Der Moselsteig von Schweich bis Winningen im Corona-Sommer 2020
Gesamtkilometer: ca. 280 km
Gesamthöhenmeter: ca. 8000 Höhenmeter
Wir nutzen den Corona-Sommer 2020, um wie schon lange geplant den Moselsteig zu wandern. Von mehreren Fahrradtouren kennen wir die Mosel gut, aber gewandert sind wir hier, bis auf ein paar kurze Trips vor einigen Jahren, noch nie. Wir entscheiden uns allerdings, nicht mit Etappe 1 des Moselsteigs in Perl zu beginnen, sondern mit Etappe 6 in Schweich bzw. Mehring, womit wir den für Radler und Wanderer weniger schönen Großraum Trier vermeiden. Auch Etappe 24 von Winningen nach Koblenz haben wir ausgelassen, da sie zum Teil durch die dicht besiedelten Koblenzer Vororte führt - die Stadt ist mir im Übrigen aus meiner Kindheit und Jugend mehr als vertraut. Nicht immer sind wir flussabwärts gewandert, manchmal haben wir auch die Richtung gewechselt, aus logistischen Gründen oder auch wegen der Sonneneinstrahlung. Insgesamt kann man den Moselsteig nur als einen Wanderweg der Superlative bezeichnen. Unterschiedlich anspruchsvoll, aber immer fordernd, hat jede Etappe ihren eigenen Reiz, landschaftlich stets abwechslungsreich, kulturhistorisch interessant, wunderschöne Weinorte berührend… Was uns aber am meisten und immer wieder aufs Neue begeistert hat, sind die phantastischen Blicke ins Moseltal und auf die spektakulären Mäander, davon konnten wir gar nicht genug bekommen!!
Etappe 6: Schweich ↔ Mehring
11,6 km, 320 m ↑, 330 m↓
Wir laufen die Etappe in umgekehrter Richtung, um die Sonne an diesem heißen Tag im Rücken zu haben, starten also in Mehring. Aus dem Ort heraus geht es durch Weinberge sofort steil hinauf zum Huxlay-Plateau, von wo aus wir phantastische offene Blicke ins Moseltal und auf Mehring haben, das ist schon mal ein toller Einstieg! Es ist viel los hier oben an diesem sonnigen Pfingstwochenende, nachdem der erste Corona-Lockdown überstanden ist und auch Restaurants und Cafés im Tal wieder geöffnet haben. Eine Hütte und etliche Relaxliegen laden zum Verweilen ein, aber für eine Rast ist es noch zu früh. Wir laufen gleich weiter, zunächst noch mit offenen Blicken am Waldsaum entlang, später durch ein längeres Waldstück, bis über ausgedehnte Wiesen der Aufstieg zum Gipfelplateau des Mehringer Bergs beginnt, mit 418 m Höhe zugleich der höchste Punkt des gesamten Moselsteigs. Kein einziger Wanderer begegnet uns und so können wir die tollen Fernblicke ganz alleine genießen. Danach streben wir auf bequemen Wegen durch Weinberge und Wald nur noch abwärts gehend und aussichtsreich unserem Etappenziel Schweich entgegen. Dort steht unser Fahrrad, mit dem Gerold das Auto in Mehring holt. So haben wir es auf der gesamten Wanderung gehalten: Das Rad schließen wir möglichst diebstahlsicher am Etappenziel an, das Auto bleibt am Startpunkt der Etappe und wird am Abend mit dem Rad nachgeholt, so sind wir unabhängig von Bus und Bahn, die im Moseltal nicht so häufig verkehren. Dann suchen wir uns einen Platz zum Übernachten in unserem Golf und später Caddy. Natürlich kann man auch mit dem Zug anreisen und die Übernachtungsmöglichkeiten in den Etappenzielen nutzen, wäre aber dann mit sehr viel mehr Gepäck unterwegs, was dem Wandergenuss mit Sicherheit abträglich ist. Einmal begegnete uns eine Wanderin, die sich für diese Variante entschieden hatte und mit einem riesigen Rucksack durch die Weinberge wankte…. Wir bleiben an diesem Abend in der Nähe von Piesport und verbringen einen schönen Abend unter freiem Himmel.
Dito
Etappe 7: Mehring → Leiwen
14,5 km, 390 m ↑, 390 m↓
Wir schätzen offene Blicke mehr als Wald, deshalb kürzen wir den Abschnitt durch die waldreiche „Mehringer Schweiz“ zu Beginn der heutigen Etappe etwas ab und suchen uns hinter Mehring auf der Hunsrückseite unseren eigenen Weg durch Weinberge und ein steiles Waldstück zum bekannten Aussichtsturm „Fünf-Seen-Blick“, von wo aus gleich fünf verschiedene Abschnitte der Mosel zu sehen sind. Man kann auch bis auf einige hundert Meter mit dem Auto an den Turm heranfahren, die bequemere Anreise zu diesem spektakulären Aussichtspunkt. Wir dagegen laufen weiter auf dem Moselsteig, tauchen bald in lichten Wald ein, dann öffnet sich schließlich wieder der Blick zur Mosel, und bis zur Hinkellay sind wir nur noch auf einem wahren Panoramaweg unterwegs. An der Hinkellay biegt der Steig scharf rechts ab, unter uns rückt Thörnich ins Blickfeld mit seiner bekannten Weinlage Thörnicher Ritsch. Als Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 auf Einladung der Sowjetunion nach Moskau reiste, nahm er u.a. etliche Flaschen „Thörnicher Ritsch“ mit, für diverse Essen und als Gastgeschenk, auch die berühmte Lage „Bernkasteler Doctor“ und einige andere Spitzenweine hatte er im Gepäck. Adenauer ging es bei seiner Reise vor allem um die Rückkehr deutscher Kriegsgefangener, die er tatsächlich durchsetzen konnte. Wer weiß, vielleicht spielten die edlen Gastgeschenke ja dabei eine Rolle… Verbürgt ist jedenfalls, dass Adenauer ein Weinkenner und Weinliebhaber war, der deutsche Spitzenweine bei Arbeitsessen und offiziellen Anlässen sozusagen weindiplomatisch einzusetzen wusste….
Zurück zu unserer heutigen Etappe: Quer durch die Weinberge absteigend leitet uns der Moselsteig dann bald zum Etappenort Leiwen. Wir übernachten wieder in der Nähe von Piesport und sind am Abend noch unternehmungslustig genug, einen Spaziergang auf der rechten Moselseite oberhalb von Piesport am Rande der kleinen Siedlung Zimmet entlang zu machen. Hoch über der Mosel haben wir von hier aus phantastische Blicke auf die Minheimer Moselschleife und die Moselloreley, so genannt, weil hier ein Felsmassiv steil aus der Mosel aufragt, ähnlich der Loreley am Rhein – unbedingt sehenswert!!
