Siem Reap erkennen wir nicht wieder. Seit unserem ersten
Besuch vor 6 Jahren scheint sich die Anzahl der Touristen, Unterkünfte,
Restaurants, Souvenirshops etc. vervielfacht zu haben. Der Grund für den
Ansturm ist aber nicht die Stadt selber, sondern die in der Nähe gelegene
Tempelanlage von Angkor mit ihrem bekanntesten Bauwerk Angkor Wat. Die
Tempelruinen stammen aus der Zeit der Jahrtausendwende, liegen mitten im
tropischen Dschungel und sind die größte Ansammlung von sakralen Bauten auf der
ganzen Welt. Zu Angkor fallen mir nur Superlative ein: einzigartig,
unvergleichlich, überwältigend – für uns die beeindruckendsten,
geheimnisvollsten und faszinierendsten Sakralbauten, die wir je gesehen haben.
Die Geschichte Angkors begann im 8. Jahrhundert und
erreichte ihre Blütezeit im 12. Jahrhundert, als Angkor Wat erbaut wurde, der
größte Tempel. Eine besonders kreative Phase erlebte die Hochkultur unter dem
baufreudigen König Jayavarman VII. Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts. In
seiner Zeit entstanden u.a. Angkor Thom mit Bayon, Preah Khan, Ta Prohm,
Banteay Kdei, Ta Som, die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs.
Danach ging es mit Angkor überraschend schnell abwärts, bis man die Stadt im
Jahre 1431 schließlich aufgab.
Das Tempelgelände ist riesig und am besten mit dem Rad zu
erkunden. Wir haben ein 3-Tages-Ticket gekauft und sitzen immer schon beim
ersten Licht auf den Rädern, um den Massen zu entgehen, machen mittags eine
Pause in Siem Reap und fahren am Nachmittag noch einmal zu den Ruinen. Genauso
überwältigend wie die Tempel selber ist nämlich der Besucherandrang.
Hauptsächlich sind es asiatische Touristen, die in großen Gruppen regelrecht
über die Tempel herfallen. Die wenigen westlichen Besucher gehen demgegenüber
völlig unter. Erst später erfahren wir, dass wir wohl in die letzten Ausläufer
des chinesischen Neujahrsfestes geraten sind, das gerne für einen Kurzurlaub
genutzt wird – z.B. nach Angkor. Manchmal bilden sich auf dem Tempelgelände
richtige Verkehrsstaus. Zum Sonnenuntergang sollte man Angkor Wat besser meiden
und am Morgen wird Bayon, unser Lieblingstempel, von Reisegruppen geradezu
belagert. Der Zauber von Angkor geht bei
diesen massentouristischen Großangriffen natürlich verloren, deshalb versuchen
wir möglichst gegen den Besucherstrom zu fahren, gottseidank haben wir ja unser
eigenes Transportmittel.
Angkor Wat ist der größte und berühmteste Tempel auf dem
Gelände mit einer einzigartigen Architektur. 37 Jahre dauerte sein Bau in der
ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Kein anderes Monument in Angkor wurde
bisher so aufwendig restauriert wie dieser gewaltige Tempel, der dem
hinduistischen Gott Vishnu geweiht ist. Der Hinduismus war mit indischen
Seefahrern und Händlern nach Kambodscha gelangt. Die Menschen nahmen die neuen
religiösen Einflüsse schnell auf und vermischten sie mit ihren eigenen
Glaubensformen und ihrer eigenen Götterwelt. Die Architektur vieler
Angkor-Tempel ist deshalb durch indischen Einfluss inspiriert, aber die
Baumeister entwickelten darüber hinaus ihren ganz eigenen,
für Angkor typischen Stil.
Berühmt ist der zentrale Bau von Angkor Wat mit den
charakteristischen 5 Türmen, die die Form einer Lotusknospe haben. Ganz gleich,
welche politischen Ziele die verschiedenen Machthaber in Phnom Penh auch
verfolgten, die Türme fehlten auf fast keiner Nationalflagge. Angkor ist Kambodscha, die Seele der Khmer. Selbst die Roten Khmer, die
nicht gerade für ihren sensiblen Umgang mit Religion und Kultur bekannt waren,
schienen Angkor als ihr kulturelles Erbe zu betrachten und legten die Tempel
ganz im Gegensatz zu ihren sonstigen Gewohnheiten nicht in Schutt und Asche,
auch wenn sie einiges zerstörten.
