Häuser auf der glatten Wasseroberfläche. Die Tage sind kurz um diese Jahreszeit, eigentlich wollten wir heute noch bis Bernkastel-Kues, aber schließlich bleiben wir gut 10 km davor auf einem Campingplatz in Wintrich.



Die Moselschleife bei Trittenheim vom Zummeterhof aus gesehen:
Rechts vorne der Ort Trittenheim, links hinten der Ort Leiwen



Mit dem Rad auf dem Wanderweg "Römersteig" oberhalb von Trittenheim


Dito


Wieder unten im Tal auf dem Moselradweg: 
Die Weinberge leuchten gelb im Sonnenlicht.


Idyllisch: Piesport an der Mosel


Am nächsten Morgen radeln wir durch dichten Nebel nach Bernkastel, auch auf diesem Abschnitt ist der Radweg wieder sehr schön geführt. In Bernkastel ist wie immer viel los. Der Moselort ist bekannt für seine schmucke Altstadt, stattliche Fachwerkhäuser säumen den kleinen Marktplatz. Wir frühstücken hier und warten, bis sich gegen 11 Uhr der Nebel zu lichten beginnt. Dann fahren wir den steilen Weg zur trutzigen Burg Landshut hoch, die sehr fotogen über dem Ort thront und immer wieder im Nebel verschwindet. Oben haben wir einen sensationellen, jetzt nebelfreien Blick ins Moseltal. Weiter geht es auf ruhigen Radwegen, meist direkt an der Mosel entlang bei bestem Wetter nach Traben-Trarbach, wo ich mehrere Jahre zur Schule gegangen bin. Auch hier bildet die Mosel eine spektakuläre Schleife, aber nach dem steilen Anstieg heute morgen fehlt uns dann doch die Energie, zur Ruine Grevenburg hoch zu radeln, von wo aus man einen guten Blick hätte. Wir wechseln auf die linke Moselseite, verlassen in Reil den Radweg, folgen ein kurzes Stück der Landstraße, die aus dem Tal hinauf in die Hänge führt, und biegen dann auf einen Schotterweg ab. Hier oben hoffen wir einen Übernachtungsplatz zu finden. Bald gelangen wir auf eine Waldstrecke, die zum Moselsteig gehört. Es dämmert schon fast, als wir unterhalb einer Schutzhütte endlich eine Möglichkeit zum Übernachten entdecken, mit phantastischem Blick ins Moseltal und die Marienburg bei Zell. Später kommen noch Leute vorbei und sogar ein Auto, aber die Dunkelheit schützt uns vor Entdeckung.



Der Nebel lichtet sich: Blick auf Bernkastel-Kues 
beim Anstieg zur Burg Landshut



Dito




Blick von der Burg Landshut ins Moseltal und auf Bernkastel-Kues



Ruhiges, sonniges Herbstwetter auf dem Moselradweg


Blick ins Moseltal oberhalb von Reil: Wir haben den Radweg verlassen, 
um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.


Dito. Links hinten sieht man ganz in der Ferne schon 
die Marienburg auf dem Zeller Hamm.


Blick von unserem Übernachtungsplatz ins Moseltal: Rechts auf der anderen Moselseite der Ort Pünderich, links hinten die Marienburg


Dito

Auch am nächsten Morgen herrscht dichter Nebel. Wir fahren das kurze Stück bis zum beliebten Aussichtsturm Prinzenkopf und harren dort über eine Stunde aus, dann endlich beginnt sich der Nebel zu lichten und gibt zögernd atemberaubende Blicke frei. Die Mosel umschlingt hier in einer besonders eindrucksvollen Schleife einen Bergrücken, den sogenannten Zeller Hamm, auf dem die Marienburg liegt, die allmählich vor uns aus dem Nebelmeer auftaucht. Die Mosel können wir von hier oben gleich zweimal sehen, zur linken mit dem Ort Bullay, zur rechten mit dem Ort Pünderich. Hinter uns, in Richtung unseres Übernachtungsplatzes, geht der Blick zur Burg Arras. Wir sind total begeistert und fahren erst gegen Mittag weiter, steil abwärts Richtung Marienburg und dann nach Bullay. Wieder haben wir Glück mit dem Wetter, es ist sonnig und für die Jahreszeit ziemlich warm. In Neef verlassen wir abermals den Radweg und fahren hoch in die Weinberge, weil wir uns einen guten Blick auf die Moselschleife und den Calmont-Klettersteig bei Bremm erhoffen, aber da wäre die andere Moselseite günstiger gewesen. An der Klosterruine Stuben vorbei geht es durch ein Naturschutzgebiet nach Beilstein und weiter nach Cochem. All diese Orte kenne ich gut aus meiner Jugend, denn unweit von hier wurde ich auf dem Hunsrück geboren. In Treis-Karden endet unsere kurze Moselradtour, von hier aus nehmen wir am nächsten Morgen den Zug zurück nach Nittel.





Unser Übernachtungsplatz kurz vor dem Aussichtsturm Prinzenkopf bei Zell




Dito


Nebel, Nebel: Wie meistens vormittags im herbstlichen Moseltal



Dito




Blick vom Aussichtsturm Prinzenkopf auf den Ort Bullay



Blick vom Aussichtsturm Prinzenkopf zurück auf unseren Übernachtungsplatz:  Rechts hinten im Bild ist schemenhaft die Burg Arras zu erkennen.



Zweimal Mosel, vom Prinzenkopf aus gesehen: Bei Zell bildet die Mosel eine extreme Schleife und umschlingt eindrucksvoll den sogenannten Zeller Hamm, der an seiner schmalsten Stelle nur ca. 500 m breit ist. Sehr fotogen erhebt sich auf dem Zeller Hamm die Marienburg.



Die Moselschleife und der Zeller Hamm bei Zell: Die Markierung ganz rechts ist die Marienburg, die Markierung links daneben der Aussichtsturm Prinzenkopf.




Vom Aussichtsturm Prinzenkopf radeln wir steil abwärts zurück ins Moseltal, immer mit Blick auf die Marienburg.





Dito


Blick zurück auf die Weinberge unterhalb vom Prinzenkopf: 
Links im Bild der Ort Pünderich, rechts hinten im Bild der Aussichtsturm Prinzenkopf.



In Neef verlassen wir den Moselradweg und radeln hoch in die Weinberge. Gegenüber, auf der anderen Moselseite, liegt der Calmont. Mit Hangneigungen bis über 65 Grad gehört er zu den steilsten Weinlagen der Erde.


Der kleine Ort Ediger spiegelt sich im ruhigen Moselwasser.



Dito


Moselperle: Der kleine, pittoreske Ort Beilstein mit Burg Metternich - nicht weit entfernt von meinem Geburtsort auf dem Hunsrück.