20.1.2013 und 21.1.2013
Der Inle-See ist der zweitgrößte See in Burma, 22 km lang und 11 km
breit. Um ihn herum erheben sich die bis zu 2000 m hohen Shan-Berge, der See selber liegt auf ca. 900 m. Mit durchschnittlich nur 3 m Tiefe ist es ein
eher seichtes Gewässer. Nur deshalb gibt es die schwimmenden Gärten, für
die der See so bekannt ist, die Beete werden am Wassergrund befestigt. Breite
Gürtel aus Wasserhyazinthen säumen den Uferbereich, vom Land her kommt man also
nicht wirklich an den See heran. Eine Radtour macht auch wenig Sinn, weil die
Straße mit weitem Abstand am See vorbeiführt und auch gar nicht ganz durchgeht.
Man muss also aufs Wasser, um den Inle-See wirklich zu erleben. Das nehmen wir
schon am nächsten Tag in Angriff und gehen früh zum Kanal, der den kleinen Ort
Nyaungshwe mit dem 5 km entfernten See verbindet. Hier fahren die
Touristenboote ab, mit einer Kapazität von 5 bis 6 Personen, wir halten nach
Mitpassagieren Ausschau. Wir haben sehr großes Glück, dass wir einen Engländer
ansprechen, der schon oft am Inle war und sich mit den Gepflogenheiten
auskennt. Normalerweise klappern die Ausflugsboote nämlich vorzugsweise
Souvenirshops ab und vom Leben der „Intha“, der „Menschen vom See“, wie sich
die Ethnie selber nennt, die um den See herum wohnt, bekommt man dann gar
nichts mit. Der Engländer hat schon eine alternative Tour ausgehandelt und
nichts dagegen, dass wir uns anschließen. Am Ende sind wir eine internationale
Gruppe: ein junges polnisches Paar, ein Brasilianer, der Engländer und wir.
Wirklich viel zu sagen haben wir uns nicht, wie sich später beim Mittagessen
herausstellt, aber wir wollen ja auch nicht den Rest des Lebens zusammen
verbringen. Die Tour dauert den ganzen Tag, wir kommen erst gegen Abend
zurück.
Die große Attraktion auf dem See sind die Einbeinruderer. Die Intha
haben nämlich eine ganz spezielle Rudertechnik. Auf ihren schmalen Booten
balancierend, schlingen sie einen Fuß um das Ruder und bewegen es im Stehen. So
bleibt die andere Hand zum Fischen frei. Außerdem lässt es sich mit dieser
Rudertechnik in den schmalen Kanälen zwischen den schwimmenden Gärten gut
manövrieren. An der Einfahrt zum See warten die Einbeinruderer schon, um ihr
Können zu demonstrieren, sieht elegant, aber ziemlich schwierig aus.
Wahrscheinlich werden die Ruderer für ihren Auftritt bezahlt, aber so kommt der
Tourismus wenigstens den Leuten direkt zugute. Nur eine Inszenierung für die
Touristen ist das übrigens nicht, wir sehen später in der Ferne jede Menge Intha,
die auf diese Weise rudern und fischen. Die Stimmung auf dem See ist schön, die
Sonne geht gerade hinter den Bergen auf und die frische Morgenluft weht uns um
die Ohren. Am Inle-See findet alles Leben in und auf dem Wasser statt, hier wird gebadet, gewaschen, gespült. Ganze Dörfer stehen auf Stelzen im Wasser, es gibt sogar Stelzenhotels.
Wie viele Touristen mit uns zusammen auf dem See unterwegs sind, merken
wir erst, als wir einen großen Markt ansteuern, dort liegt alles voller
Ausflugsboote. Auf dem interessanten Markt gibt es alles, was es auch bei uns
auf Wochenmärkten gibt: Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Blumen, Kleidung,
Haushaltswaren, Ess-Stände etc. – nur eben viel exotischer. Ein paar Stopps bei
Werkstätten mit Souvenirverkauf bleiben uns dann doch nicht erspart, wir sehen Zigarrendreher, Schirmemacher, Papierhersteller und halten bei den sehr traurig
aussehenden „Longneck“-Frauen. Im Dorf Indein machen wir eine längere Pause und können ein großes Pagodenfeld
besichtigen. Zum
Abschluss der Tour zeigt uns der Bootsführer noch schwimmende Gärten, die zuverlässige
Lieferanten von wohlschmeckendem Gemüse sind. Wegen des milden Klimas kann hier
mehrmals jährlich geerntet werden. Nach diesem spannenden und interessanten Ausflug kehren wir gegen 17 Uhr wieder nach Nyaungshwe zurück.