Den zentralen Bau mit den 5 Türmen umgibt eine Galerie, die mit über 1600 Apsaras verziert ist, von der keine der anderen gleicht. Die Apsaras, Tempeltänzerinnen, die auch viele andere Angkor-Bauwerke schmücken, finde ich besonders faszinierend und werde nicht müde, sie anzuschauen und zu fotografieren.
Den zentralen Bau mit den 5 Türmen umgibt eine Galerie, die mit über 1600 Apsaras verziert ist, von der keine der anderen gleicht. Die Apsaras, Tempeltänzerinnen, die auch viele andere Angkor-Bauwerke schmücken, finde ich besonders faszinierend und werde nicht müde, sie anzuschauen und zu fotografieren.
Die Tempelstadt Angkor Thom zählt neben Angkor Wat zu den
Hauptattraktionen, u.a. mit Bayon, der Elefantenterrasse, der Terrasse des
Leprakönigs etc. Der Bayon-Tempel ist an Originalität kaum zu überbieten: Von
54 Türmen blicken etwa 200 gewaltige Gesichter mit dem berühmten
Bayon-Schmunzeln auf den Besucher. Jeder Turm hat vier Gesichter, die in die 4
Himmelsrichtungen schauen. Der Turm in der Mitte besteht als einziger aus acht
Antlitzen. Wohin man sich in Bayon auch wendet – man steht überall unter
Beobachtung von den monumentalen Gesichtern, die sozusagen das Markenzeichen
des unermüdlichen Bauherrn Jayavarman VII. sind. Auch die insgesamt 5 Stadttore
von Angkor Thom sind architektonische Kunstwerke. Jedes ist mit einem Turm überdacht,
von dem vier riesige „Schmunzel“-Gesichter herabblicken. Die Brücken, die über
den breiten Stadtwassergraben zu den Toren führen, werden von Steinfiguren
flankiert. Es handelt sich dabei jeweils um 54 Götter auf der linken Seite und
54 Dämonen auf der rechten Seite, die eine riesige Schlange (Naga) tragen. Die
Dämonen sind an ihrem grimmigen Gesichtsausdruck zu erkennen, während die
Götter mit ihren mandelförmigen Augen Heiterkeit ausstrahlen. Jedesmal wenn wir
uns Angkor Thom nähern, sind wir aufs Neue begeistert von dieser „Parade“ in
Stein.
Ta Prohm war zu Zeiten Jayavarmans VII. ein buddhistisches
Kloster und steht auf unserer Favoritenliste ebenfalls ganz weit oben. Da es so
viele Bauwerke in Angkor gab, entschlossen sich die französischen Archäologen,
die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste mit der intensiven Erforschung und
Restaurierung von Angkor begannen, einen Tempel so zu belassen, wie sie die gesamte
Anlage bei ihrer „Entdeckung“ vorgefunden hatten. D.h. die mächtigen Wurzeln
der Urwaldbäume, die Türme, Fassaden, Portale und Mauern umschlangen und
sprengten, wurden nicht gekappt oder entfernt wie in anderen Tempeln. So
präsentiert sich Ta Prohm heute als beeindruckendes Beispiel für die
Vergänglichkeit der Menschenwerke und die Macht der Natur, die hier ihr eigenes
Kunstwerk geschaffen hat. Verantwortlich dafür sind insbesondere der Kapokbaum
und die Würgefeige. Sie beginnen ihr Leben als kleine Setzlinge in
Mauernischen. Auf Nahrungssuche lassen die feinen, dünnen Wurzeln keine Fuge
aus und wachsen schließlich über die Gebäude hinab ins Erdreich. Im Moment
finden in Ta Prohm umfangreiche Renovierungsarbeiten statt, die auf Kosten der
ganz besonderen Atmosphäre in diesem Tempel gehen. Auch stören Holzstege,
Holztreppen und Absperrseile, die es bei unserem ersten Besuch 2006 noch nicht
gab. Aber Ta Prohm ist trotzdem immer noch sensationell.
Banteay Kdei ist so stark beschädigt, dass manche Türme
schon durch starke Bänder zusammengehalten werden müssen. Auch hier hat die
Würgefeige das alte Gemäuer teilweise fest im Griff.
