Bei den Fahrten über Land fällt uns aber auch auf, wie stark hier noch die Gegensätze
sind: Da gibt es ziemlich protzige Häuser, vor denen mehrere teure
Autos stehen (meist auf Pump gekauft, wie wir später von einem Insider
erfahren) - und ein paar Meter weiter hausen Leute in ärmlichen
Bambushütten am Rande des Existenzminimums. Thailand ist eben ein
typisches Schwellenland: Es bietet alles, was es auch bei uns gibt, hat
aber gleichzeitig auch noch die Seiten, die für ein Land der 3. Welt
charakteristisch sind.
Wenn wir Tempo machen wollen,
nehmen wir manchmal die Schnellstraße, die wie eine Autobahn ist, wir
dürfen sie als Radfahrer aber benutzen. Hier ist zwar viel
Schwerlastverkehr unterwegs und es wird schnell gefahren, aber wir haben
immer einen sehr komfortablen Seitenstreifen.
Die
Hitze ist natürlich auch in Thailand ein Problem, aber in der ersten
Woche haben wir Glück, es regnet ab und zu, was für Abkühlung sorgt,
und wir haben einige bedeckte Tage. Richtung Bangkok wird es dann wieder
knallheiß - und das ist jetzt eigentlich die kühle Zeit hier.
Immerhin mangelt es in Thailand, ganz im Gegensatz zu Sri Lanka, nicht
an Einkehr- und Rastmöglichkeiten. Das wissen wir sehr zu schätzen. Überall gibt es kalte Getränke, oft auch guten Kaffee, ganz zu
schweigen von den zahlreichen Restaurants, mobilen Ess-Ständen,
Garküchen ...... Thailand ist nicht nur ein Paradies für Gourmets,
auch für Gourmands. Hier wird an jeder Ecke gebrutzelt und gekocht. Oft
halten wir auch an einem der unzähligen 7-Eleven-Shops, die von allem
etwas haben, wie die Tankstellen bei uns, nur besser sortiert. Zur Not
bekommen wir da alles, was wir brauchen: Kaltes Wasser, einen Snack,
einen Schokoriegel, neues Kartenmaterial etc. etc.
Eigentlich ist alles super in Thailand, auch
die Leute sind sehr nett. Wir werden fast immer freundlich gegrüßt,
oft bietet man uns ungefragt Hilfe an, wenn wir anhalten und auf unsere
Karte schauen. Englischkenntnisse sind abseits der touristischen Zentren
nicht sehr verbreitet, aber Gerold verbucht große Erfolge mit seinen
Bemühungen, die thailändischen Zahlen und einfache Wörter und Sätze
zu lernen. Das wird geradezu begeistert zur Kenntnis genommen, auch wenn
er oft korrigiert werden muss. Einmal erzählt er seinen ungläubig
staunenden Zuhörern, dass er 68 Jahre alt sei .....
Ein
ganz großes Problem sind in Thailand allerdings die Hunde, die
offenbar nicht an Radfahrer gewöhnt sind. Oft laufen sie bellend hinter
uns her, sogar auf der Schnellstraße werden wir attackiert. Weil ich
eine Heidenangst vor Hunden habe, finde ich das sehr unangenehm, obwohl
sie eigentlich feige sind. Gerold hat auf dem Lenker immer einen
Wanderstock griffbereit liegen, damit braucht er nur ein bisschen zu
wedeln und schon kneifen die lästigen Angreifer. Trotzdem ist es
einfach stressig, wenn plötzlich Hunde auf einen zurasen, und es bleibt
immer die Angst, dass vielleicht doch mal einer beißt und Tollwut hat.
Früh am Morgen sind die dreisten Vierbeiner am aktivsten, je heißer
es wird, desto mehr nimmt ihre Angriffslust ab, dann liegen sie nur noch
schlapp in der Ecke. Gegen Abend geht es dann wieder los .... Jeder
Radfahrer, dem wir begegnen (wir treffen in Thailand relativ viele, die
Strecke Phuket-Bangkok scheint ziemlich populär zu sein), klagt über
die Hunde. Manche haben wie wir einen Stock dabei, andere schwören auf
ihren Ultraschall-"Dogdazer", andere schreien aus Leibeskräften.
Gerold muss in Thailand jedenfalls immer hinter mir fahren, gemäß dem
Sprichwort "Den Letzten beißen die Hunde" - aber er hat ja auch den
Stock.