Die Mosel vom Aussichtsturm Fünf-Seen-Blick: Links hinten in der Kurve Mehring, wo wir gestartet sind, vorne rechts am gegenüberliegenden Gleithang Pölich
Etappe 8: Leiwen → Neumagen-Dhron
13,8 km, 310 m ↑, 320 m ↓
Von Leiwen aus geht es gemächlich steigend los durch das Schantelbachtal hinauf zur Weinbergkapelle Leiwen, mit kleinem Rastplatz und schönem Blick über die Weinberge. Weiterhin steigend führt uns der Moselsteig zum nächsten Aussichtspunkt der heutigen Etappe, dem sogenannten „Moselkino Leiwen“ mit aufwendig gestaltetem Rastplatz, aber leider sind fast alle Relaxliegen und Sitzbänke besetzt, zum „Moselkino“ kann man nämlich auch bequem von einer Straße aus gelangen. So laufen wir nach ein paar Fotos gleich weiter und erreichen nach einem Waldstück die Zummethöhe mit dem gleichnamigen Gasthof, der aber wegen Corona leider immer noch geschlossen hat. Von der Zummethöhe bietet sich ein sensationeller Panoramablick auf die Trittenheimer Moselschleife, den wir schon etliche Male genossen haben, der uns aber immer wieder ins Schwärmen bringt. Es ist einer der Top-Aussichtspunkte an der Mosel. Man hat von hier aus die ganze Moselschleife im Blick, dazu den kleinen Ort Trittenheim auf der anderen Moselseite am Fuße eines ausgedehnten Gleithangs und Leiwen, das nun schon ein gutes Stück entfernt ist. Ungefähr die Hälfte der heutigen Etappe, die man nur als Premium-Etappe bezeichnen kann, haben wir geschafft. Hinter der Zummethöhe wendet sich der Moselsteig ins liebliche Tal der kleinen Dhron, das wir schon vom Moselsteig-Seitensprung „Moselachter“ kennen, den wir vor ein paar Wochen gewandert sind. Seit der Moselsteig 2014 eröffnet wurde, gesellten sich immer mehr „Seitensprünge“ hinzu, spektakuläre Rundwanderwege, auf denen man noch weitere Facetten der einzigartigen Mosellandschaft entdecken kann. Zu den Partnerwegen des Moselsteigs gehören darüber hinaus auch noch die Traumpfade und, erst seit 2017, die Traumpfädchen, allesamt Rundwege, wobei letztere, den Trend des Spazierwanderns aufgreifend, kürzer und in der Regel technisch weniger anspruchsvoll, dafür aber umso erlebnisintensiver sind. Auch der Rest unserer heutigen Etappe ist einfach nur wunderbar, nach einem weiteren Anstieg erreichen wir bald den nächsten tollen Aussichtspunkt, die Konstantinshöhe, wo wir uns für Rast und Imbiss auf einer Relaxliege niederlassen. Sehr viele dieser luxuriösen, sehr bequemen Ruheliegen säumen den Moselsteig, die immer wieder zum Verweilen und Genießen einladen, ein weiterer Pluspunkt für den abwechslungsreichen, relativ neuen Vorzeigeweg im Moselland. Hinter der Konstantinshöhe streifen wir eine weite Feld- und Wiesenlandschaft mit einer großen Solaranlage, bevor der Steig wieder Richtung Mosel schwenkt und uns hoch über dem Fluss bis zum Abstieg nach Neumagen-Dhron mit phantastischen Panoramablicken erfreut. Wegen des Fundes eines römischen Grabmals in Form eines Weinschiffs aus der Zeit um 220 n.Chr. beansprucht Neumagen-Dhron für sich, der älteste Weinort Deutschlands zu sein, was allerdings nicht unumstritten ist. Ein schöner Ort, der viele Touristen anzieht, ist es allemal.
Etappe 9: Neumagen-Dhron
→ Osann-Monzel
17,2 km, 450 m ↑, 380 m ↓
In Neumagen-Dhron wechseln wir über die Brücke zum eifelseitigen Moselufer. Der Steig führt ins Zweibachtal, um rasch nach rechts zu schwenken, wo wir auf einem breiten, bequemen Feldweg schnell an Höhe gewinnen. Am höchsten Punkt treffen wir auf eine Asphaltstraße, die an einer Drachenfliegerschanze mit tollem Moselblick vorbeiführt. Vielleicht weil heute Sonntag ist, tummeln sich dort etliche Schaulustige und Mutige, die ihre Drachen für den Absprung vorbereiten. Der Moselsteig führt dann in den Wald und an einem weiteren Premium-Aussichtspunkt vorbei, der Weißlei, mit Schutzhütte und Rastplatz. Weit öffnet sich hier der Blick zur Piesporter Moselschleife. Beide Punkte lassen sich auch gut mit dem Auto anfahren. Wir aber steigen durch Wald steil zur kleinen, aussichtsreich gelegenen Spoarkapelle ab und erreichen kurz dahinter wieder die Weinberge. Weiter geht es quer durch die bekannte Riesling-Weinlage „Piesporter Goldtröpfchen“, die wie ein Amphitheater geformt ist. Die Blicke auf die Piesporter Moselschleife und die Moselloreley Richtung Minheim sind sensationell. Noch spektakulärer hat man die Schleife aber von der oberhalb verlaufenden „Panoramastraße“ im Blick, Hunderte Fotos haben wir von dort aus schon geschossen und sind jedes Mal aufs Neue begeistert. Piesport ist einer der ältesten Weinbauorte an der Mosel. Eine 1985/86 in Alt-Piesport ausgegrabene römische Kelteranlage, die man im Rahmen einer Führung besichtigen kann, belegt eine fast 2000jährige Weinbautradition. Das „Goldtröpfchen“ gehört zu den Top-Lagen an der Mosel und ist international bekannt. Nachdem wir das Piesporter „Amphitheater“ durchquert haben, erreichen wir ein Plateau und wenden uns, die Minheimer Schleife abschneidend, gen Osann-Monzel. Der oberhalb der Mosel gelegene Ort scheint schon ganz nah, aber wir haben noch einige Kilometer vor uns. Es geht aussichtsreich weiter auf einem wahren Panoramaweg oberhalb der Weinberge und hoch über der Mosel, bis wir in Wald eintauchen und auf schmalem Pfad steil ins Dreisbachtal absteigen. In der Talsohle stoßen wir auf den mineralischen Sauerbrunnen, aus dem laut Werbeprospekt der Region schon Julius Caesar getrunken haben soll. Die Einfassung des Brunnens stammt jedenfalls aus der Römerzeit und das Wasser ist heute noch trinkbar, wir füllen unsere Flaschen, es ist sehr heiß heute. Etwas oberhalb vom Sauerbrunnen gibt es einen großzügigen Rastplatz mit Wassertretbecken, an dem sich Familien mit Kindern tummeln. Für uns gibt es nur eine kurze Pause, dann geht es aus dem Dreisbachtal steil bergan, zunächst durch Wald, dann durch Weinberge, bis wir wieder einen aussichtsreichen Höhenweg oberhalb des Rebenmeers erreichen. Bis nach Osann-Monzel bleibt der Moselsteig so, eine wirklich spektakuläre Etappe.
Auf den Höhen der Eifel - ganz in der Ferne sieht man ein kleines Stück Mosel
Drachenfliegerschanze mit Blick auf Piesport
Blick zurück auf Neumagen-Dhron vom Aussichtspunkt Weißlei
Dito: Hier geht der Blick auf Piesport und die Moselloreley
Dito
Dito
Etappe 10: Osann-Monzel ↔ Bernkastel-Kues
13,8 km, 380 m ↑, 450 m ↓
Wir beschließen, die Etappe in umgekehrter Richtung zu laufen, damit wir die Sonne im Rücken haben, d.h. wir starten in Bernkastel-Kues und laufen zurück nach Osann-Monzel. Bernkastel, der ältere der beiden Stadtteile, ist ein wahrer Touristenmagnet, aber so früh am Morgen hält sich der Andrang noch in Grenzen, bei unserer Rückkehr am Nachmittag tummeln sich allerdings die Touristen. Die kleine, malerische Altstadt mit ihren prachtvoll verzierten Fachwerkhäusern und dem einmaligen Marktplatzensemble verzückt auch uns trotz des Gedränges jedes Mal aufs Neue, obwohl wir schon oft hier waren. Beschaulicher ist der moderne, wesentlich größere Ortsteil Kues auf der anderen Moselseite, der im Gegensatz zu Bernkastel noch Ausdehnungsmöglichkeiten in alle Richtungen hat und mit dem Geburtshaus von Nikolaus Cusanus und dem Cusanusstift nebst sehenswerter Kapelle, Kreuzgang und der spätmittelalterlichen Privatbibliothek des Cusanus punkten kann.
