8.1.2013 bis 10.1.2013
Morgens um 5 Uhr kommen wir in Mandalay an, der Bus stoppt einfach an
einer Straße irgendwo in der Stadt und alle müssen aussteigen, keine
Ahnung, wo wir sind. Aber eine Art Restaurant hat zu dieser frühen
Stunde schon geöffnet. Dort sitzen wir 1 1/2 Stunden ab, bis es hell
wird. Wir sind total durchgefroren. Mandalay liegt zwar im Tiefland,
aber immerhin befinden wir uns jetzt ca. 700 km weiter im Norden, morgens
und abends wird es hier richtig frisch - und wir haben fast alle warmen
Sachen in Bangkok gelassen. Tagsüber steigen die Temperaturen auf
angenehme 30 Grad oder mehr, im Sommer (jetzt herrscht ja Winter) werden
leicht bis 45 Grad erreicht.
Um 7 Uhr können wir schon im Golden Country Hotel einchecken, das
Wah Wah für uns organisiert hat und eine sehr gute Wahl ist, schönes,
großes Zimmer, sehr nettes und hilfsbereites Personal. Wir holen etwas
Schlaf nach und erkunden dann die Stadt zu Fuß, die Räder sind ja
immer noch vom Flug verpackt.
Wir wollten schon immer nach Mandalay, vielleicht weil der
klangvolle Name mit einem gewissen Mythos verbunden ist oder weil die
Stadt für Ausländer lange Zeit so schwer erreichbar war. 2003 hat das
nicht geklappt, weil wir unsere Reise damals krankheitsbedingt schon
nach einer Woche abbrechen mussten und über Yangon und Umgebung gar
nicht hinauskamen. Jetzt sind wir endlich hier und müssen etwas
ernüchtert feststellen, dass Uta recht hatte mit ihrer Warnung,
Mandalay sei keine besonders schöne Stadt. Charme oder ein besonderes
Flair hat sie wirklich nicht. Die alte Bausubstanz wurde weitgehend
zugunsten gesichtsloser Betonklötze vernichtet, die Straßen sind
extrem staubig, denn Mandalay liegt im Zentrum von Burmas Trockenzone,
alles ist hier mit einer Staubschicht überzogen. Zur Zeit wird an
vielen Stellen an der Kanalisation gearbeitet, speziell in der Umgebung
unseres Hotels, d.h. die Kanäle liegen offen, der Inhalt türmt sich an
den Seiten - das trägt natürlich auch nicht unbedingt zu einem
attraktiveren Erscheinungsbild bei.
Die Entfernungen in Mandalay sind groß, an unserem ersten Tag legen wir auf den staubigen, lärmigen Straßen fast 20 km zu Fuß zurück, weil wir die Distanzen falsch eingeschätzt haben und kein Taxi für den Rückweg finden können. Mandalay ist definitiv keine Stadt für Fußgänger. Einen ganz anderen Zugriff bekommt man, wenn man sich aufs Rad setzt und die Stadt per Drahtesel erkundet. Da schrumpfen nicht nur die Entfernungen, man entdeckt dann auch schnell ruhigere Ecken und interessante Straßen und Viertel abseits der Haupttouristenpfade. Auch wenn wir uns am Anfang mit Mandalay etwas schwer tun - am Ende und v.a. nach der Rückkehr von unserer Fahrradtour fühlen wir uns hier richtig wohl. Außerdem gibt es in Mandalay viel anzuschauen und die Stadt ist Zentrum des religiösen Kunsthandwerks; hier kann man z.B. Blattgoldschlägern bei ihrer Arbeit zusehen oder die Herstellung von Buddhas beobachten, auch Ausflüge in die Umgebung sind möglich.
Die Entfernungen in Mandalay sind groß, an unserem ersten Tag legen wir auf den staubigen, lärmigen Straßen fast 20 km zu Fuß zurück, weil wir die Distanzen falsch eingeschätzt haben und kein Taxi für den Rückweg finden können. Mandalay ist definitiv keine Stadt für Fußgänger. Einen ganz anderen Zugriff bekommt man, wenn man sich aufs Rad setzt und die Stadt per Drahtesel erkundet. Da schrumpfen nicht nur die Entfernungen, man entdeckt dann auch schnell ruhigere Ecken und interessante Straßen und Viertel abseits der Haupttouristenpfade. Auch wenn wir uns am Anfang mit Mandalay etwas schwer tun - am Ende und v.a. nach der Rückkehr von unserer Fahrradtour fühlen wir uns hier richtig wohl. Außerdem gibt es in Mandalay viel anzuschauen und die Stadt ist Zentrum des religiösen Kunsthandwerks; hier kann man z.B. Blattgoldschlägern bei ihrer Arbeit zusehen oder die Herstellung von Buddhas beobachten, auch Ausflüge in die Umgebung sind möglich.