Insgesamt war es eine spannende und
abwechslungsreiche Fahrradtour durch Thailand. Nur die letzten ca. 100 km
nach Bangkok können wir nicht empfehlen. Weil alles andere zu
kompliziert wäre, nehmen wir die Schnellstraße, die so kurz vor
Bangkok extrem stark befahren ist, gefährlich wird es v.a. an den
zahlreichen Einmündungen. Spaß macht das nicht. Bangkok hat
geschätzte 11 bis 12 Millionen Einwohner, da ist auch der Stadtverkehr
kein Vergnügen. Ohne das Härtetraining auf Sri Lankas Straßen hätten
wir da so manches Mal die Nerven verloren. So aber kommen wir am 22.12.2012 nachmittags wohlbehalten an unserem Guesthouse an.
In Bangkok verbringen wir Weihnachten und Silvester und bereiten unsere Abreise nach Myanmar vor.
Auf der Autobahn: Nur noch 318 km bis Bangkok! 80 km sind wir heute
schon gefahren, aber es sind immer noch 37 km bis zu unserem nächsten
Übernachtungsort Prachup Kiri Khan.
Die Anstrengung hat sich gelohnt:
Von unserem Balkonzimmer genießen wir die Abendstimmung
am Meer in Prachup Kiri Khan.
Die Anstrengung hat sich gelohnt:
Von unserem Balkonzimmer genießen wir die Abendstimmung
am Meer in Prachup Kiri Khan.
Kurze Pause auf der Autobahn - mit leckeren frischen Ananas.
Die Verkaufsstände mit Durian-Früchten sind bei einheimischen Touristen besonders beliebt.
Durian (auf deutsch: Stinkfrucht) wird in Asien als Delikatesse hoch
geschätzt, sie gilt hier als Königin der Früchte. Wegen ihres
ekelhaft-penetranten Geruchs dürfen Durians nicht mit ins Flugzeug
genommen werden - auch in U-Bahnen und Hotels sind sie oft verboten.
Zwar müssen wir ab und zu auf die Autobahn,
aber meist fahren wir auf ruhigen Sträßchen an der Küste entlang.
Traumstrecke
94% der Thailänder bekennen sich zum Buddhismus,
oft fahren wir an Tempelanlagen und Buddhastatuen vorbei.
In einem Café treffen wir Yuwadee,
die Thailändisch als Fremdsprache unterrichtet.
die Thailändisch als Fremdsprache unterrichtet.
Sponan gibt sie mir Nachhilfeunterricht in Grammatik
Kesse Kids in einem Dorf
Donnerstagabend im Badeort Cha Am -
hier wartet alles auf den Ansturm der Wochenendausflügler aus Bangkok.
Salzgewinnung aus Meerwasser vor Bangkok
Abergläubisches Thailand: Geisterhäuschen am Rand einer Saline
Die letzten 100 km vor Bangkok fahren wir auf der Schnellstraße. An den tosenden Verkehr haben wir uns längst gewöhnt, mögen es aber gar nicht, wenn "unser" Randstreifen wie hier als zusätzliche Fahrspur missbraucht wird. Trotzdem fühlen wir uns meist sicher - diese Ölspur hier erkennen wir glücklicherweise
rechtzeitig.
Ein paar Wochen später kommen auf einer Schnellstraße am Stadtrand von Bangkok zwei junge britische Reiseradler ums Leben - sie wurden von
einem Pickup überrollt, dessen Fahrer für einen Moment abgelenkt war.
Stadtrand von Bangkok: Im Verkehrschaos an einem Autobahnkreuz
verzweifeln wir fast. Zu unserem Glück treffen wir auf eine Gruppe
junger thailändischer Radler, mit denen wir gemeinsam nach
einer
fahrradkompatiblen Strecke suchen.
Trotz Verkehrsstress: Lächeln fürs Foto
"FAHR DOCH, die Ampel ist grün!"
Auf der Brücke über den Chao Phraya liegen die Nerven blank.
(Fast) geschafft:
Wir sind in der Innenstadt, nur noch wenige
Kilometer bis
zu unserem Guesthouse. Für Autos geht hier nichts mehr-
der alltägliche Stau im Zentrum von Bangkok.
zu unserem Guesthouse. Für Autos geht hier nichts mehr-
der alltägliche Stau im Zentrum von Bangkok.