Unsere heutige Etappe beginnt mitten in der Altstadt und führt uns über einen gepflasterten Weg sehr steil aufwärts zunächst zur Burgruine Landshut, die hoch über der Altstadt thront und heute ein modernes Restaurant beherbergt. Den Panoramablick auf die Mosel kann man aber auch ohne Einkehr genießen, denn der Außenbereich der Burg ist frei zugänglich und unbedingt sehenswert. Hinter der Burg senkt sich der Moselsteig leicht, wir tauchen in Wald ein und erreichen schnell die schöne Annakapelle mit einem eindrucksvollen Mosaikbild zur Moselseite hin. Waldreich geht es weiter, was bei der Hitze heute angenehm ist, auf schmalen Pfaden steigen wir in das Kerbtal eines Baches ab und gleich wieder an zur Andeler Hütte. Schließlich verlassen wir den Wald, durch Weinberge mit schönen offenen Blicken senkt sich der Moselsteig zum Weinort Mühlheim hin, wo wir vergeblich nach einer Einkehrmöglichkeit suchen – in Corona-Zeiten ist eben alles anders. So überqueren wir ohne Rast auf der Mülheimer Brücke die Mosel und laufen bis Osann-Monzel eifelseitig weiter. Sofort hinter der Brücke erwartet uns das nächste Kerbtal und somit ein weiterer steiler Anstieg durch ein Waldstück. Oben wird es dann wieder aussichtsreich, bis Osann-Monzel laufen wir mit sehr schönen Moselblicken durch die Weinberge und durchqueren dabei die edle Weinlage Brauneberger Juffer. Wenn wir uns umdrehen, sehen wir immer noch die Burgruine Landshut. Schließlich erreichen wir nach einem abwechslungsreichen Tag zum zweiten Mal Osann-Monzel als Etappenziel.
.... und in die andere Richtung
Die Burgruine Landshut
Etappe 11: Bernkastel-Kues → Ürzig
17,2 km, 580 m ↑, 490 m ↓
Zu Beginn unserer heutigen Etappe erwartet uns aus der Altstadt von Bernkastel heraus gleich ein knackiger Anstieg von über 300 Höhenmetern: Auf schmalen Pfaden steigen wir durch das enge, schattige Kallenfelstal zum Aussichtspunkt Maria Zill oben an der Hangkante und werden für die Anstrengung mit einem prächtigen Blick ins Moseltal und auf Bernkastel-Kues belohnt. Auf dem weiteren Weg verschwindet die Mosel zwar ab und zu aus unserem Blickfeld, großenteils aber führt uns der Steig auf breiten, bequemen Wegen bis zum Abstieg nach Zeltingen-Rachtig ohne größeren Höhenverlust hoch über der Mosel an der Hangkante entlang und erfreut uns immer wieder mit phantastischen Blicken. Der Abstieg nach Zeltingen-Rachtig verläuft zwar über einen schmalen, steilen Pfad, ist aber weit weniger dramatisch, als in unserem Wanderführer beschrieben. In Zeltingen-Rachtig wechseln wir über die Brücke zur anderen Moselseite und kehren in der Klosteranlage Machern für eine Rast ein. Machern war bis zur Säkularisierung von Zisterzienserinnen bewohnt, heute beherbergt der weitläufige, wunderschöne Komplex ein Museum, ein Restaurant und Café, eine Brauerei etc. Außerdem finden hier im Barocksaal oft kulturelle Veranstaltungen statt, vor allem während des jährlichen Mosel Musikfestivals. Wir genießen das wunderschöne Ambiente draußen im Café, bei bestem Wetter, Kaffee, köstlichem Rieslingeis, einer Spezialität des Hauses, und zünftigem Bier aus der Klosterbrauerei. Danach erwartet uns noch ein knackiger Anstieg, immer mit Panoramablicken auf die Mosel und die umstrittene neue Hochmoselbrücke, die 2019 eröffnet wurde. Bürgerinitiativen haben erbittert dagegen gekämpft, aber jetzt steht sie da, eine der höchsten Brücken in Deutschland. Auch wenn man ihr eine gewisse Ästhetik nicht absprechen kann, ist doch das Landschaftsbild des schönen Moseltals dadurch nachhaltig verschandelt. Wir überqueren die vierspurig ausgebaute B 50, die zur Hochmoselbrücke führt, auf einer Grünbrücke für Wildtiere und tauchen danach in Wald ein. Der Weg leitet uns auf schmalem Pfad nochmals steil abwärts in eine Schlucht und durch einen dunklen Hohlweg ebenso steil wieder aufwärts. Unvermittelt stehen wir dann wieder im Sonnenlicht in den Weinbergen und haben Ürzig erreicht – nach einer sensationellen Etappe.
Bernkastel mit der Burgruine Landshut von der Moselbrücke aus gesehen
6 Wochen später zeigt die Mosel auch hier eine deutliche Grünfärbung
In der Altstadt von Bernkastel: Der Giebel des 1416 erbauten Spitzhäuschens in der Mitte des Fotos schwebt auf einem nur 2 m breiten Unterbau, beherbergt heute eine Weinstube und gehört zu den beliebtesten Fotomotiven in Bernkastel.
Blick zurück auf Bernkastel-Kues: Links im Bild kann man noch schwach die Burgruine Landshut erkennen
Abendstimmung an der Mosel bei Zell
Etappe 12: Ürzig →Traben-Trarbach
15,3 km, 360 m ↑, 370 m ↓
Wir starten in Ürzig und erreichen den Einstieg in unsere heutige Etappe ab Ürziger Höhe über einen Moselsteig Zuweg mit vielen steilen Treppen. Ganz untypisch für den Moselsteig verläuft der Weg zunächst gut einen Kilometer unmittelbar neben einer Straße, nach deren Überquerung wir in Wald eintauchen und über einen schmalen Pfad steil zu Hütte und Rastplatz auf dem Borberg aufsteigen, ein sportlicher Auftakt, stolze 270 Höhenmeter haben wir bis hierhin schon bewältigt. Ein einsamer Wanderer hat sich für eine Rast niedergelassen, es wird der einzige sein, dem wir heute begegnen. Wir wundern uns immer wieder, wie wenig auf dem Moselsteig los ist. Angesichts der coronabedingten Reisebeschränkungen hatten wir mit deutlich mehr Andrang in heimischen Gefilden gerechnet, besonders auf einem zertifizierten Qualitätsweg wie dem Moselsteig, aber uns ist es nur recht. Lediglich an den Wochenenden und wenn wir einen Moselsteig-Seitensprung oder Traumpfad berühren, sind mehr Wanderer unterwegs. Hinter dem Rastplatz laufen wir lange auf sehr bequemen, breiten Wegen durch Wald, dann wieder aussichtsreich oberhalb der Weinberge, aber die Mosel scheint ferner als auf anderen Etappen. Das ändert sich, als wir uns der Kröver Bergkapelle nähern. Nicht nur die Mosel rückt hier wieder näher, auch die Blicke sind phantastisch, auf Kröv mit seiner bekannten Großweinlage „Kröver Nacktarsch“ und die Wolfer Moselschleife. Hinter der Kapelle überqueren wir die Fahrstraße und laufen auf einem breiten Schotterweg zur Feriensiedlung Mont Royal oberhalb von Traben-Trarbach. Dabei passieren wir einen Abzweig zum Aussichtspunkt „Steffensberg“, nur ein paar Schritte vom Moselsteig entfernt erwartet uns hier ein spektakulärer Blick auf die Wolfer Moselschleife. Diesen Aussichtspunkt kann man auch gut mit dem Auto erreichen, wenn man im Bereich der Feriensiedlung Mont Royal parkt, die aussichtsreich hoch über der Mosel thront, und dann ein paar Schritte zurück auf dem Moselsteig geht. An der Feriensiedlung beenden wir unsere heutige Etappe, da es stark zu regnen beginnt. So verpassen wir Traben-Trarbach, die Jugendstil-Stadt, wo ich als einzige Hunsrückerin in meiner Klasse drei Jahre zur Schule ging.