Preah Khan liegt eingebettet in dichten Dschungel und ist
riesig, hier könnte man allein einen halben Tag verbringen, wollte man sich
alle Details anschauen. Es gibt einige Halbreliefs, die einst Buddhas
darstellten, aber von geschickten Steinmetzen in hinduistische Asketen
umgewandelt wurden, indem man ihnen Bärte hinzufügte und die typische Form
ihres Lotussitzes veränderte. Jayavarman VII., der Bauherr von Preah Khan, hatte mit der jahrhundertealten Tradition des Hinduismus gebrochen und sich dem Buddhismus zugewandt. Einer erneuten kurzzeitigen Hinduisierung Angkors nach seinem Tod fiel dann fast die gesamte buddhistische Symbolik in Preah Khan zum Opfer.
Wir schauen uns noch viele andere Tempel an, Ta Som, Ost
Mebon, Pre Rup, Phimeanakas, Baphuon, die Elefantenterrasse und die Terrasse
des Leprakönigs…… Unsere „Tempeltage“ sind prall gefüllt und spannend. Abends
reicht unsere Energie nur noch für ein leckeres „Amok“-Essen im Khmer Familiy
Restaurant. Erst am letzten Abend schlendern wir über den Nachtmarkt und halten
nach Souvenirs Ausschau. Wieder schaffen wir es nicht, alle Tempel anzusehen.
Das nächste Mal nehmen wir ein 7-Tages-Ticket….
Unsere letzte Station in Kambodscha ist Phnom Penh, dorthin
nehmen wir den Bus, damit wir die gleiche Strecke nicht zweimal fahren müssen.
Angkor Wat: Zu dem eigentlichen Tempel führt eine
lange Straße über das hinduistische "Urmeer".
lange Straße über das hinduistische "Urmeer".
Apsaras (Tempeltänzerinnen) in Angkor Wat (1)
Apsaras (2)
Apsaras (3)
Angkor Wat: Aufgang zu den fünf berühmten Türmen
Angkor Wat: Blick auf den Haupttempel mit den fünf Türmen
vom hinteren Eingang.
vom hinteren Eingang.
Eines der fünf Stadttore, die zu Angkor Thom führen:
Auf der rechten Seite sieht man die 54 grimmigen Dämonen,
auf der linken Seite die freundlichen Götter.
Freundliche Götter ....
... und grimmige Dämonen
Die berühmten Gesichter von Bayon im Tempelbezirk von Angkor Thom
Bayon (2)
"Schmunzelgesicht" an einem der 5 Stadttore, die zu Angkor Thom führen.
Massenandrang im Bayon-Tempel
Die Elefantenterrasse im Tempelbezirk Angkor Thom:
Von hier aus schaute König Jayavarman VII. Spektakeln und Zeremonien auf dem davorliegenden Platz zu. Die Elefantenparade, die als Halbrelief auf dem Fundament dargestellt ist, gilt als Hommage an dieses Tier, das zur damaligen Zeit von unverzichtbarem Wert bei Tempelbau, Jagd, Kriegsführung etc. war.
Auch heutzutage kann man noch auf einem Elefanten durch Angkor reiten.
Steinrelief an der "Terrasse des Leprakönigs"
Auf dem Tempelgelände von Angkor sind nicht nur Touristen unterwegs.
Von Urwaldbäumen überwucherte Tempelmauern in Preah Khan und Ta Prohm:
Preah Khan: Buddhafiguren, umgearbeitet zu hinduistischen Asketen
Der Pre Rup-Tempel
Hier essen wir Amok: Das Khmer Family Restaurant
in der Pub Street in Siem Reap
Amok, das kambodschanische Nationalgericht,
wird hier in einer Schüssel aus Bananenblättern serviert.
Ebenfalls ganz vorzüglich: Salat aus grünen Mangos im Khmer-Stil.
Dazu werden die unreifen Früchte fein geraspelt, mit Streifen aus mariniertem Hähnchenfleisch, Möhrenjuliennes und Thai-Basilikumblättern vermischt, mit einer süßsauren Limettensauce übergossen und mit gerösteten Erdnüssen und etwas Chili garniert. Vorsicht, macht süchtig!
in der Pub Street in Siem Reap
Amok, das kambodschanische Nationalgericht,
wird hier in einer Schüssel aus Bananenblättern serviert.
Ebenfalls ganz vorzüglich: Salat aus grünen Mangos im Khmer-Stil.
Dazu werden die unreifen Früchte fein geraspelt, mit Streifen aus mariniertem Hähnchenfleisch, Möhrenjuliennes und Thai-Basilikumblättern vermischt, mit einer süßsauren Limettensauce übergossen und mit gerösteten Erdnüssen und etwas Chili garniert. Vorsicht, macht süchtig!