Am späten Vormittag fliegen wir von Burma nach Thailand zurück, einerseits ein bisschen traurig, dass wir dieses freundliche, schöne Land schon wieder verlassen müssen, andererseits freuen wir uns auch auf Bangkok.
Nach der relativ kühlen Zeit und trockenen Luft in Burma
erschlägt uns die feuchte Hitze in Bangkok fast, die Temperatur liegt weit über
30 Grad. Im Touristenviertel Banglampoo ist es deutlich voller als bei unserer
Abreise vor 4 Wochen, unser Hotel ist ausgebucht, aber wir hatten ja
rechtzeitig reserviert. Über Weihnachten und Silvester bevorzugen viele
Touristen die Inseln, deshalb war es um die Jahreswende ruhiger hier. Jetzt ist
absolute Hochsaison, bis April bleibe das so, meint das Personal vom Happy House Guesthouse, unserer
Stamm-Unterkunft in Bangkok, wo wir uns fast schon ein bisschen zu Hause
fühlen. Wir bleiben über eine Woche in der Stadt, arbeiten am Blog, um den Rückstand
aufzuholen, ein Paket mit überflüssigen Sachen muss nach Deutschland geschickt
werden etc. etc. Daneben haben wir natürlich auch Zeit, etwas zu unternehmen,
wir schauen uns eine Menge Tempel an, die wir teilweise noch nicht kennen und
die eher abseits der Haupttouristenpfade liegen, deshalb auch viel ruhiger und
entspannter sind:
Wat Indrawiharn, wo es einen 41 m hohen vergoldeten Buddha
zu sehen gibt und König Bhumipol Mönch war.
Wat Traimit, mit einem 5 Tonnen schweren Buddha aus reinem
Gold (Materialwert: 250 Millionen Dollar), der 1955 entdeckt wurde, als man
einen vermeintlichen Gips-Buddha mit einem Kran abtransportieren wollte. Er
fiel hin und unter der zerbrochenen Gipsschicht kam die eigentliche Figur zum
Vorschein, deren Entstehungsgeschichte unbekannt ist.
Wat Suthat ganz in der Nähe von unserem Hotel beherbergt
eine riesige Buddhastatue aus Bronze und hat besonders schöne Wandmalereien. In
der Umgebung gibt es unzählige Geschäfte mit Tempelzubehör, v.a. Buddhas in
allen Größen.
Wat Mahathat gehört zu den größten Tempeln Thailands, hier
geht es geschäftiger zu als in anderen Wats, ein Meditationszentrum ist
angeschlossen, das auch Ausländern offensteht. Wir beobachten gähnende
Schulkinder, die von eifrigen Mönchen unterrichtet werden.
Direkt gegenüber vom Wat Mahathat besuchen wir einen
riesigen Amulettmarkt. Die Glücksbringer sind in Thailand ein florierendes
Geschäft, sie können richtig teuer sein. Oft werden sie von den Kunden
fachmännisch mit Lupen begutachtet. Zu den wichtigsten „Alltags“-Amuletten
gehören Bildnisse Buddhas, die aus Kalkstein und geheiligtem Wasser gepresst
und als Halskette getragen werden. Auch moderne junge Leute sehen wir oft mit
diesen Buddha-Halsketten. Als wir in Süd-Thailand mit dem Rad unterwegs waren,
schenkte uns ein Mann spontan zwei solcher Buddhas und sprach eine Art Segnung
dazu. Zuerst argwöhnten wir, er wolle uns etwas verkaufen, aber er wollte nur
sicherstellen, dass wir heil in Bangkok ankommen – hat ja auch funktioniert.
Die kleinen Buddhas haben wir jetzt noch dabei, man kann ja nie wissen….
Aberglaube ist in Thailand weit verbreitet. Keinem
aufmerksamen ausländischen Besucher können die „Geisterhäuschen“ entgehen, die
in Thailand praktisch zu jedem Haus gehören und auch sonst überall zu finden
sind. Sie sollen den Geistern, die früher ein Gelände bewohnt haben und z.B.
durch eine Baumaßnahme „vertrieben“ wurden, ein neues „Zuhause“ bieten. Aber
damit ist es nicht getan. Um die Geister dauerhaft zu besänftigen, muss man
ihnen regelmäßig Opfergaben bringen. In der Nähe unseres Hotels in Bangkok
beobachten wir über mehrere Tage hinweg ein besonders schönes Geisterhäuschen
und stellen fest, dass die „Bewohner“ ziemlich üppig versorgt werden, mit Reis,
gebratenem Hühnchen, Obst, Süßigkeiten…
Dabei handelt es sich im Grunde um Rituale, die
animistischen Ursprungs sind und sich mit dem Buddhismus, einer sehr toleranten
Religionsform, zu einer Art Volksglauben vermischt haben. Mit der
ursprünglichen buddhistischen Philosophie, die die Innenschau und Meditation propagiert,
hat das nicht viel zu tun.