.....und zurück, mit dem Moselort Erden auf der anderen Flussseite - von der Hochmoselbrücke und Ürzig sind wir schon weit entfernt
Etappe 13: Reil ↔
Traben-Trarbach
14,3 km, 450 m ↑, 450 m ↓
Wir laufen die Etappe in umgekehrter Richtung, starten also in Reil, wo wir über die Brücke zum hunsrückseitigen Moselufer wechseln. In Serpentinen steigen wir durch die Weinberge stetig an, mit wunderschönen Blicken ins Moseltal. Dann geht es oberhalb der Weinberge sehr aussichtsreich mehr oder weniger am Waldsaum entlang weiter, bis wir in den schönen Ort Enkirch absteigen. Wir füllen unsere Trinkvorräte auf, es ist sehr heiß heute, und setzen dann nach kurzer Rast unseren Weg fort, steil aus Enkirch heraus, so dass wir schnell wieder unsere vorherige Höhe gewinnen. Auf und ab, so ist es immer auf dem Moselsteig, zur Belohnung gibt es traumhafte Blicke, die jede Mühe lohnen. Heute erwartet uns nach dem schweißtreibenden Aufstieg ein besonders reizvoller Abschnitt: Der Moselsteig verläuft nämlich jetzt bis nach Starkenburg auf dem schmalen Kammweg des Geißbergs, es ist eine wahre Panoramastrecke mit immer wieder tollen Blicken. Im Höhenort Starkenburg schauen wir uns die Mauerreste der ehemaligen Burg an, viel ist nicht mehr zu sehen, aber die Aussicht von hier oben ist wunderbar und Traben-Trarbach schon ganz nah. Hinter Starkenburg geht es auf einem schmalen Pfad dann stetig abwärts, teilweise durch Wald, bis wir schließlich die Ruine der Grevenburg hoch über Traben-Trarbach erreichen. Von der einst trutzigen Burg sind nur noch Fundamente übrig und als markanter, weithin sichtbarer Mauerrest ein Teil der Fassade des ehemaligen Kommandantenhauses. Die Ruine ist heute ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur, weil man von hier oben einen phantastischen Blick auf die Mosel und Traben-Trarbach hat, es gibt auch eine Gaststätte, die leider coronabedingt nur eine bestimmte Anzahl von Gästen zulässt, aus unserer Kaffeepause wird also nichts. Wir belassen es bei einem kurzen Stopp, ein steiler Serpentinenweg führt uns dann durch Wald abwärts zum Tagesziel Traben-Trarbach. Fazit: Premiumetappe, macht moselsteigsüchtig!
Etappe 14: Reil → Zell
12,6 km, 250 m ↑, 260 m ↓
Wir starten am Reiler Bahnhof und steigen durch die Weinberge zum sogenannten Reiler Hals auf, einem Premium-Aussichtspunkt mit Rastplatz und Kapelle. Von hier aus kann man schon einen Teil der Zeller Moselschleife sehen, die Marienburg und das beeindruckende, sehr ästhetische Hangviadukt der Kanonenbahn, mit 92 Segmentbögen auf 786 m das längste in Deutschland. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Kanonenbahn“ verweist auf die militärstrategische Bedeutung der Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellten Eisenbahnlinie von Berlin nach Metz, die die Anbindung von Elsaß-Lothringen, das seit dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 zu Deutschland gehörte, an die Hauptstadt Berlin sicherstellen sollte. Seit 2005 kann man sich auf dem Eisenbahnhistorischen Kulturweg von Bullay nach Reil wandernd intensiver mit Kanonenbahn und Hangviadukt beschäftigen, sicher auch sehr interessant, aber heute folgen wir weiter dem Moselsteig, der hinter dem Reiler Hals allerdings in den Wald führt. Das finden wir nicht so prickelnd und wählen deshalb eine Variante etwas unterhalb, die uns aussichtsreich durch die Weinberge zur Drieschhütte und damit zurück zum Steig führt. Kurz hinter der Hütte erreichen wir schon den Aussichtsturm „Prinzenkopf“, ein weiteres Highlight auf dieser phantastischen und sehr einfachen Moselsteig-Etappe mit breiten, bequemen Wegen. Der ca. 27 m hohe Turm steht auf einem knapp 240 m hohen Berg und so hat man von hier oben einen wahren Bilderbuchblick auf die Zeller Moselschleife mit dem Zeller Hamm, die Marienburg, Briedel, Pünderich, Bullay, Reil, die Burg Arras….. Gleich zweimal sieht man die Mosel fließen, links und rechts des Zeller Hamm. Während der Fluss über 14 km braucht, um die einzigartige Schleife zu beenden, ist der Sattel zwischen Marienburg und Zeller Hamm noch nicht einmal 400 m breit. Anderenorts schaffte die Mosel an solchen Engstellen im Laufe der Zeit den Durchbruch, z.B. unweit von Bernkastel, wodurch ehemalige Flusstäler trocken gelegt wurden…. Ähnlich sind die Verhältnisse bei der Traben-Trarbacher Schleife, ca. 10 km benötigt der Fluss hier, während die Landverbindung zwischen den Schleifenenden an der schmalsten Stelle nur knapp 900 m beträgt. Und wie entstanden diese spektakulären Mäander? Ihre Ausbildung begann vor ca. 2,5 Millionen Jahren. Damals floss die Mosel rund 200 m höher, war mehrere Kilometer breit, geradlinig und hatte noch kein Tal. Eine Moselreise zur damaligen Zeit wäre also eine völlig andere, vergleichsweise langweilige Angelegenheit gewesen. Dann begann sich das Rheinische Schiefergebirge zu heben und die Mosel, sich in das Gestein einzugraben. Gesteinshärte, Fließgeschwindigkeit und Klimaveränderungen mit mehreren Eiszeiten nahmen Einfluss auf die Erosion und somit auf die neue Ausformung des Flusslaufs. Weiches Material wurde erodiert, härteres widerstand und erzwang Änderungen in der Fließrichtung - die Mäander entstanden und mit ihnen die charakteristischen steilen Prallhänge und flachen Gleithänge. Jeder Mäander hat eine steile und eine flache Seite. Die Gleithänge sind Restablagerungen eiszeitlichen Schotters, den der Fluss an den Prallhängen wegen der hier besonders hohen Fließgeschwindigkeit abtransportieren konnte, wodurch sich im Laufe der Zeit die Steilhänge bildeten. Dass es die markanten Mäander nur zwischen Schweich und Cochem gibt, ist der unterschiedlich starken Aufwölbung des Schiefergebirges geschuldet, die im Raum Cochem besonders ausgeprägt war, was unterhalb von Cochem zu einer stärkeren Tiefenerosion und Streckung des Flusslaufs führte. Tatsächlich zeigt die Mosel zwischen Cochem und Koblenz heute nur einen leicht gewundenen Verlauf.
