Von den „4000 Inseln“ in Süd-Laos haben wir nur noch ca. 20
km, dann sind wir schon in Kambodscha. Bis vor ein paar Jahren gab es hier noch
gar keinen Grenzübergang und auf kambodschanischer Seite nur eine Piste in sehr
schlechtem Zustand. Mittlerweile ist aus der Piste eine gut ausgebaute Straße
geworden und beidseits der Grenze stehen große, moderne Abfertigungsgebäude
kurz vor der Vollendung. Im Moment sind allerdings noch die eher
barackenähnlichen Grenzanlagen in Betrieb.
Kambodscha ist quasi Neuland für uns. Wir waren nur einmal
hier, um Angkor zu besuchen, damals mit dem Flugzeug von Laos angereist. Jetzt
wollen wir per Rad dorthin. Unser erster Fahrradtag in Kambodscha führt uns
durch eine der bevölkerungsärmsten Provinzen im Nordosten des Landes. Es ist
eine der einsamsten Strecken, die wir bisher im Sabbatjahr gefahren sind, sehr
trocken und öde, wie teilweise in Oberburma. Während und nach der Regenzeit
dürfte der landschaftliche Eindruck allerdings ganz anders sein.
In Stung Treng, unserem ersten Übernachtungsort, wird
augenfällig, wie arm dieses Land ist. Der Ort wirkt wenig einladend, in den
Randbezirken leben die Menschen zum Teil in Bretterverschlägen. Schön ist nur
die Lage am Tonle San, der hier in den Mekong mündet. Kambodscha gehört zu den
am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Vom Bruttoinlandsprodukt ausgehend,
steht es mit 800 erwirtschafteten Dollar pro Kopf und Jahr an 148. Stelle von
insgesamt 179 Ländern, einen Platz vor Haiti.
Burma ist noch weiter abgeschlagen auf Platz 166, Laos hält Platz 144.
Diese Rangliste lässt zwar andere wichtige Faktoren wie z.B. die Ernährungssituation in den Ländern,
Lebenserwartung etc. außer acht, gilt aber als
d e r Indikator für Wohlstand. Kambodscha hatte es
aufgrund seiner wechselvollen und komplizierten Geschichte in der Vergangenheit
besonders schwer. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer und die langen Jahre
des Bürgerkriegs haben das Land ausgezehrt und in seiner Entwicklung
zurückgeworfen. Im Grenzgebiet zu Thailand und Laos gibt es immer noch scharfe
Minen, wir selbst haben in den ersten beiden Tagen noch Minenwarnschilder
gesehen und ein kleines Mädchen auf Krücken, dem ein Bein fehlte.
Stung Treng versucht, vom Mekong-Tourismus zu profitieren.
Seitdem die Grenze zwischen Laos und Kambodscha leichter zu passieren ist, hat
sich nämlich eine neue Traveller-Route etabliert. Viele Touristen folgen von
Thailand und Laos nun dem Lauf des Mekong nach Kambodscha bzw. Phnom Penh oder
umgekehrt. Stung Treng liegt auf dieser Strecke und es gibt auch etliche
Hotels, aber die meisten Traveller steigen hier allenfalls für eine kurze Pause
aus dem Bus und fahren dann weiter nach Kratie, dem nächsten größeren Ort. Wir
erreichen Kratie erst am nächsten Tag, nach einer sehr langen Etappe von fast
150 km, die letzten 50 km direkt am Mekong vorbei. Früher war der Fluss hier
die einzige Verbindung zum Rest des Landes und nach Laos. Seitdem es die neuen
Straßen gibt, hat er als Transport- und Verkehrsweg an Bedeutung verloren, aber
es ist immer noch die Lebensader Kambodschas, wichtig als Nahrungsquelle und
für die Bewässerung. Hier ist alles grün, üppig und sehr dicht besiedelt.
