22.1.2013 bis
25.1.2013
Dann kommt schon der letzte Abschnitt unserer Rundreise durch Oberburma:
vom Inle-See durch die Shan-Berge zurück nach Mandalay. In Ermangelung von
Touristenunterkünften wollten wir diese Strecke ursprünglich zumindest
teilweise mit dem Bus zurücklegen, aber von anderen deutschen Radlern haben wir
die Information, dass es in dem kleinen Ort Ywa Ngan mittlerweile ein „Guesthouse“
für Ausländer gibt und somit die gesamte
Strecke durch die Berge mit dem Rad machbar ist. Zurück nach Kalaw werden wir aber
auf jeden Fall einen Pickup nehmen, die Strecke hat uns wegen des starken
Verkehrs ja schon auf der Hinfahrt nicht gefallen.
Vor ein paar Tagen haben wir noch Fotos von den vollbesetzten Pickups
gemacht, jetzt sitzen wir selber darin. Bequemes Reisen ist das natürlich nicht.
Man muss den Kopf einziehen und eng zusammenrücken und spürt jedes Schlagloch.
Mit uns im Auto sitzt ein älteres japanisches Paar, v.a. er ist ein ziemlich
schräger Vogel, Reisefreak, war schon überall, kennt auch Köln. Sie ist deutlich jünger. Die beiden kommen aus Osaka und sprechen
gebrochen Englisch. Kurz vor Kalaw steigen wir an einer Abzweigung aus, von hier aus fahren wir mit den Rädern weiter. Knapp 40 km haben wir noch
bis Pindaya, unserem heutigen Ziel, welliges Gelände, aber keine langen
Anstiege. Die Straße ist einspurig und zum großen Teil in miserablem Zustand,
aber stellenweise wird daran gearbeitet. Beim Straßenbau sind in Burma
außergewöhnlich viele Frauen beschäftigt, das haben wir schon häufiger gesehen.
Sie schleppen z.B. die Steine, die für die Ausbesserungsarbeiten benötigt werden.
Der Teer wird am Straßenrand in Ölfässern gekocht und dann mit
improvisierten Gefäßen verteilt, die unten Löcher haben. Fast alles im
Straßenbau erledigt man hier ohne Einsatz von Maschinen. Diese harte Arbeit ist
wohl nicht immer freiwillig, viele werden zwangsweise dazu verpflichtet, was
vielleicht auch den hohen Anteil an Frauen erklärt.
Weil die Straße so holprig ist, brauchen wir bis Pindaya ziemlich lange,
Verkehr gibt es kaum. Landschaftlich ist es unsere bisher schönste Strecke in
Burma. Wir befinden uns immer noch mitten in den Shan-Bergen, ca. 1200 m hoch, die
Ausblicke sind phantastisch. Die gelben Getreidefelder sehen in Kombination mit
der roten Erde wunderschön aus und erinnern uns fast ein bisschen an Aragon in
Spanien, würden da nicht die weißen und goldenen Pagoden auf den Bergspitzen in
der Sonne glänzen. Wir passieren hübsche Dörfer mit schönen Steinhäusern in einer
Art Fachwerkbau.
Pindaya ist ein kleiner, etwas verschlafen wirkender Ort und liegt an
einem künstlichen See. Im "Pindaya Hotel" bekommen wir eines der schönsten Zimmer
auf unserer Burma-Reise, mit Balkon und Seeblick. Wir sind die einzigen Gäste,
touristisch ist hier noch nicht so viel los, aber das mag sich in Zukunft
ändern. Die meisten Besucher kommen wegen der Kalksteinhöhlen, die auch ein
beliebtes Ausflugs- und Pilgerziel für die Burmesen aus der Ebene sind. Aber
der Ort liegt auch sehr schön, Trekkingtouren zu den Dörfern der Bergstämme
bieten sich geradezu an. Für die Höhlen ist es heute schon zu spät. Wir machen
nur einen Spaziergang durch den Ort und treffen die Japaner wieder. Als wir von
unserem 50 $-Seeblickzimmer berichten, erzählen sie stolz, dass sie auch
Seeblick hätten, aber für nur ganze 13 $! „Japanese poor“, meint "Mr. Osaka“ schmunzelnd.