Zurück zum Moselsteig: Nachdem wir die Aussicht vom Prinzenkopf ausgiebig genossen haben, laufen wir mit phantastischen Blicken oberhalb der Weinberge zur nicht weit entfernten Marienburg, die malerisch auf dem Kamm thront und nach wechselvoller Geschichte heute als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier dient. Hinter der Burg geht es sehr steil abwärts zum Marienburger Sattel und dann wieder aufwärts zum Zeller Hamm, mit spektakulären Blicken. Wenn es eine Moselsteigetappe gibt, die man unbedingt empfehlen kann und die für jeden machbar ist, dann diese. Als wir die Schleife fast umrundet haben, senkt sich der Weg, wir überqueren die Fahrstraße zum Industriegebiet Barl und erreichen bald, mit wunderschönen Blicken auf Zell, unser Etappenziel Zell-Kaimt. Zell ist mir vertraut, denn nicht weit entfernt von hier bin ich auf dem Hunsrück geboren und aufgewachsen.
Bilderbuchblick vom Prinzenkopfturm aus: Mosel links, Mosel rechts, dazwischen der Zeller Hamm mit der Marienburg, etwas verdeckt von Bäumen. 14 km braucht der Fluss, um die gigantische Zeller Schleife zu umrunden.
.......und hier noch ein Drohnenblick vom Prinzenkopfturm aus (Quelle:Wikipedia): Rechts die Pündericher Moselschleife mit Pünderich auf der anderen Moselseite; links daneben der Zeller Hamm mit der Marienburg und Mosel links, Mosel rechts; daneben die Mosel flussabwärts mit Bullay und Alf gegenüber
In Kaimt endet unsere Etappe: Auf der anderen Moselseite liegt der langgezogene Weinort Zell, für mich Heimat, denn nicht weit entfernt von hier bin ich auf dem Hunsrück aufgewachsen.
Etappe 15: Zell → Neef
19,5 km, 620 m ↑, 620 m ↓
Unsere heutige Etappe beginnt mitten in Zell, am eckigen und runden Turm vorbei, beide Teile der alten Stadtbefestigung, verlassen wir den Ort auf einer steilen Straße und finden uns bald auf einem noch steileren Pfad wieder, der, einige mit Seilen gesicherte Kletterpassagen inclusive, hinauf zum Collis-Turm hoch über Zell führt. Die Belohnung ist ein wunderbarer Blick auf Zell und die Moselschleife. Das schwierigste Stück für heute haben wir geschafft, danach wird der Weg breiter, allerdings liegen noch einige Auf- und Abstiege vor uns. Der Moselsteig folgt nun der Hangkante, mit immer wieder tollen Blicken. Dann erwartet uns schon die nächste anstrengende Passage, wir steigen ins Tal ab, in dem Merl liegt, der Gegenanstieg führt steil bergauf bis zum Waldsaum. Aussichtsreich geht es weiter durch die Weinberge oberhalb von Merl. Auf der anderen Moselseite rückt die Marienburg ins Blickfeld und die doppelstöckige Brücke von Bullay, die einzige ihrer Art in Deutschland – unten verkehren Fahrzeuge, darüber Züge. Oberhalb der Königshütte kann man über den Zeller Hamm hinweg sogar den anderen Teil der Moselschleife sehen. Dann folgt ein langes Waldstück, bei dem wir das weitläufige Thalbachtal ausschreiten. Ab und zu gibt auch der Wald Blicke frei, z.B. nach Sankt Aldegund auf der anderen Moselseite. Schließlich senkt sich der Steig ins Neefer Bachtal, der Gegenanstieg erfordert noch einmal Kondition, belohnt aber weiter oben mit sensationellen offenen Blicken Richtung Neef. Schließlich erreichen wir das Gipfelkreuz des Petersbergs, wo beide Seiten der Bremmer Moselschleife in den Blick kommen und die steile Wand des Calmont gegenüber. Etwas unterhalb erreichen wir die Petersbergkapelle, kurz dahinter steigen wir aussichts- und treppenreich sehr steil nach Neef ab.
Morgenstimmung auf dem Zeller Hamm
Morgenspaziergang am Moselufer unterhalb der Marienburg: Blick auf den malerischen Weinort Pünderich auf der anderen Flussseite
Eisenbahnästhetik unterhalb der Marienburg - das Hangviadukt der Kanonenbahn ist mit 92 Segmenten auf 786 m das längste seiner Art in Deutschland
Etappe 16: Neef (Bremm) → Ediger-Eller
Von Etappe 17: Ediger-Eller bis Senhals/Nehren
7,9 km (plus ca. 8 km von Etappe 17), 300 m ↑, 300 m ↓
Wir starten in Bremm, nicht in Neef und ersparen uns damit ein Straßenstück. Aus Bremm steigen wir zunächst gemächlich, später durch Wald auf einem Kreuzweg steiler an, mit dessen Ende wir die schöne Kreuzkapelle erreichen. Kurz danach treten wir aus dem Wald heraus, der höchste Punkt der heutigen Tour, knapp 400 m, ist geschafft. Leicht abwärts laufen wir auf einem bequemen Forstweg das letzte Stück bis zum Calmont Gipfelkreuz und genießen den atemberaubenden Blick auf die Neefer Moselschleife. Mit uns staunen noch etliche andere Besucher - man kann auch ziemlich nah mit dem Auto heranfahren - und schauen fast andächtig in den Abgrund. Mit Hangneigungen bis über 65 Grad gehören die Weinlagen unter uns zu den steilsten weltweit. Mitten durch diese Weinberge führt der bekannte Calmont-Klettersteig, aber da muss man schwindelfrei sein, nichts für mich. Weiter geht es durch Wald und hinter der dicht bewachsenen Hangkante, also ohne Talblicke. Der nächste Aussichtspunkt, der Vier-Seen-Blick, klingt vielversprechend, aber die Plattform ist gesperrt und der felsige Pfad, der unterhalb zu einem Felsvorsprung führt, zu ausgesetzt. Dafür haben wir noch einen sehr schönen Blick von der Feuerwehrhütte ein Stück weiter. Danach beginnt der enorm steile und schwierige Abstieg, an einer Stelle sogar mit Seilen gesichert. Fast senkrecht fällt der Moselsteig hier ohne Serpentinen nach Eller hinunter. Es würde sich wirklich empfehlen, diese Etappe in umgekehrter Richtung zu laufen, denn bergauf ist so ein steiles Stück leichter zu bewältigen und hinter dem Calmont Gipfelkreuz hätte man einen sehr bequemen Abstieg nach Bremm. Da wir heute erst knapp 8 km gelaufen sind, entscheiden wir, noch einen Teil von Etappe 17 zu laufen, also versetzen wir noch einmal das Fahrrad. Aus Eller heraus haben wir sofort einen knackigen Anstieg, der uns auf einen Panoramaweg oberhalb des Ortes mitten durch die Weinberge führt. Beim Abstieg nach Ediger verlieren wir die Höhe wieder und müssen danach erneut ansteigen, wobei wir ein Kerbtal schneiden, indem wir einen supersteilen Weinberg hochklettern. Die Blicke auf Ediger mit der wunderschönen katholischen Pfarrkirche St. Martin sind phantastisch. Der Kirchturm besitzt einen farbigen gotischen Schieferturm, der mit Gauben, Kreuzblumen, Krabben, Vögeln, Sternen und Kreuzen verziert ist und den Gottesbau zu etwas ganz Besonderem macht. Wir schauen uns die Kirche später noch genauer an, sie ist auch innen u.a. mit einem Sterngewölbe sehr schön gestaltet. Wir laufen weiterhin sehr aussichtsreich durch die Weinberge und steigen dann in gerader Linie nach Nehren bzw. Senhals ab.