Wir waren vor vielen Jahren schon im Mekong-Delta in
Vietnam, am und auf dem Mekong in China und Laos, aber noch nie haben wir
diesen mächtigen Fluss so hautnah erlebt wie in Kambodscha. Seit Pakse folgen
wir seinem Lauf, vor und hinter Kratie fahren wir fast 200 km unmittelbar in
Flussnähe und können das Leben am Wasser beobachten. Im Vergleich zu den eher
unattraktiven und schmutzigen Städten ist das ländliche Kambodscha geradezu
idyllisch. Einfache oder stattliche Holzhäuser auf Stelzen, schöne Gärten,
ordentlich geschichtete Heuhaufen, gackerndes Federvieh, grunzende Schweine…
Die meisten Land- und Flussbewohner sind wahrscheinlich Selbstversorger und
nicht sehr wohlhabend, aber hungern muss hier niemand. Die Leute begegnen uns,
wie eigentlich immer in Asien, überaus freundlich. Durch die Orte begleitet uns
der Chor der Kinder mit ihren „Hello“ und „Good bye“-Rufen. Obwohl Reiseradler
in Kambodscha nichts Besonderes sind – in keinem anderen Land haben wir so
viele getroffen -, geraten die Kinder bei unserem Anblick völlig außer Rand und
Band. Sie kommen in Scharen gelaufen, schreien, winken, hüpfen. Manchmal halten
wir, um von unseren kleinen Fans ein Foto zu machen – dann stehen sie starr und
stumm vor Entsetzen oder suchen schnell das Weite. Aus der Nähe scheinen wir
auf die Pimpfe ziemlich furchterregend zu wirken - mit unseren viel zu langen
Nasen, den Helmen auf dem Kopf und den dunklen Sonnenbrillen ist das aber auch
kein Wunder.
Kulinarisch dagegen beschert uns Kambodscha keine besonderen
Erlebnisse, was in einem so armen Land allerdings auch nicht anders zu erwarten
ist. Frühstück besorgen wir uns oft bei
einem der vielen fliegenden Händler. Sie fahren vormittags mit ihren Mopeds die
Straßen entlang und bieten alles mögliche zum Verkauf an: Obst, Gemüse,
Fettgebackenes, Baguette (ein Relikt aus der französischen Kolonialzeit und
überall in Indochina noch sehr verbreitet), Fisch, Fleisch etc. - all das
baumelt in Plastiktüten am Moped. Diese mobilen „Kleinläden“ sind ziemlich
typisch für Kambodscha und vor allem über Land unterwegs. Baguette, eine Art
Berliner und gekochte Eier gehören zu unseren Favoriten, weil sie
gesundheitlich unbedenklich sind. Einmal kaufen wir noch warme Eier in einem
kleinen Laden. Als wir sie pellen wollen, läuft braune Brühe raus – igitt! Wir
haben eine Khmer-Spezialität erwischt: angebrütete Eier mit Embryonen! Die
jungen Damen, die uns diesen „Leckerbissen“ verkauft haben, sind ganz erstaunt,
dass wir nichts davon anrühren…. Die Kambodschaner mögen auch frittierte
Insekten, wie z.B. Taranteln, Kakerlaken und Käfer, gerne als Snack oder als
Suppenbeigabe – alles Geschmackssache. Richtig gut mundet uns „Amok“, das ist
Fisch, Hühnchen oder Rind und Schwein, mit vielen Kräutern in Kokosmilch
gekocht. Die besten Amok-Gerichte bekommen wir später in Siem Reap.
An unserem letzten Mekong-Tag haben wir über 50 km sehr
schlechte Piste und jedes Fahrzeug hüllt uns in eine rote Staubwolke – die
Dusche am Abend hat sich selten so gelohnt…. Aber die Strecke ist wunderschön
und interessant und jede Mühe wert. Teilweise fahren wir durch muslimisches
Gebiet – Moscheen am Mekong, das ist schon etwas merkwürdig. Die muslimische
Minderheit in Kambodscha gehört aber dem gemäßigten Islam an und ist gut
integriert.
Gut 100 km vor Phnom Penh verlassen wir den Mekong und
biegen wieder nach Norden ab, also in die Richtung, aus der wir kommen. Von
Osten her gibt es keine Querverbindung nach Angkor/Siem Reap bzw. nur eine
nicht ausgeschilderte Piste. Da wir kein (zuverlässiges) GPS haben, ist das für
uns keine Option. Deshalb müssen wir einen großen Bogen fahren und einen langen
Umweg in Kauf nehmen.
Bisher waren wir vorwiegend auf Nebenstraßen unterwegs und
konnten uns über den Verkehr nicht beklagen. Für die letzten ca. 300 km bis Siem
Reap müssen wir aber jetzt die stark befahrene Hauptstraße nehmen und sind uns
schon bald einig: Die kambodschanischen Autofahrer bekommen von uns die Note 6.
So schlecht sind wir als Radfahrer noch nie behandelt worden. Die Fahrzeuge
rasen wie Geschosse an uns vorbei, hupen aggressiv, überholen mit viel zu
geringem Abstand und zwingen uns ständig auf den unbefestigten Straßenrand.
Noch schlimmer ist der Gegenverkehr: Ohne auf uns Rücksicht zu nehmen, wird
hier überholt, die Autos und Busse fliegen uns völlig ungebremst regelrecht
entgegen. Aber wir kommen gut in Siem Reap an, der Fahrradteil unserer
Kambodschareise ist damit schon beendet, allerdings fahren wir im Tempelgelände
von Angkor noch fast 200 km.
