4.8.2013 bis
9.8.2013
Vor
genau einem Jahr sind wir am 4.8. von Köln aus aufgebrochen, heute kehren wir
wieder nach Deutschland zurück. Ein schönes Gefühl, obwohl damit unwiderruflich das Ende des Sabbatjahres naht. Die deutsche Sprache
klingt uns nach so langer Abwesenheit am Anfang immer etwas fremd in den Ohren.
Am meisten vermisst haben wir dunkles Brot, aber da wurde unser Nachholbedarf
schon in Island gestillt.
Unsere
erste Station in Deutschland ist Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Vor zwei
Jahren haben wir hier unsere Fahrradtour entlang der alten innerdeutschen
Grenze gestartet, bei grauem, trübem Wetter – da kam uns die einstige
Hansestadt nicht so attraktiv vor. Heute dagegen scheint die Sonne und die
Stadtsilhouette von Rostock sieht mit ihrer mittelalterlichen Architektur
richtig schön aus. Wir bleiben bei Johanna und ihrer kleinen Tochter Lieke,
Papa Jelle fährt zur See und ist gerade unterwegs. Auf dem großen Grundstück
der Familie steht schon bald unser Zelt unter Obstbäumen – ein toller Auftakt
für den letzten Teil unserer Reise.
Fünf
Tage brauchen wir von Rostock bis nach Berlin, meist dem Fernradweg
Berlin-Kopenhagen folgend. Das Radwegenetz in Mecklenburg-Vorpommern ist
ausgezeichnet, es gibt unendlich viele Routen, nirgendwo sonst in Deutschland
haben wir je so viele Radtouristen gesehen – kein Wunder, man fährt hier fast
ausschließlich flach.
Hinter
Rostock radeln wir schon bald mitten durch die Mecklenburgische Seenplatte, das
ist eine eher ruhige Landschaft, aber uns gefällt sie supergut. Nicht ein Tag
vergeht, an dem wir nicht ins Schwärmen geraten, wie schön es hier ist – und
was es hier alles zu entdecken gibt: Schmucke Kleinstädte mit viel Geschichte,
hübsche Dörfer, unzählige Seen, darunter die Müritz, den größten Binnensee
Deutschlands..... Durch den Müritz-Nationalpark fahren wir, durch Wälder,
Wiesen, Auen, dann wieder folgen wir Alleen mit prächtigen Bäumen – die Strecke
ist sehr abwechslungsreich und es ist ein Jammer, dass wir nicht mehr Zeit zum
Schauen und Verweilen haben. Den kurzen Abstecher zum früheren Jagdsitz von
Erich Honecker am Drewitzer See gönnen wir uns aber – die Anlage wurde
mittlerweile in ein Hotel umgewandelt, in dem man edel übernachten kann, u. a.
in Zimmern, die ganz in Rot ausgestattet sind. Ansonsten staunen wir immer
wieder, wie sang- und klanglos die DDR untergegangen ist. Fast nichts ist,
jedenfalls rein äußerlich, übrig geblieben aus den 40 Jahren – außer ein paar
mausgrauen Häusern, verfallenden LPG-Gebäuden und dem entzückenden
Ampelmännchen. Aber natürlich lebt die
DDR in der Ostalgie weiter, Soljanka und Bautzner Senf sind nur ein paar
Beispiele dafür, gleichzeitig aber auch gute Geschäftsideen!
Was
uns noch auffällt, ist die große Hilfsbereitschaft hier: Fast immer wenn wir
anhalten und auf Karte oder GPS schauen, werden wir angesprochen: Ob wir Hilfe
bräuchten, wohin wir denn wollten.....Manchmal gehen oder fahren die Leute ein
Stück mit uns, nur damit wir bloß den richtigen Weg finden. In Westdeutschland
wird uns das später nicht mehr so häufig passieren. Ist das ein Loblied auf die
„Ossis“? Ja, ist es. Schon bei unserer Grenztour im Sommer 2011 fühlten wir uns
als Radfahrer hier außerordentlich freundlich aufgenommen.
Am
9.8. kommen wir gegen Mittag am Brandenburger Tor an. Das ist schon ein tolles
Gefühl – vor einem Jahr in Köln aufgebrochen, einmal rund um die Welt und jetzt
in Berlin! Es ist knallheiß, wir machen eine lange Pause und genießen die „Berliner
Luft“. Aber wir müssen noch weiter – in der Nähe von Potsdam erwartet uns heute
Abend Peter, ein alter Freund aus Studententagen. Er hat lecker gekocht und
serviert uns am nächsten Morgen ein Sonntagsfrühstück, obwohl doch erst Samstag
ist. Jeden Tag verwöhnt Peter uns mit leckeren Brötchen und frisch gebrühtem
Kaffee – so einen Luxus hatten wir lange nicht mehr!
Bei Johanna und Lieke
Revolutionärer Reiseradler (unten im Bild)
vor der "Gedenkstätte revolutionärer Matrosen"
vor der "Gedenkstätte revolutionärer Matrosen"
aus der DDR-Zeit am Warnow-Ufer in Rostock
Wappen von Meck-Pom mit mecklenburgischem Stier und pommerschem Greif
verfallende LPG-Gebäude aus DDR-Zeiten.
In der DDR gab es keine Fassadenfarbe, deswegen
sahen damals ALLE Häuser so mausgrau aus.
Verfallendes Gebäude aus längst vergangener Zeit
Einschusslöcher in der Fassade: Dieses Haus wurde im II. Weltkrieg beschädigt - und bis heute nicht repariert!!
Die Datsche von DDR-Staatschef Erich Honecker am Drewitzer See:
Heute ein Viersterne-Hotel
Hier empfing Honnecker seine Staatsgäste,
meist aus den sozialistischen Bruderländern.
Allee mit Maulbeerbäumen aus dem 18. Jahrhundert.
Der Alte Fritz ließ in Preußen Millionen von Maulbeerbäumen
zur Seidenproduktion pflanzen.
Der Soli macht´s möglich:
Genussradeln auf super ausgebauten Fahrradstraßen
im waldreichen Meck-Pom
Wassersportparadies Meck-Pom
Mecklenburgische Seenplatte: Abendstimmung am Zelt
Besser als Dusche: Reiseradlers Morgentoilette
Wir überqueren die Grenze nach Brandenburg
Hier wurden die Ziegeln für den Ausbau Berlins gebrannt:
Ziegeleipark Mildenberg, heute ein Museum
Ziegeleipark Mildenberg, heute ein Museum
Die Radroute geht mitten durch die Zehdenicker Tonstichlandschaft -
eine der schönsten Regionen Brandenburgs
eine der schönsten Regionen Brandenburgs
Radlparadies Ostdeutschland
Oranienburger Schloss mit Schlosspark
Zelten direkt am Schlosspark
auf dem Campingplatz des Kanuvereins in Oranienburg
auf dem Campingplatz des Kanuvereins in Oranienburg
Überbleibsel aus DDR-Zeiten:
Informationstafel an einem Haus in Oranienburg
Ich verstehe nicht, warum Uschi diese Friseur-Werbung so toll findet.
An der Havel kurz vor Berlin
Geschafft! Wir sind in Berlin, am Reichstag