Etappe 17: Blick zurück auf die Bremmer Moselschleife mit der Ruine Stuben und dem Calmont, auf der anderen Moselseite die Petersbergkapelle hoch über dem Fluss, unterhalb der Weinberge liegt Eller
Etappe 17: Beilstein ↔ Ediger-Eller (bzw. Senheim)
17,4 km (ca. 8 km), 330 m ↑, 330 m ↓
Aus logistischen Gründen gehen wir in umgekehrter Richtung, starten also in Beilstein, und laufen nur bis Senheim, weil wir den Rest schon im Zusammenhang mit der letzten Etappe gelaufen sind. In Beilstein hat gerade ein Ausflugsboot angelegt und ein Schwall von Touristen strömt in den kleinen Ort, der als Gesamtensemble unter Denkmalschutz steht, mit engen Gassen und schmuckem Fachwerk bezaubert und erstaunlich viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Beilstein diente in der Vergangenheit mehrfach als Filmkulisse, z.B. wurden hier 1958 Teile des „Schinderhannes“ mit Curd Jürgens und Maria Schell gedreht. Mein Vater reiste damals aus meinem Heimatort Mittelstrimmig im Hunsrück an, um Fotos von den Dreharbeiten fürs Familienalbum zu schießen…. Aus Beilstein geht es steil aufwärts zur Burg Metternich, danach haben wir die Touristen abgehängt und sind für den Rest des Tages wieder allein unterwegs. Bald erreichen wir den alten jüdischen Friedhof von Beilstein, der mit seinen verwitterten Grabsteinen eine geradezu mystische Ausstrahlung hat. Wir schauen uns um und machen ein paar Fotos. Der älteste noch lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1818, die letzte Bestattung fand 1938 statt. Später schändeten die Nazis den Friedhof, die Grabsteine wurden teilweise entfernt. Dann setzen wir unseren Weg fort und tauchen für längere Zeit in Wald ein, die sogenannte Briederner Schweiz. Obwohl der Moselsteig eigentlich durchweg gut ausgeschildert ist, verpassen wir eine Abzweigung und finden uns schließlich auf der Bundesstraße unten an der Mosel wieder. Am Ortseingang von Briedern gelingt uns nach einem steilen Anstieg zur Kapelle „Kippe-Häusje“ wieder der Anschluss an den Moselsteig. Den Wald haben wir hinter uns gelassen, jetzt geht es wieder aussichtsreich, aber nicht sehr hoch, durch die Weinberge. Die Blicke sind also nicht ganz so spektakulär, aber mittlerweile sind wir auch verwöhnt. Schließlich erreichen wir nach einem relativ kurzen Tag mit nur ca. 8 km unser Etappenziel Senheim.
Der alte jüdische Friedhof von Beilstein: Hier wurden nicht nur Juden aus Beilstein, sondern auch aus den umliegenden Orten beigesetzt. Von den heute noch ca. 110 Grabsteinen datiert der älteste aus dem Jahre 1818.
Etappe 18: Beilstein → Cochem
13,2 km, 340 m ↑, 350 m ↓
Wieder starten wir in Beilstein, dieses Mal aber in die andere Richtung. Nach einem kurzen Anstieg haben wir schon einen tollen Blick zurück auf die Burg Metternich und die mächtige Karmeliterkirche. Dann verengt sich der Weg zu einem schmalen Pfad, der entlang eines Steilhangs verläuft. Der Moselsteig verläuft hier deckungsgleich mit dem Erlebnisweg Moselkrampen, und auf diesem Abschnitt ist tatsächlich zum ersten Mal Trittsicherheit und eine gewisse Schwindelfreiheit erforderlich, alleine hätte ich dieses Stück nicht gemeistert, besonders schwierige und ausgesetzte Passagen sind allerdings mit Seilen gesichert. Die Mühe lohnt, wir haben immer wieder tolle Blicke und überhaupt gehört die heutige Etappe zu den besten auf dem Moselsteig. Schließlich lassen wir den Steilhang hinter uns und erreichen mit einem schön gestalteten Rastplatz wieder sicheres Gelände. Danach geht es eine Weile auf bequemen Wegen durch die Weinberge, bis wir nach Bruttig-Fankel absteigen. Aus dem Ort heraus folgt ein brutaler Anstieg durch ein Waldstück an einem Bächlein vorbei, auf gut 1 km sind über 200 Höhenmeter zu überwinden. Oben angekommen führt ein kurzer Abstecher zum Aussichtspunkt „Eiserner Mast“, der uns mit einem phantastischen Blick auf die Moselschleife von Ernst erfreut. Weiter geht es an der Hangkante entlang, bald erreichen wir den kleinen Ort Valwigerberg und nach einem kurzen Waldstück wieder offenes Gelände oberhalb der Weinberge mit sensationellen Blicken. Cochem-Sehl schon im Blick, müssen wir dann vorzeitig steil zur Mosel absteigen, weil die Brauselay wegen eines Felssturzes gesperrt ist. Den Rest bis Cochem laufen wir auf dem Moselradweg, immer die imposante Reichsburg auf der anderen Moselseite im Blick. In Cochem ist wie immer touristisch viel los, der Ort ist aber auch wirklich sehenswert und mir aus meiner Kindheit sehr vertraut. Wir gönnen uns als Belohnung für den heutigen Tag ein Weinbergpfirsicheis. Der rote Weinbergpfirsich ist eine wahre Delikatesse, aus der meine Mutter köstliche Marmeladen, Einmachobst für Tortenböden, Liköre und vieles mehr zauberte, der Anbau wird mittlerweile auch in anderen Weinanbaugebieten vorangetrieben.
Etappe 19: Cochem ↔ Treis-Karden (bzw. Pommern)
23,3 km, 730 m ↑, 730 m ↓
Wir laufen die Etappe in umgekehrter Richtung und starten außerdem in Pommern, nicht in Treis-Karden, um die Länge der Etappe etwas zu entschärfen. Von Pommern haben wir gleich zu Beginn ein sehr schönes Stück mitten durch die Weinberge. Danach macht der Moselsteig einen weiten, ziemlich waldlastigen Schlenker ins Hinterland, den wir schneiden - wir sind nun mal keine Waldliebhaber. Stattdessen steigen wir zur Mosel ab und laufen bis Klotten auf dem Moselradweg. Aus Klotten heraus haben wir einen steilen Anstieg, der uns durch Weinberge wieder hoch über die Mosel bringt. Bis zum Wildpark Klotten steigen wir an der Hangkante entlang noch stetig an, teilweise durch lichten Wald, aber mit immer wieder sensationellen Blicken ins Moseltal. Von dem Abschnitt zwischen Klotten und Wildpark kann man nur in Superlativen sprechen, zumal wir auf ziemlich hohem Niveau laufen, der höchste Punkt am Wildpark liegt 340 m hoch. Danach geht es nur noch abwärts, durch ein weiteres Waldstück zunächst zum Aussichtspunkt Pinnerkreuz, wo sich die Sessellift-Touristen aus Cochem drängen. Der Ausblick von hier oben auf die Reichsburg und Cochem ist aber auch wirklich phantastisch. Der Abstieg nach Cochem ist kurz und aussichtsreich, aber extrem steil und mit seinen hohen Stufen nicht sehr kniefreundlich. Zum zweiten Mal erreichen wir Cochem als Etappenziel, wo es bei dem Traumwetter heute unangenehm voll ist.