Unsere Reise von Bangkok nach Siem Reap bzw. Phnom Penh,
durch Thailand, Laos und Kambodscha:
Auf der Hauptstraße nach Süden gibt es einige sehr schlechte Abschnitte.
Fliegende Händler unterwegs
Wir kaufen fürs Frühstück ein.
Die Kinder begrüßen uns mit großer Begeisterung.
Wenn die Kinder uns von weitem sehen, laufen sie oft zur Straße. ...
Die Kids lassen sich sehr gern fotografieren.
Begegnungen auf der Landstraße (2): Jungen auf dem Weg zur Schule
Die Präsenz der muslimischen Minderheit ist unübersehbar.
Unsere Reise von Bangkok nach Siem Reap bzw. Phnom Penh,
durch Thailand, Laos und Kambodscha:
Den ersten Tag in Kambodscha fahren wir auf einer sehr einsamen Straße.
Auch 20 Jahre nach Kriegsende sind Landminen
in manchen Gebieten noch eine tödliche Gefahr.
.Auf der Hauptstraße nach Süden gibt es einige sehr schlechte Abschnitte.
Fliegende Händler unterwegs
Wir kaufen fürs Frühstück ein.
Überall in Kambodscha sieht man solche Kühltruhen,
die einmal am Tag mit Eis befüllt werden.
Eis wird ausgeliefert.
Der Eisblock muss noch zerkleinert werden.
die einmal am Tag mit Eis befüllt werden.
Eis wird ausgeliefert.
Der Eisblock muss noch zerkleinert werden.
Hütte am Mekong
Reiseradler-Treffen in Kambodscha vor Kratie:
Patrick, Franzose, wohnt in München, Martine und Dominique aus dem Elsass und wir - alle auf "Patria"-Rädern!
Die Kinder begrüßen uns mit großer Begeisterung.
Wenn die Kinder uns von weitem sehen, laufen sie oft zur Straße. ...
... und sind dann zuerst etwas ängstlich, wenn sie vor den
merkwürdigen, behelmten Fremden stehen.
merkwürdigen, behelmten Fremden stehen.
Die Kids lassen sich sehr gern fotografieren.
Kinder und ihr "Spielkamerad"
Während wir uns mit den Kindern beschäftigen, überholt uns Patrick.
Er ist unterwegs von München nach Singapur.
Die Kinder winken "bye bye".
Begegnungen auf der Landstraße (1)
Begegnungen auf der Landstraße (2): Jungen auf dem Weg zur Schule
Die Präsenz der muslimischen Minderheit ist unübersehbar.
Frauen bei der Arbeit
Wieder ein "Reiseradlertreffen", diesmal auf einer Piste am Mekong:
Patrick (rechts), ein amerikanisches Paar vom Lake Tahoe in Kalifornien
und ein Inder, der in Südkorea lebt.
Von ihm erfahren wir, dass der legendäre Reiseradler Heinz Stücke,
"the most travelled man in history", z.Zt. in Kambodscha unterwegs ist
und wir ihn nur um einen Tag verpasst haben!
Von ihm erfahren wir, dass der legendäre Reiseradler Heinz Stücke,
"the most travelled man in history", z.Zt. in Kambodscha unterwegs ist
und wir ihn nur um einen Tag verpasst haben!
Begegnungen auf der Straße: Korbwarenhändler
Kurz darauf stoppt der Händler und wir kommen ins Gespräch,
er kann etwas Englisch.
er kann etwas Englisch.
Die Geschäfte laufen im Moment sehr gut, erzählt er uns stolz.
Kurz vor Kompong Cham wechseln wir mit der Fähre auf das andere Mekongufer. Hier ist die Straße wieder asphaltiert.
Schmucke Bauernhäuser an der Straße
Schüler auf dem Heimweg (1)
Schüler auf dem Heimweg (2)
Aids ist ein großes Problem in Kambodscha.
Ob diese Aufklärungskampagne daran etwas ändern kann?
Wir sind in der Tockenzeit unterwegs - die Landschaft wirkt fast wüstenartig
Unser Standard-Essen in Kambodscha: Rindfleischsuppe mit Gemüseeinlage
So werden hier Schweine transportiert.
Arme Schweine
Vor Siem Reap wird der Verkehr auf der schmalen Hauptstraße sehr stark.
Das Radeln ist hier gefährlich, wir müssen höllisch aufpassen
Buddhastatuen-Produktion an der Straße
GESCHAFFT! Wir sind in Siem Reap angekommen!!