Am nächsten Morgen fahren wir mit den Rädern zum Höhleneingang, das ist
Frühsport, es geht ziemlich steil hoch. Eine Gruppe burmesischer Touristinnen
kommt gerade mit uns an. Sie wollen unbedingt ein Foto mit uns und wir
natürlich von ihnen. In der ersten großen Höhlenkammer befinden sich die
vergoldete Shwe U Min-Pagode und einige große Buddha-Statuen. Dann verzweigt
sich die Höhle in mehrere Gänge und führt immer tiefer in den Berg
hinein. Über 8000 Buddhastatuen in den unterschiedlichsten Größen sitzen hier,
die meisten stammen aus dem 18. Jahrhundert, aber viele sind auch neueren
Datums, z.B. von Besuchern gestiftet. Die burmesischen Pilgerinnen sind schon
wieder weg, wir haben die Höhle ganz für uns alleine, ein tolles Erlebnis. Als
wir rauskommen, reisen gerade die beiden Japaner an. Jetzt ist aber ein Foto fällig
von Mr. Osaka und Mr. Köln!
Für den weiteren Weg nach Ywa Ngan haben uns die deutschen Radler eine
Abkürzung empfohlen, die allerdings über einen Pass führt und nicht asphaltiert
ist. Landschaftlich ist die Strecke traumhaft, wieder dominieren rote, gelbe
und braune Töne, wir passieren Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben
scheint. V.a. von den Kindern werden wir geradezu begeistert gegrüßt, viele
Ausländer haben die hier noch nicht gesehen. Die Piste ist am Anfang gut, wird
dann aber immer schlechter. Wir wirbeln pudrigen roten Staub auf und sehen bald
aus, als hätten wir ein Staubbad genommen. Die Piste steigt bis zum Pass auf
über 1500 m an, dahinter geht es steil abwärts, hier ist plötzlich alles grün,
offenbar die Regenseite. Es dauert, bis wir endlich wieder auf Asphalt sind.
Immer neue Abzweigungen tun sich auf und hier spricht kaum jemand Englisch. Die
Deutschen hatten ein GPS-Gerät dabei, wir leider nicht….
Auf dem Asphalt geht es dann richtig flott voran – hatten wir gedacht!
Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Straße ist sehr schlecht, zum Teil kaum
befahrbar, grobsteinig, voller tiefer Schlaglöcher. Stundenlang hoppeln wir
über diesen schlechten Untergrund und sind am Ende des Tages richtig genervt.
Aber immerhin haben wir die Straße praktisch für uns, Autos sind hier kaum
unterwegs – kein Wunder! – und die Strecke ist landschaftlich wirklich super,
mit ganz weiten Blicken. Wir fahren praktisch über eine Art Hochebene und
bleiben immer so auf 1200 m Höhe. Sehr dünn besiedelt ist es hier, einige
Dörfer haben noch nicht einmal Strom. Gegen 17 Uhr erreichen wir schließlich das
Städtchen Ywan Ngan und halten nach dem pinkfarbenen Gästehaus Ausschau, das
uns die Deutschen beschrieben haben. Es hat erst vor ein paar Monaten eröffnet
und noch kein Hotelzeichen.
Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, kommen gerade die Mönche auf
ihrem Almosengang vorbei. Die Morgenstimmung ist in Burma immer am schönsten.
Aus Lautsprechern ertönen religiöse Gesänge oder Gebete, die Mönche schwärmen
aus, Kinder sind auf klapprigen Rädern unterwegs zur Schule, überall werden
Kochfeuerchen für die Frühstückssuppe entfacht. In Ywa Ngan ist diese Stimmung
besonders schön, vielleicht, weil der Ort so klein ist.
Wir erwarten einen leichten Tag, weil wir heute zurück in die Ebene
fahren, aber zunächst bleibt es wellig, wir steigen sogar noch
einmal auf über 1500 m Höhe. Die Strecke ist noch einsamer als gestern, wir
kommen nur durch ganz wenige Dörfer. An Ständen werden hier u.a. Orangen und
Mandarinen verkauft, die wachsen tatsächlich hier oben, auf über 1000 m Höhe!