Etappe 20: Moselkern (Ringelsteiner Mühle) ↔ Treis-Karden (bzw. Pommern)
Von Etappe 19: Treis-Karden bis Pommern
10,3 km (plus ca. 6 km von Etappe 19), 380 m ↑, 370 m ↓
Aus logistischen Gründen laufen wir die Etappe wieder in umgekehrter Richtung und über das eigentliche Etappenziel Treis-Karden hinaus bis nach Pommern, um den Anschluss an die vorherige Etappe herzustellen. Oberhalb von Moselkern starten wir an der Ringelsteiner Mühle den moderaten Anstieg durch das bewaldete lauschige Elzbachtal zur Burg Eltz. Wir nähern uns der Burg von unten, die Strecke kennen wir schon von einer früheren Tour, noch spektakulärer allerdings eröffnet sich der Blick, wenn man von oben kommt und die Burg in ihrer ganzen Pracht unvermittelt vor einem liegt. Die Befestigungsanlage stammt aus dem 12. Jahrhundert, wurde nie erobert und zierte als eine der bekanntesten Burgen Deutschlands einst die 500-DM-Banknote. Da man mit Auto bzw. Pendelbus ziemlich nahe heranfahren kann, ist an der Burg trotz Corona ziemlich los, aber der Andrang verliert sich sehr schnell, als wir uns wieder dem Moselsteig zuwenden, auf dem wir die Burg durch ein Waldstück rückwärtig umrunden. Zum Forsthaus Rotherhof steigen wir noch einmal an und erreichen bald den Ort Müdenerberg. Von dort geht es auf einem schmalen, uralten historischen Bergweg steil abwärts nach Müden, womit wir wieder die Mosel erreichen oder die „Musel“, wie der Fluss in meinem Hunsrücker Dialekt genannt wird, der zum Moselfränkischen gehört, was im gesamten Moselraum gesprochen wird, außerdem im nördlichen Hunsrück, in der südlichen Eifel, im Saarland, Teilen Belgiens, in Luxemburg etc., jeweils mit lokalen Varianten. Mein Hunsrücker Platt jedenfalls ist für meinen Mann wie eine Fremdsprache und tatsächlich gilt Moselfränkisch unter den deutschen Dialekten als exotisch und wird von anderen Deutschsprechenden nur schwer oder gar nicht verstanden…..
Ab Müden wird der Moselsteig wieder zu einer Panoramaetappe und verläuft bald deckungsgleich mit dem Buchsbaum-Wanderweg, zunächst noch breit, dann immer schmaler an einem steilen Hang entlang. Richtig abenteuerlich wird es aber erst, als sich der Buchsbaum-Wanderweg, so genannt, weil er durch eines der größten Verbreitungsgebiete des Buchsbaums nördlich der Alpen verläuft, in das enge Krailsbachtal schwingt und fast senkrecht nach oben führt. Es ist eine richtige Kletterpartie, an besonders abenteuerlichen Stellen mit Drahtseilen gesichert, nie wirklich gefährlich, aber in umgekehrter Richtung wollte ich hier nicht gehen, das dürfte wesentlich schwieriger sein. Weiter oben erreichen wir die Kompeskopfhütte mit großzügigem Rastplatz und grandiosem Blick auf die Mosel und Treis-Karden. Danach erfolgt ein knackiger Abstieg nach Karden, wo wir bei kurzer Rast einen Blick in die mächtige, weiß getünchte Stiftskirche St. Castor werfen, auch Moseldom genannt, die älteste Großkirche an der Mosel zwischen Trier und Koblenz. Etappe 20 endet bzw. beginnt hier, uns fehlt aber noch das Stück von Etappe 19 bis Pommern. So nehmen wir den letzten Anstieg des Tages in Angriff, steil aus Karden heraus, oben durch Wald an der Hangkante entlang und schließlich durch eine offene Feld- und Wiesenlandschaft zum Archäologie-Park Martberg mit der Rekonstruktion einer römischen Tempelanlage. Wir sind die einzigen Besucher, das angeschlossene Café hat leider geschlossen. So laufen wir ohne Verzug weiter und erreichen nach einem moderaten Abstieg Pommern.
Spaziergang zur Zilles-Kapelle oberhalb von Treis an einem trüben, regnerischen Morgen, später klart es auf und wir nehmen Etappe 20 bzw. 19 doch noch in Angriff.
Etappe 21: Moselkern ↔ Löf
13,9 km, 380 m ↑, 390 m ↓
Wir laufen die Etappe umgekehrt, damit wir die Sonne im Rücken haben, starten also in Löf. Aus dem Ort heraus führt der Weg bald einem Kreuzweg folgend in ein Kerbtal und Wald hinein und dann aufwärts. Kerbtäler sind typisch nicht nur für die Moselregion, sondern für ganz Rheinland-Pfalz. Sie haben einen V-förmigen Querschnitt und sind gekennzeichnet durch eine enge Talsohle und steile Talhänge und erfreuen den Moselsteigwanderer so immer wieder mit mehr oder weniger knackigen An- und Abstiegen. Je mehr Kerbtäler auf einer Etappe, desto mehr Höhenmeter also… Schließlich liegt das Waldstück hinter uns und nach dem Überqueren einer Landstraße erreichen wir bald den Aussichtspunkt Rabenlay mit Hütte und großzügigem Rastplatz. Hier ist richtig viel los wie auch auf dem weiteren Weg bis nach Hatzenport, das wir tief unter uns schon sehen können. Der Blick von der Rabenlay ins Moseltal ist aber auch wirklich atemberaubend. Außerdem kreuzen sich hier verschiedene Wanderwege, zum Moselsteig kommen noch das Traumpfädchen Löfer Rabenlay und der Traumpfad Hatzenporter Laysteig hinzu, beides Rundwege, die offenbar beliebter sind als der fortlaufende Moselsteig, da von der Planung her einfacher zu organisieren. Auf dem Steig begegnet uns nämlich hinter Hatzenport niemand mehr. Wir genießen eine Weile die Aussicht und steigen schließlich mit sensationellen Panoramablicken auf schmalem, teilweise ausgesetztem Pfad nach Hatzenport ab, wo wir für eine Pause in einer sehr schönen Straußwirtschaft einkehren. Straußwirtschaften haben eine lange Tradition, es gibt sie nicht nur an der Mosel, sondern in vielen Weinanbaugebieten und mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Sie haben nur saisonal geöffnet, meist im Sommer und zur Weinlese, und bezeichnen einen Gastbetrieb, in dem Winzer ihren eigenen Wein ausschenken und direkt vermarkten und dazu einfache Speisen reichen dürfen, die manchmal auch gehobener ausfallen. Bunte Bänder, Besen, geschmückte Kränze oder Sträuße zeigen an, dass die Straußwirtschaft geöffnet ist, daher der Name, anderenorts heißt es z.B. auch Besenwirtschaft. Nach einer ausgiebigen Pause sind wir gestärkt für den nächsten Anstieg auf dem teilweise mit Seilen und Leitern gesicherten, aber einfachen Klettersteig Dolling, auch danach steigen wir noch lange an und laufen dann an der Hangkante entlang, mit traumhaften offenen Blicken. Kurz vor dem Höhenort Lasserg kommen wir an einer Drachenfliegerschanze vorbei und gleich danach an einem aufwendig gestalteten Rastplatz mit Hütte und Traumblick ins Moseltal, der ein Stück dahinter auch noch die Burg Bischofstein einschließt! Einfach nur wunderbar!! Es folgt ein Schlenker von der Mosel weg durch eine weite Feldlandschaft, bis wir eine Landstraße kreuzen und, den Moselsteig verlassend, auf einem Zuweg steil nach Moselkern absteigen.