Was uns am ersten Tag bei unserem Marsch durch die Stadt auch auffällt, ist die Dichte an "Biergärten", praktisch alle paar Meter kommen wir an einer "Kneipe" vorbei, obwohl Alkohol in Burma vergleichsweise teuer ist und für die Einheimischen eher ein Luxusgut darstellt. Bier wird dort aber gar nicht so viel konsumiert, die Burmesen bevorzugen Whisky, den sie mit eiskaltem Wasser verdünnen. Als wir später mit den Rädern unterwegs sind, ist es zwar oft schwierig, ein akzeptables Restaurant zu finden, eine "Kneipe", hier oft "Beer Station" genannt, gibt es aber immer, selbst in Orten, die nur aus ein paar Hütten bestehen, für uns sehr praktisch, weil wir dort auch kalte Softdrinks und Wasser bekommen und für eine Rast einkehren können. Es gibt sicher jede Menge Ehekräche in Burma, weil viele Männer das Geld in den Bierstuben durchbringen, Frauen sieht man dort so gut wie nie.
Wir schauen uns die Mahamuni-Pagode im Süden von Mandalay an, die
wegen der sitzenden, fast 4 m hohen Buddha-Statue zu den
Hauptpilgerzielen des Landes zählt. Der Buddha ist so dick mit
Blattgold bedeckt, das u.a. Gläubige dort im Laufe der Zeit anbrachten,
dass er schon nicht mehr elegant und erhaben, sondern eher etwas
unförmig und übergewichtig aussieht. Uns wundert, dass gar nicht so
viele Touristen zu sehen sind. Mandalay scheint touristisch eher ein
Nebenschauplatz zu sein. Hauptsächlich zieht es die Leute hier oben im
Norden wohl nach Bagan und an den Inle-See.
Am zweiten Tag in Mandalay steht nur Kultur auf dem Programm. Wir
schauen uns den ehemaligen Königspalast an, eine klassische
Touristenfalle, denn die ursprünglichen Gebäude wurden im 2. Weltkrieg
durch Brände zerstört, als es zu erbitterten Gefechten zwischen
vorrückenden britischen Truppen und den japanischen Streitkräften kam,
die Mandalay seit 1942 besetzt hielten. Was man heute sieht, sind
Rekonstruktionen aus den 90er Jahren, die man nicht unbedingt als
gelungen bezeichnen kann. Nach burmesischer Tradition wurden viele
Paläste vollständig aus Holz gebaut und fielen dann leider irgendwann
Flammen zum Opfer. Nur ein Gebäude des alten Königspalastes hat überlebt, weil es Ende des 19. Jahrhunderts zerlegt und außerhalb der
Palastmauern wieder aufgebaut wurde und somit von den Bränden verschont
blieb. Es ist das Shwenandaw-Kloster, ein prächtiger Teakholzbau und
wirklich wunderschön. Sehr beeindruckend finden wir auch die Kuthodaw-
und die Sandamani-Pagode in der Nähe, beide mit einer riesigen Anzahl
kleiner, weiß getünchter Pagoden bestückt, die Schrifttafeln
enthalten.
Wir trauen uns dann doch wieder an burmesisches Essen, aber die
Qualität ist so bescheiden, dass wir vorerst auf Tütensuppen
umsteigen, die wir uns im Hotel mit dem Tauchsieder aus Sri Lanka
zubereiten. Schade, für uns gehört die Esskultur eines Landes immer zum Reiseerlebnis dazu. Doch nicht nur wir haben ein Problem mit der burmesischen Küche,
auch andere sind davon nicht besonders angetan, aber in einem so armen
Land kann man auch keine hohe Kochkunst erwarten.
Dann machen wir unsere erste Fahrradtour in Burma, zur gut 10 km
südlich von Mandalay gelegenen U Bein-Brücke. Mandalay ist zwar mit
ca. einer Million Einwohnern insgesamt beschaulicher als die 5 -
Millionenmetropole Yangon, aber der chaotische Stadtverkehr ist nach der
langen Fahrradpause durchaus gewöhnungsbedürftig. Wir fahren
vorsichtig, damit die Knochen heil bleiben, im Krankenhaus möchte man
bei den hygienischen Verhältnissen hier nicht landen. Burma hat z.B.
eine sehr hohe Aidsrate, ein Problem, das von der Militärjunta
jahrelang verschwiegen und dadurch noch verschlimmert wurde.