Ziemlich unvermittelt fällt die Straße dann in steilen Serpentinen zur Ebene
hin ab. Aus der flotten Abfahrt wird nichts, dafür sind die Schlaglöcher zu
groß und zu zahlreich. Eigentlich ist das gar keine Straße mehr, eher eine
Piste. Die Blicke in die Ebene sind phantastisch. Landschaftlich war unser
„Ausflug“ in die südlichen Shan-Berge der absolute Höhepunkt unserer
Burma-Reise.
Die schlechte Straße hat unser Tempo verlangsamt, bis Mandalay können
wir es heute nicht mehr schaffen, wir müssen noch eine Übernachtung in dem
größeren und ziemlich hässlichen Ort Kyaukse einlegen. Erst am nächsten Mittag kommen
wir in Mandalay an.
Unsere Fahrt im Pickup
Unterwegs nach Pindaya
Hier ist vom Aspalt nichts mehr übrig.
Pindaya: Seeblick - von unserem Hotelbalkon
Vor dem Höhlentempel treffen wir eine burmesische Pilgergruppe.
Diese hübschen Burmesinnen möchten unbedingt zusammen mit mir fotografiert werden.
Eine heilige Spinne bewacht den Höhleneingang.
Der Aufgang zum Höhlentempel
Im Höhlentempel (1)
Im Höhlentempel (2)
Mr. Osaka mit Begleiterin und Mr. Köln
Arbeiterinnen an einer Straßenbaustelle
Straßenbau in Burma:
Die schwere körperliche Arbeit wird fast ausschließlich von Frauen verrichtet.
Die schwere körperliche Arbeit wird fast ausschließlich von Frauen verrichtet.
Manchmal sind die Frauen uns gegenüber recht reserviert,
aber oft werden wir auch freundlich gegrüßt.
Diese altertümlich anmutende Steinzerkleinerungsmaschine
ist eines der wenigen technischen Hilfsmittel beim Straßenbau.
Auf der "Abkürzung" hinter Pindaya
Begegnungen auf der Piste (1)
Begegnungen auf der Piste (2)
Hinter dem Pass, wieder in der Ebene - aber wo ist die Teerstraße?
Kein Asphalt in Sicht! Ob wir uns verfahren haben??
Endlich wieder Asphalt - aber in katastrophalem Zustand.
Das Bild zeigt einen der wenigen besseren Abschnitte.
Das Bild zeigt einen der wenigen besseren Abschnitte.
Wir haben die Straße fast für uns allein.
Hier beginnt gerade die moderne Zeit: Eine Stromleitung wird verlegt.
Begegnungen unterwegs (1)
Begegnungen unterwegs (2)
Morgentlicher Almosengang der Mönche in Ywa Ngan (1)
Morgentlicher Almosengang der Mönche in Ywa Ngan (2)
Ywa Ngan: An der Pagode
Dieser nette Motorradfahrer zeigt uns an einer Weggabelung den richtigen Weg nach Mandalay.
Mangels einer gemeinsamen Sprache muss die Diskussion über political correctness leider ausfallen.
Immer wieder werden wir durch Straßenschäden und Baustellen aufgehalten ...
... trotzdem kommen wir gut voran.
Vor dem letzten Pass
Endlich geht´s bergab - leider oftmals sehr steil, mit bis zu 15 % Gefälle.
Ab und zu begegnen uns Burmesen auf Mopeds.
Auf diesem Gefährt werden Bambusstangen ins Tal transportiert.
Als der Bambusstangen-Transporter später in der Ebene eine Panne hat, überholen wir ihn.
Stellenweise hat die Strecke starkes Gefälle.
Schnell verlieren wir die mühsam erradelten Höhenmeter.
Wir sind zurück in der Ebene.
Die Straße nach Mandalay ist hier gut ausgebaut und nicht allzu stark befahren.
Markttag in einem Dorf an der Straße
Marktszene (1)
Marktszene (2a)
Marktszene (2b)
Ein Kleintransporter mit vergoldeten Kutschen hält am Markt.
Auch die Marktleute sehen sich die Goldkutschen neugierig an.
Zurück im chaotischen Verkehr von Mandalay