Blick auf Hatzenport vom Aussichtspunkt Rabenlay
Fast unten in Hatzenport
Etappe 22: Löf ↔ Kobern–Gondorf (Niederfell)
15,4 km, 600 m ↑, 590 m ↓
Wieder laufen wir die Etappe in umgekehrter Richtung, starten aber nicht in Kobern-Gondorf, sondern am anderen, hunsrückseitigen Moselufer in Niederfell. Durch das Aspeler Bachtal geht es zunächst sanft, dann steil ansteigend bergauf. Bald schon können wir die grandiose Aussicht vom Turm der Mönch-Felix-Hütte genießen, die wir von unserem Übernachtungsplatz auf der anderen Moselseite deutlich sehen konnten. Aussichtsreich geleitet uns der Moselsteig zum nächsten Highlight dieser Premium-Etappe, der Hitzlay, wo eine Treppe zu einem Aussichtspunkt mit Relaxliege führt. Weit öffnet sich der Blick hier ins Moseltal und auf die Staustufe Lehmen, auch Oberfell kann man in der Ferne schon erkennen. Dann biegt der Steig an der Röderkapelle vorbei mit einem scharfen Knick nach rechts ab und führt für ein längeres Stück von der Mosel weg. Trotzdem bleibt der Weg auch hier aussichtsreich, weit schweift der Blick über die Höhen des Hunsrücks und der Eifel auf der anderen Moselseite, leuchtendgelbe Getreidefelder und Blumenwiesen bieten sich als Fotomotive an. Wir passieren eine weitere Schutzhütte mit Rastplatz, wo sich etliche Wanderer für eine Pause niedergelassen haben. Viele andere sind heute mit uns unterwegs, was wohl daran liegt, dass wir mitunter den Traumpfad „Schwalberstieg“ und später den Traumpfad „Bleidenburger Ausblicke“ berühren, beides offenbar beliebte Rundwege, die zum Teil deckungsgleich mit dem Moselsteig verlaufen. Schließlich steigen wir nach Oberfell ab, um einem Kreuzweg folgend aus dem Ort heraus schnell wieder die alte Höhe zu gewinnen. Auf einer traumhaften Panoramastrecke entlang der Hangkante umrunden wir jetzt den Bleidenberg, mit herrlichen Aussichten ins Moseltal und zur Burg Thurant hin, die allmählich mit ihren zwei Türmen imposant und trutzig ins Blickfeld rückt. An der schönen mittelalterlichen Wallfahrtskirche Bleidenberg treffen wir auf eine Fahrstraße und streben dann auf dem steilen, aber nicht schwierigen Sieben-Fußfälle Klettersteig dem urigen Moselort Alken entgegen. Das letzte Teilstück der heutigen Etappe zur Burg Thurant hoch sind wir an einem anderen Tag gelaufen, beschreibe ich aber an dieser Stelle. Aus Alken heraus gelangt der Moselsteig über eine steile Treppe, die an 14 Kreuzwegstationen vorbeiführt, zur sehenswerten und interessanten „Alten St. Michaelskirche“ mit Gebeinhaus und Ehrenfriedhof. Die Kirche wurde in einer Urkunde von 1015 erstmals erwähnt und ist damit eine der ältesten Kirchen des Mosellandes. Leider hat sie nur an Sonn- und Feiertagen geöffnet, so können wir nicht ins Innere schauen. Dann erklimmen wir auf schmalen Pfaden den Berg, auf dem die mächtige Burg Thurant thront, für eine Besichtigung fehlt uns die Zeit, das wollen wir bei einer Kulturtour durchs Moseltal noch nachholen.
Etappe 23: Kobern-Gondorf ↔Winningen
11,6 km, 450 m ↑, 450 m ↓
Wir laufen die Etappe in umgekehrter Richtung, starten also in Winningen, gleichzeitig unser Endpunkt auf dem Moselsteig, denn Etappe 24 führt ins Stadtgebiet von Koblenz, dürfte also nicht so attraktiv sein. Wie jede Etappe des Moselsteigs beginnt auch diese mit einer Steigung, irgendwie verpassen wir aber beim Aufstieg den richtigen Abzweig und finden uns bald an der Domgartenhütte wieder, also in Etappe 24, auch nicht schlimm, der Blick auf Winningen von hier oben ist phantastisch. Schließlich sind wir auf dem richtigen Weg, der sehr schön geführt ist, wenn jetzt auch etwas abseits des Moseltals. Bald erreichen wir die Autobahnraststätte an der A 61 und die riesige Autobahnbrücke, die wir unterhalb über Treppen umgehen, schon ein etwas bizarres Wandererlebnis. Hinter der Brücke gibt es einen tollen Aussichtspunkt an der Gustav-Richter-Hütte, zu dem aber nicht nur Moselsteigwanderer, sondern auch Neugierige vom Autobahnrastplatz unterwegs sind. Wahrscheinlich deshalb ist im Bereich der Brücke alles ziemlich vermüllt, manche scheinen das Gelände auch mit einer Toilette zu verwechseln… Hinter dem Aussichtspunkt steigen wir noch weiter an, nur um dann beim sehr steilen und rutschigen Abstieg ins enge Kerbtal des Belltalbaches alle Höhenmeter wieder zu verlieren. Aus dem Tal heraus erwartet uns sofort der nächste steile Anstieg, oben geht es, der Mosel den Rücken kehrend, am Waldsaum entlang. Dunkle Wolken begleiten uns schon eine ganze Weile, aber dann beginnt es unvermittelt wie aus Eimern zu schütten, wir finden notdürftig Schutz unter einem Baum. Einzelne Schauer waren zwar vorhergesagt, aber bei unserem Aufbruch schien die Sonne, deshalb haben wir nur nachlässig Regenschutz eingepackt. Ich habe einen Knirps dabei, aber keine Regenjacke, bei Gerold ist es umgekehrt. Als es nur noch tröpfelt, eilen wir deshalb hastig weiter. Ausgerechnet in offenem Flurgelände erwischt uns dann der nächste Schauer mit Starkregen und heftigem Wind. Innerhalb kürzester Zeit sind wir bis auf die Haut nass, wir sehen es als Abenteuer und laufen einfach weiter, einen trockenen Faden haben wir eh nicht mehr am Leib. Später beruhigt sich das Wetter, wir steigen nach Kobern-Gondorf ab und beschließen, die Etappe hier zu beenden, den Schlenker über die Burgruinen oberhalb von Kobern auslassend. Am nächsten Morgen scheint schon wieder die Sonne und wir holen den Rest der Etappe nach. Mehr zufällig geraten wir bei der Suche nach dem Moselsteig-Zuweg auf den Klettersteig „Grittebasje“, der ziemlich abenteuerlich durch einen steilen Weinberg führt, ohne Assistenz hätte ich das wohl nicht geschafft. Oben treffen wir wieder auf den Moselsteig und haben einen tollen Blick auf die Ruine Niederburg. Zunächst steigen wir aber noch ein Stück weiter an, zur Ruine Oberburg, von der nur noch der quadratische Bergfried gut erhalten ist. Gleich daneben steht die Matthiaskapelle, erbaut als Aufbewahrungsort für eine Kopfreliquie des Apostels Matthias, die von einem Kreuzzug mitgebracht wurde und sich heute in Trier befindet. Die Kapelle ist unbedingt sehenswert, aber heute leider geschlossen. Ihr ungewöhnlicher sechseckiger Grundriss verweist auf eine orientalische Beeinflussung, sozusagen ein weiteres „Mitbringsel“ der Kreuzritter. Dann steigen wir zur Niederburg ab, die Ruine ist begehbar, der Bergfried und Reste von Wohnräumen etc. sind noch erhalten. Von der Burg haben wir noch einmal einen herrlichen Blick ins Moseltal, bevor wir nach Kobern-Gondorf zurückgehen. Fast tut es uns leid, dass damit unser spannendes, ungeheuer aussichtsreiches Moselsteig-Abenteuer beendet ist. Allerdings gibt es an der Mosel noch sehr viel mehr zu entdecken, sportlich oder mit dem Auto, die Moselsteig-Seitensprünge z.B., Traumpfade und Traumpfädchen, bezaubernde Weinorte, Burgen, Kirchen…. Ganz sicher war das nicht unsere letzte Moselreise.
Aussichtspunkt an der Autobahnraststätte A 61 mit Blick auf Dieblich
Die Mosel von Quelle bis zur Mündung (Quelle: Wikipedia)