Auf der Rückfahrt läuft es besser, da werden wir schon mutiger. Wenn man hier zimperlich ist, kommt man nie über eine Kreuzung, Ampeln gibt es kaum.
Auf der Rückfahrt läuft es besser, da werden wir schon mutiger. Wenn man hier zimperlich ist, kommt man nie über eine Kreuzung, Ampeln gibt es kaum.
Die U Bein-Brücke gehört zu den Hauptsehenswürdigkeiten in der
Umgebung von Mandalay. Sie führt über einen See und ist die längste
Teakholzbrücke der Welt, um 1850 gebaut und heute etwas zerbrechlich
aussehend. Von der einstigen Vergoldung ist nichts mehr zu erkennen,
trotzdem ist sie sehr beeindruckend. Die Brücke zieht nicht nur viele
ausländische Besucher an, wir sehen auch zahlreiche burmesische
Touristen; fein herausgeputzt und deshalb besonders schön anzusehen
sind vor allem die jungen Damen in ihren schicken Longyis, dem
traditionellen Wickelrock für Frauen und Männer, der überall in Burma
noch sehr verbreitet ist.
Am Abend bereiten wir unsere Abreise vor und gehen noch für einen
kurzen Spaziergang raus. Unser Hotel liegt in einer feinen Wohngegend
etwas abseits des Zentrums. Hier gibt es ziemlich pompöse Häuser,
dazwischen aber auch ganz einfache Hütten. Nur ein paar Meter von
unserem Hotel entfernt legen die Bewohner der Straße ihren Müll ab,
der dann irgendwann von der Müllabfuhr abgeholt wird. Jeden Abend sehen
wir einen Mann und eine Frau, ganz reinlich und ordentlich gekleidet,
die in dem stinkenden Haufen nach Verwertbarem suchen, v.a. nach
Plastikflaschen. Sie haben zwei kleine Kinder, die derweil in einem
Pappkarton sitzen und spielen. Man möchte gerne helfen, aber wie?
Nach Einbruch der Dunkelheit darf man seine Unterkunft übrigens
nie ohne eine Taschenlampe verlassen, die Straßen sind extrem schlecht
oder gar nicht beleuchtet. Auch im Hotel muss wegen der ständigen
Stromausfälle immer eine Taschenlampe griffbereit liegen. Viele Hotels
haben einen Generator, aber eben nicht alle.
Ankunft in Mandalay um 5 Uhr morgens -
Einer von vier Zugängen zur Mahamuni-Pagode
Die vergoldete Buddha-Statue in der Mahamuni-Pagode ist für burmesische Buddhisten ein ganz besonderes Wallfahrtsziel.
In der Nähe der Mahamuni-Pagode befindet sich das Zentrum des religiösen Kunsthandwerks in Mandalay. Hier werden z.B. Buddhastatuen aus Stein hergestellt.
Das Gesicht dieser Statue bedarf noch weiterer bildhauerischer Bearbeitung.
Holz ist natürlich leichter zu bearbeiten.
Hier wird hauchdünnes Blattgold "geschlagen",
das später vielleicht einmal den Mahamuni-Buddha zieren wird.
Politische Propaganda am Eingang zum ehemaligen Königspalast:
"Tatmadaw" ist die (früher) allmächtige burmesische Armee.
Wir machen es uns einmal einfach und lassen uns mit der Fahrradrikscha zum Palast bringen.
Blick vom Aussichtsturm auf den nachgebauten Königspalast
Abendstimmung an der Palastmauer
Die Sandamani-Pagode mit ihren unzähligen kleinen Stupas
Vor der Pagode: Diese Kinder haben gerade eine Eidechse gefangen.
Vor der Kuthodaw-Pagode: Das Freilassen von Vögeln ist eine gute Tat und bringt Pluspunkte für die Wiedergeburt - das kann man sich schon mal ein paar Tausend Kyat kosten lassen.
Viele Burmesen sind abergläubisch: Hier kann man sich seine Zukunft aus der Hand lesen lassen.
Buddhistische Nonnen beim Almosengang (1)
Buddhistische Nonnen beim Almosengang (2)
Die berühmte U Bein-Brücke in der Nähe von Mandalay
Mönche auf der U Bein-Brücke
Junges Mädchen mit Kopflast auf der Brücke
Auch bei jungen burmesischen Ausflüglern ist die Brücke sehr beliebt.
Fischerboot in der Nähe der Brücke