Wir beschließen, noch einen weiteren Tag am Inle-See zu bleiben. Also lassen wir den Montag ganz ruhig angehen. Ausnahmsweise
klingelt der Wecker mal nicht um halb sechs. Nyaungshwe ist für einen Ruhetag
keine schlechte Wahl. Der kleine, überschaubare Ort ist zwar nicht besonders
attraktiv, bietet aber alles, was das Traveller-Herz begehrt: Pizza, Pasta,
Hamburger, Bananenpfannkuchen, Internet etc. und hat sich deshalb zu einem beliebten
Reiseziel entwickelt. So viele Touristen wie hier haben wir sonst nur in Bagan
gesehen. Es gibt auch einige Restaurants mit authentischer lokaler Kost. Im
Linn Htet Restaurant essen wir richtig gut, was uns auch wieder ein bisschen
mit der burmesischen Küche versöhnt. V.a. das Kartoffel- und Kürbiscurry sind
hervorragend, ebenfalls der Teeblattsalat, eine burmesische Spezialität, und
der sehr schmackhafte Avocadosalat. Am Nachmittag machen wir eine kurze
Fahrradtour und stoßen dabei zufällig auf die Red Mountain Estate Vineyards
& Winery, ein Weingut in den Hängen am Inle-See. Seit 2002 werden hier verschiedene Traubensorten angebaut und zu vorzüglichen
Weinen verarbeitet, wie wir bei einer Weinverkostung feststellen können.
Dann ist der faule Ruhetag auch schon vorbei. Am Abend holen wir unsere
Wäsche ab, die ich heute Morgen in Auftrag gegeben hatte. Mich wunderte etwas,
dass hier, relativ teuer, per Wäschestück abgerechnet wird und nicht, wie z.B. in
Thailand üblich, per Gewicht. Als ich im Laufe des Nachmittags einmal zufällig
aus dem Fenster schaue, sehe ich unten eine Frau an einem Waschbrett arbeiten und
verstehe, warum man hier jede Socke einzeln berechnet: Unser Hotel hat über 30
Mehrbettzimmer, dazu noch ca. 20 Bungalows – und hier wird alles per Hand
gewaschen, die Bettwäsche und die Gästehandtücher inklusive!
Auf dem Inle-See wird vor allem mit Reusen und Netzen gefischt.
Inle-Fischer bei der Arbeit (1)
Inle-Fischer bei der Arbeit (2)
Inle-Fischer bei der Arbeit (3)
Manche der Fischer sind richtige Artisten.
Auch Frauen und Mädchen sind häufig mit Ruderbooten unterwegs.
Größere Distanzen auf dem See werden mit Motorbooten zurückgelegt.
Die Häuser der Intha stehen auf Stelzen im See.
Stelzenhaus (2)
Stelzenhaus (3)
An jedem Wochentag ist in einem der Dörfer am Inle-See Markt.
Die Besucher kommen natürlich per Boot.
Pagodenfeld, vom Boot aus gesehen
Die Longneck-Frauen gehören zum Stamm der Karen und stammen nicht vom Inle-See. Sie werden als Touristenattraktion hierhin gebracht.
Trauriges Longneck-Mädchen
Dieses junge Mädchen stellt zusammen mit einigen erwachsenen Frauen Zigarren her. Als wir sie fragen, warum sie hier arbeite, anstatt zur Schule zu gehen, antwortet sie lachend in recht gutem Englisch:
"Heute ist doch Sonntag, da habe ich schulfrei und kann meiner Mutter bei der Arbeit helfen!"
Wir fahren gerade durch die schwimmenden Gärten, als uns dieser Einbeinruderer entgegenkommt.
In solchen Booten werden Touristen auf dem See herumgefahren.
Für einen ganztägigen Ausflug bezahlt man zwischen 15 und 25 US$ - pro Boot!
Ganz in der Nähe der Bootsanlegestelle
Auch Burmesinnen sind nicht immer sanftmütig.
Die "Red Mountain Estate Vineyards & Winery":
Pro Flasche muss man etwa ein Lehrer-Wochengehalt hinblättern.
Unser Restaurant-Tipp am Inle-See: Das Linn Htet - Restaurant im Zentrum von Nyaungshwe -
natürlich dekoriert mit Bildern der "Lady", Aung San Suu Kyi, und ihres Vaters.
Die Speisekarte
"Rice and Curry" im Linn Htet - Restaurant. Die Würzpasten auf der Basis von
fermentiertem Fisch und Chilli sind allerdings nicht unbedingt nach unserem Geschmack.
"Tea Leaf Salad"
- eine besondere burmesische Spezialität und unser absoluter Favorit hier.
Myanmar ist das einzige Land, in dem Tee nicht nur getrunken, sondern auch gegessen wird.
Myanmar ist das einzige Land, in dem Tee nicht nur getrunken, sondern auch gegessen wird.
Typische burmesische Restaurantküche
In Burma essen wir nur selten auf der Straße. Bei diesen frittierten Broten machen wir eine Ausnahme ...
... weil ich die Hobo-ähnliche Feuerstelle so interessant finde.