Geisterglaube ist in Thailand allgegenwärtig und scheint für
die Thai selber keinen Widerspruch darzustellen zu ihrem allgemein doch sehr
modernen und verwestlichten Lebensstil. So versuchen nicht nur Privatleute,
sondern auch Banken und Kaufhäuser die Geister mit aufwendigen Domizilen zu
beschwichtigen. Nichts könnte wohl das perfekte Nebeneinander von modernem
Leben und traditionellem Geisterglauben besser symbolisieren. In einem
Buchladen in Banglampoo wundern wir uns, dass die Schwelle durch eine Art Brett
blockiert ist. Alle Kunden müssen über dieses Brett steigen. Schließlich fanden
wir heraus, dass auch hier Aberglaube im Spiel ist: Wer auf die Türschwelle
eines Hauses tritt, könnte die Geister verstören und damit unangenehme
Entwicklungen heraufbeschwören. Thai Airways lässt angeblich neue Flugzeuge von
hoch angesehenen Mönchen in einem feierlichen Ritual segnen. Nach dem
2004-Tsunami ging die Zahl der thailändischen und anderer asiatischer Besucher
in den betroffenen Gebieten drastisch zurück, da haarsträubende
Geistergeschichten von Verstorbenen die Runde machten. Die thailändische
Regierung ließ an den Stränden mehrfach exorzistische Rituale durchführen, um
die ängstlichen Thai wieder zu beruhigen. Geisterfilme gehören in Thailand
neben Seifenopern zu den beliebtesten Sendungen im Fernsehen etc. etc.
Der Amulettmarkt am Wat Mahathat ist jedenfalls der größte
und interessanteste, den wir in Bangkok gesehen haben, es gibt aber natürlich
noch viele andere.
Einmal steigen wir in Bangkok auch noch auf die Räder.
Zuerst fahren wir zum Vimanmek-Palast, es ist die größte Teakholz-Konstruktion der
Welt, ein sehenswerter Prachtbau mit 81 Zimmern, der zu Beginn des 20.
Jahrhunderts von König Rama V. und seiner Familie bewohnt wurde, wunderschön
und wahrhaft königlich. Um den Chitlada-Palast, wo die heutige Königsfamilie
wohnt, drehen wir auch eine Runde. Wesentlich ruhiger als im Vimanmek-Palast
geht es im Wat Benchamabopit zu, auch als Marmortempel bekannt, weil er
weitgehend aus weißem Carrara-Marmor erbaut ist. Zum weit entfernten
Goethe-Institut brauchen wir selbst mit den Rädern lange. Obwohl heute Sonntag
ist, brodelt die ganze Stadt vor Energie und die Straßen sind genauso verstopft
wie an normalen Wochentagen. Auf dem Gelände des Goethe-Instituts genießen wir
in der „Ratsstube“ solide deutsche Küche.
Natürlich besuchen wir auch wieder den
Chatuchak-Wochenendmarkt und einmal fahren wir abends nach Chinatown, um das
chinesische Viertel, insbesondere die Hauptgeschäftsstraße Yaowarat bei Nacht
zu erleben. Kurz – unsere Zeit in Bangkok ist wieder prall gefüllt, Langeweile
kommt nicht auf, im Gegenteil. Wir haben schon 1000 neue Ideen für den nächsten
Bangkok-Besuch.
Am 7. Februar reist Gerold an (ja, der heißt tatsächlich
auch „Gerold“!), ein Radlerkollege aus Wien, und bringt uns ein Netbook mit,
das uns hoffentlich die Arbeit am Blog erleichtern wird. Gemeinsam nehmen wir
drei am Abend den Nachtzug nach Ubon Ratchathani nahe der laotischen Grenze.
Indische Touristen vor der Buddha-Statue im Wat Indrawiharn
Der 5000 kg schwere Gold-Buddha in Wat Traimit
Der Buddha von Wat Suthat
Hier werden Buddha-Statuen für den privaten Bedarf produziert und verkauft.
Auch lebensgroße Statuen von Heiligen und Mönchen warten auf kapitalkräftige Käufer.
Diese Statue wird an den neuen Besitzer ausgeliefert.
Das Rathaus von Bangkok, geschmückt mit einem Portrait von König Bhumipol.
Der Marmor-Tempel - aus echtem italienischen Carrara-Marmor
Religionsunterricht in Wat Mahathat:
Dieser pädagogisch talentierte Mönch scheint eine spannende Geschichte zu erzählen ...
... während sein Kollege die Schüler mit tafelgestützem Frontalunterricht langweilt.
Amulettmarkt am Wat Mahathat (1)
Amulettmarkt am Wat Mahathat (2)
Das schöne Geisterhäuschen ganz in der Nähe unseres Hotels in Bangkok:
Hier werden die Bewohner, zu denen auch eine fette Ratte gehört,
ganz besonders verwöhnt.
Hier werden die Bewohner, zu denen auch eine fette Ratte gehört,
ganz besonders verwöhnt.
Geisterhäuschen-Nahaufnahme
Auch Burger King will die Geister gnädig stimmen.
Buntes Treiben an einem Geisterhäuschen
Auch unser "Happy House Guesthouse" hat natürlich ein Geisterhäuschen.
Diese improvisierte Türschwelle stellt für Geister ein unüberwindbares Hindernis dar.
Auf dem Chatuchak Weekend Market interessiert uns diesmal ganz besonders das reichhaltige kulinarische Angebot.
Besonders schätzen wir das frische Seafood.
Frittierte bzw. gebratene Köstlichkeiten
Kreative thailändische Küche:
Hier gibt es frittierte Kartoffelspiralen, also Fritten am Spieß.
Hier gibt es frittierte Kartoffelspiralen, also Fritten am Spieß.
Für die asiatischen Besucher war das die wirkliche Sensation auf dem Chatuchak: Ein echter spanischer Paella-Koch!
Abends in Chinatown: Auf der Yaowarat Road (1)
Abends auf der Yaowarat Road (2)
Yaowarat Road (3)